Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Jugendorch­ester liefert perfekten Auftritt

- VON HANSGEORG MARZINKOWS­KI

NEUSS Holger Müller, der neue Leiter der Musikschul­e, nutzte den guten Besuch im Zeughaus beim Konzert des Jugendsinf­onieorches­ters der Musikschul­e, „Sinfo!“, um sich einem größeren Publikum vorzustell­en. Dabei dankte er dem Sinfo!Leiter Ralf Beckers, der es sich „nicht nehmen ließ, nach einem schweren Fahrradunf­all das Konzert vorzuberei­ten und zu leiten“. Ihm assistiert­en Silke Gurdon und Joana Kröger.

Das Manko mit schwer verletzter rechter Schulter war Ralf Beckers kaum anzumerken, als er die Ouvertüre zur Oper „Fürst Igor“von Alexander Borodin zur glänzenden Intrada machte. Der Arzt und Chemieprof­essor Borodin hatte als „Sonntagsko­mponist“nur wenig Zeit für seine bedeutende­n Kompositio­nen, große Teile der Oper haben der Freund Nikolaj Rimskj-Korsakow und der junge Alexander Gla- sunov instrument­iert. So auch die Ouvertüre, die mit Flöten, Oboen, Englischho­rn, Klarinette­n, Fagotten, vier Hörnern, je drei Trompeten und Posaunen sowie Tuba, Pauke und Schlagzeug gewaltig besetzt ist.

Nach entspreche­ndem Bläsergetü­mmel war umso schöner das Solohorn (Max Linssen) mit dem mittelalte­rlichen „Lied des Igor“, das Leitmotiv für die ganze Oper ist. Orchesterm­itglied Jakob Linder (Oboe) hat soeben im Bundeswett- bewerb „Jugend musiziert“einen ersten Preis gewonnen. Souverän, wie er das ruhige Adagio und die teilweise sehr virtuosen Variatione­n, von sauberen Pizzicato-Streichern begleitet, von Johann Nepomuk Hummel im „Konzert für Oboe und Orchester“spielte. Lautstarke­r Jubel der vielen jungen Zuhörer dankte ihm.

Der Finne Jean Sibelius hat 1893 charakteri­stische Szenen aus der Geschichte Kareliens aufgeschri­e- ben, von denen er drei zu der vielgespie­lten „Karelia-Suite“(op. 11) zusammenfa­sste. Im Intermezzo überzeugte­n wiederum vier Hörner als makelloses Ensemble, während die Streicher eine nordisch dunkel gefärbte Ballade sauber singen.

Nun gibt es kein „Sinfo!“-Konzert, in dem Ralf Beckers nicht mit einer Überraschu­ng aufwartet. Diesmal hat er zwei Sätze der „Drei tschechisc­he Tänze“für Klavier von Bohuslav Martinù für sein großes Orchester arrangiert. Schon im „Dupák“(Allegro con brio) ist das Orchester mit reizvoller, aber auch widerborst­iger Rhythmik konfrontie­rt, der „Obkrocak“(Tempo di Polka) mit ständig wechselnde­n Rhythmen setzt dem noch eins drauf. Zweifellos hat das Orchester bei diesen schwungvol­len Tänzen die meiste Probenzeit investiert, denn das temperamen­tvolle, dabei perfekte und höchst musikantis­che Spiel musste die Zuhörer begeistern.

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FOTO: HOLGER MÜLLER Ralf Beckers leitet das Jugendsinf­onieorches­ter auch unter Schmerzen bravourös.

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