Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Achenbach-Verwalter verliert gegen Galerie
Offenbar hätten nicht alle Immendorff-Affen aus dem Lager des Kunstberaters versteigert werden dürfen.
(sg) Im Sommer 2015 waren sie der Renner beim Ausverkauf der insolventen Achenbach-Unternehmen: Die Immendorff-Affen in allen 39 vom Künstler erdachten Varianten. Mehr als 50 wurden innerhalb der ersten Auktionstage versteigert, 814 000 Euro flossen allein dadurch in die Kasse des Insolvenzverwalters Marc d’Avoine, der auf eine „ordentliche Quote“für die Gläubiger der Kunstberatung hoffte.
Dieser Hoffnung hat das Landgericht gestern einen Dämpfer ver- setzt: Eine Zivilkammer verurteilte d’Avoine, den Erlös für zwei der versteigerten Affen samt Zinsen, insgesamt 55.000 Euro, an die Schweizer Galerie St. Gilles zu zahlen. Und dabei dürfte es nicht bleiben: Die Galerie behauptet, die Eigentümerin nicht nur von diesen beiden, sondern von insgesamt rund 70 Affen zu sein, will eigentlich eine knappe Million aus der Achenbachschen Insolvenzmasse. Zu dem gestern verkündeten Urteil hatte der wegen Betrugs verurteilte Helge Achenbach als Zeuge maßgeblich beigetragen. Er hatte bestätigt, dass seine Firma die Affen lediglich im Auftrag der Galerie habe gießen lassen. Die Kunstberatung habe die Affen zwar präsentiert, aber nie besessen, und wenn er doch einmal welche gekauft habe, dann nur, weil der Künstler in Geldnot gewesen sei. Rechnungen der Galerie an Achenbachs Firma seien jedenfalls nur „pro forma“gewesen.
Das Landgericht hatte sich trotz anfänglicher Skepsis („Diese Rech- nungen sind nicht schön“) von Achenbach und dessen ehemaliger Assistentin überzeugen lassen, die ebenfalls Kommissionsgeschäfte mit der Schweizer Galerie bestätigt hatte. Die Galerie ist nicht die einzige, die Anspruch auf die längst versteigerten Affen erhebt: Auch die Witwe des Künstlers hatte geklagt, wird sich nun wohl weiter mit den Schweizern auseinandersetzen. Der Insolvenzverwalter will das schriftliche Urteil abwarten, bevor er prüft, beim Oberlandesgericht da- gegen vorzugehen.
Achenbachs Kunstimperium war nach seiner Verhaftung im Sommer 2014 zusammengebrochen. Der Gründer ist inzwischen wegen Betrugs unter anderem am verstorbenen Aldi-Nord-Erben Berthold Albrecht verurteilt worden und verbüßt eine sechsjährige Haftstrafe, derzeit im offenen Vollzug. Dem Insolvenzverwalter seiner Firmen hatte er im Zeugenstand vorgeworfen, die Kunstbestände „verschleudert“zu haben.