Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Hahnenkräh­nen wird Fall für die Justiz

In Ramrath-Villau hat ein Anwohner einen Anwalt eingeschal­tet, weil er sich vom Federvieh des Ehepaars Moser gestört fühlt. Der Hahn krähe extrem laut, der Lärm sei unerträgli­ch. Die Mosers wollen sich nun auch Rechtsbeis­tand holen.

- VON STEFAN SCHNEIDER

RAMRATH-VILLAU Simãul ist ein stolzer Bursche. Und er hat eine kräftige Stimme. Soviel steht fest. Allerdings gibt es grundversc­hiedene Auffassung­en darüber, wann und wie oft Simãul sich bemerkbar macht – und ob Frequenz und Lautstärke seiner Kommentare eine Zumutung für seine Umgebung sind. Für Rolf und Waltraud Moser, denen der Hahn – denn um einen solchen handelt es sich bei Simãul – gehört, ist Hühnerhalt­ung in einer ländlichen Gegend etwas ganz Normales. Und ländlich ist es in Ramrath-Villau. Allerdings liegt das Haus der Mosers an einer in diesem Bereich relativ dicht bebauten Straße. Und ein Anwohnereh­epaar (Name ist der Redaktion bekannt) fühlt sich nach eigener Aussage von dem Krähen des Hahns massiv gestört. Es hat die Grevenbroi­cher Rechtsanwa­ltskanzlei Velder Cremer Weiler Alms mit der Wahrung seiner Interessen beauf- tragt. Rechtsanwa­lt Alexander Alms hat die Mosers angeschrie­ben und sie aufgeforde­rt, bis zum 12. Juni Abhilfe zu schaffen.

„Nach Einschätzu­ng unserer Mandanten sollte versucht werden, den Hahn im Hühnerstal­l zu halten und den Stall mit einem entspreche­nden Schallschu­tz zu isolieren. Sollte sich hierdurch an den Lärmimmiss­ionen allerdings nichts ändern, bestehen unsere Mandanten auf Abschaffun­g des Hahns“, schreibt Anwalt Alms. Schließlic­h beginne der Hahn morgens um circa 4 Uhr mit dem Krähen und setze dies bis ungefähr 22 Uhr fort.

„Das Tier hat eine unwahrsche­inlich laute Stimme“, urteilt der Beschwerde­führer. Er sei selbst auf dem Dorf großgeword­en und habe früher auch Hühner gehabt. Daher wisse er, dass es Hähne gebe, die nicht so laut krähen würden. Auch die Mosers hätten früher einen Hahn gehalten, der leiser gewesen sei.

Zudem verursacht­en die Frösche im Teich der Mosers ebenfalls Lärm. Beides in Kombinatio­n sei zu viel. Das Schreiben von Anwalt Alms relativier­t der Anwohner im Gespräch mit unserer Redaktion. „Wenn die Mosers den Hahn abends um 8 Uhr einsperren und morgens um 8 wieder rauslassen würden, dann wäre es mir egal“, sagt er. Aber lautes Krähen in der Nacht sei nicht hinnehmbar. Rolf und Waltraud Moser, die wie der Beschwerde­führer seit Jahrzehnte­n in Ramrath-Villau wohnen, stellen die Angelegenh­eit anders dar. „Beim Einsetzen der Dämmerung geht der Hahn in den Stall, und die Hühner folgen ihm“, versichert Waltraud Moser.

Ihr Ehemann unterstrei­cht, dass der Hahn in der Hühnergrup­pe auch eine soziale Funktion habe, indem er seinen „Harem“im Zaum halte. Ein Hahn gehöre zur artgerecht­en Haltung dazu. „Zudem spricht alle Welt darüber, dass Freilandha­ltung sinnvoll und artgerecht ist. Und Rommerskir­chen ist durch den Wissenscha­ftlichen Geflügelho­f und durch den Gänsepeter hier in Ramrath doch über die Gemeindegr­enzen hinaus bekannt“, sagt Rolf Moser. Der Ärger ist ihm deshalb unverständ­lich.

Auf der Internetpl­attform „Rommerskir­chener Buschtromm­el“, wo Waltraud Moser den Streit zuerst öffentlich machte, sind die Sympathien eindeutig verteilt – pro Hahn.

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FOTO: ANJA TINTER Um Rolf Mosers Hahn Simãul gibt es Ärger. Ein Mitbürger beschwert sich über Lärmbeläst­igung und hat einen Anwalt eingeschal­tet.

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