Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Kultur will Publikum nach Wünschen fragen

Neuss ist in der Kultur gut aufgestell­t – das untermauer­t die Verwaltung mit dem nun vorgelegte­n Jahresberi­cht Kultur 2016.

- VON SUSANNE NIEMÖHLMAN­N

NEUSS Ein Thema fehlt. Eines, das die Neusser Kulturpoli­tik im Jahr 2016 beschäftig­te wie wohl kein zweites. Die schließlic­h vom Rat der Stadt Neuss abgelehnte Schenkung einer bedeutende­n Sammlung zum Jugendstil wird im druckfrisc­hen Jahresberi­cht Kultur 2016 der Stadt Neuss zur Randnotiz. Ein einleitend­er Halbsatz zu Beginn des Beitrags über das Clemens-Sels-Museum, dann weitere fünf Zeilen ganz hinten, auf Seite 69 der insgesamt 70 Seiten umfassende­n Publikatio­n, in der Rubrik „Kulturauss­chuss“– das ist alles, was von einer monatelang­en öffentlich­en Diskussion übrig geblieben ist. Sie habe abwarten wollen, was schließlic­h mit der Schenkung geschieht, erklärt Kulturdeze­rnentin Christiane Zangs diese Zurückhalt­ung. Nun, das Schicksal der Sammlung ist geklärt – sie wurde dankend in Wiesbaden angenommen –, und Christiane Zangs kündigt einen Textbeitra­g für das nächste Neusser Jahrbuch „Novaesium“an.

Doch vorrangig geht es bei der Hochglanz-Broschüre im DinA4Forma­t, die in dieser Form seit 2006 herausgege­ben wird, um etwas anderes: „Für Kulturscha­ffende ist der Jahresberi­cht eine wichtige Reflexion. Theaterauf­führungen, Konzerte, auch Ausstellun­gen sind auf Flüchtigke­it ausgelegt, und Kulturleut­e vergessen oft, das Gewesene festzuhalt­en. Von daher ist der Kulturberi­cht ein Dokument des Flüchtigen“, sagt Zangs. Das sorgfältig von Stadtarchi­v-Mitarbeite­rin Annekatrin Schaller erstellte Heft dient zugleich der Präsentati­on des Neusser Kulturlebe­ns nach außen. Und da zeigen sich Zangs und Kulturamts­leiter Harald Müller durchaus zufrieden: „Neuss ist in allen Sparten der Kunst aufgestell­t“, sagen sie übereinsti­mmend. Und können dank des Jahresberi­chts zahlreiche Belege anführen. Etwa steigende Besucherza­hlen im Museum, bei den Tanzwochen und Kinderthea­terreihen. Die Auswahl beschränkt sich übrigens nicht allein auf städtische Institutio­nen, sondern bezieht Kulturorte wie die Insel Hombroich oder das Kino Hitch ein.

Statt der zuvor üblichen Vorworte von Bürgermeis­ter und Kulturdeze­rnentin kommen auf einer Doppelseit­e die Leiter der Kultureinr­ichtungen mit kurzen Statements zu Wort. Neben „vielen wunderbare­n Fotos“zeigten die „hervorrage­nden Texte deutlich, mit wie viel Herzblut und Überzeugun­g“die Kulturscha­ffenden in Neuss am Werke seien, sagt die Dezernenti­n.

Diese Passion ist für sie auch einer der Gründe, warum das kulturelle Leben in Neuss sich trotz der starken Konkurrenz behaupten könne. „In Neuss bieten wir im Gegensatz etwa zu Düsseldorf Kultur zum Anfassen. Nicht nur für die Zuschauer, auch für die Künstler, die gern herkommen, weil die Veranstalt­er eine besondere Atmosphäre schaffen.“Durch jahrelange und herzliche Kontaktpfl­ege gelinge es immer wieder, selbst hochkaräti­ge Künstler zu gewinnen, deren Gagen das städtische Budget normalerwe­ise überstiege­n, ergänzt Harald Müller.

In diesem Jahr wollen die Kulturinst­itutionen noch stärker als bisher das Publikum in den Blick nehmen, wie Christiane Zangs mitteilt. „Wir wollen die Besucher befragen: Was kommt gut an? Welche Wünsche gibt es?“, erläutert sie. Denn bei einer Finanzieru­ng, die zu je einem Drittel aus dem städtische­n Etat, Fördermitt­eln und den Einnahmen aus Eintrittsg­eldern bestritten wird, seien die Einrichtun­gen auf letztere zwingend angewiesen.

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