Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Hahnenkrähnen wird Fall für die Justiz
In Ramrath-Villau hat ein Anwohner einen Anwalt eingeschaltet, weil er sich vom Federvieh des Ehepaars Moser gestört fühlt. Der Hahn krähe extrem laut, der Lärm sei unerträglich. Die Mosers wollen sich nun auch Rechtsbeistand holen.
RAMRATH-VILLAU Simãul ist ein stolzer Bursche. Und er hat eine kräftige Stimme. Soviel steht fest. Allerdings gibt es grundverschiedene Auffassungen darüber, wann und wie oft Simãul sich bemerkbar macht – und ob Frequenz und Lautstärke seiner Kommentare eine Zumutung für seine Umgebung sind. Für Rolf und Waltraud Moser, denen der Hahn – denn um einen solchen handelt es sich bei Simãul – gehört, ist Hühnerhaltung in einer ländlichen Gegend etwas ganz Normales. Und ländlich ist es in Ramrath-Villau. Allerdings liegt das Haus der Mosers an einer in diesem Bereich relativ dicht bebauten Straße. Und ein Anwohnerehepaar (Name ist der Redaktion bekannt) fühlt sich nach eigener Aussage von dem Krähen des Hahns massiv gestört. Es hat die Grevenbroicher Rechtsanwaltskanzlei Velder Cremer Weiler Alms mit der Wahrung seiner Interessen beauf- tragt. Rechtsanwalt Alexander Alms hat die Mosers angeschrieben und sie aufgefordert, bis zum 12. Juni Abhilfe zu schaffen.
„Nach Einschätzung unserer Mandanten sollte versucht werden, den Hahn im Hühnerstall zu halten und den Stall mit einem entsprechenden Schallschutz zu isolieren. Sollte sich hierdurch an den Lärmimmissionen allerdings nichts ändern, bestehen unsere Mandanten auf Abschaffung des Hahns“, schreibt Anwalt Alms. Schließlich beginne der Hahn morgens um circa 4 Uhr mit dem Krähen und setze dies bis ungefähr 22 Uhr fort.
„Das Tier hat eine unwahrscheinlich laute Stimme“, urteilt der Beschwerdeführer. Er sei selbst auf dem Dorf großgeworden und habe früher auch Hühner gehabt. Daher wisse er, dass es Hähne gebe, die nicht so laut krähen würden. Auch die Mosers hätten früher einen Hahn gehalten, der leiser gewesen sei.
Zudem verursachten die Frösche im Teich der Mosers ebenfalls Lärm. Beides in Kombination sei zu viel. Das Schreiben von Anwalt Alms relativiert der Anwohner im Gespräch mit unserer Redaktion. „Wenn die Mosers den Hahn abends um 8 Uhr einsperren und morgens um 8 wieder rauslassen würden, dann wäre es mir egal“, sagt er. Aber lautes Krähen in der Nacht sei nicht hinnehmbar. Rolf und Waltraud Moser, die wie der Beschwerdeführer seit Jahrzehnten in Ramrath-Villau wohnen, stellen die Angelegenheit anders dar. „Beim Einsetzen der Dämmerung geht der Hahn in den Stall, und die Hühner folgen ihm“, versichert Waltraud Moser.
Ihr Ehemann unterstreicht, dass der Hahn in der Hühnergruppe auch eine soziale Funktion habe, indem er seinen „Harem“im Zaum halte. Ein Hahn gehöre zur artgerechten Haltung dazu. „Zudem spricht alle Welt darüber, dass Freilandhaltung sinnvoll und artgerecht ist. Und Rommerskirchen ist durch den Wissenschaftlichen Geflügelhof und durch den Gänsepeter hier in Ramrath doch über die Gemeindegrenzen hinaus bekannt“, sagt Rolf Moser. Der Ärger ist ihm deshalb unverständlich.
Auf der Internetplattform „Rommerskirchener Buschtrommel“, wo Waltraud Moser den Streit zuerst öffentlich machte, sind die Sympathien eindeutig verteilt – pro Hahn.