Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

„Springmaus“mit Überlänge

Dem Improvisat­ionstheate­r fehlte in der zweiten Hälfte der Pep.

- VON RUDOLF BARNHOLT

KAARST „Jukebox“ist mehr als das neueste Programm der erfolgsver­wöhnten „Springmaus“. Vieles war anders als sonst, aber leider nicht unbedingt besser. So ist der Variantenr­eichtum kleiner geworden – und mitunter hatte man sogar das Gefühl, auch der Einfallsre­ichtum der Akteure, das Pfund also, mit dem sie seit vielen Jahren wuchern können, sei nicht mehr so groß wie früher. Die Zuschauer wurden in deutlich geringerem Maße mit eingebunde­n und die Idee, nach der Pause unter dem Stichwort „Autowerkst­att“eine Art Musical zu bringen, war auch nicht gerade glücklich, weil das Ganze etwas langatmig geriet und wenig Pep hatte.

In einer Jukebox steckt Musik, und weil bei der „Springmaus“Musik seit eh und je einen hohen Stel- lenwert einnimmt, ist „Jukebox“ein vielverspr­echender Titel. Leider konnte dieses Verspreche­n nur zum Teil eingelöst werden. Es ging los wie immer, die Besucher wurden kollektiv nach ihren Namen gefragt und nach außergewöh­nlichen Begriffen. Einer lautete „Ampelmännc­hen“. Der kleine Alexis Kara war prädestini­ert, um dieses DDR-Relikt zu verkörpern. Ampelmädch­en war Vera Passy. Das Publikum war begeistert, dürfte sich wieder gefragt haben, ob es da einen Trick gibt oder wie es sein kann, dass eine Idee so schnell so pfiffig umgesetzt werden kann.

Als sich Norbert Frieling über das Schützenfe­st ausließ, schlüpfte Kara in die Rolle des Gebärdendo­lmetschers. „Da können Sie sich auf den Kopf stellen“, übersetzte er mit einem astreinen Kopfstand. Mit rauchiger Stimme sang er den Ban- ker-Blues. Und unter dem Publikums-Stichwort „Matjesfile­t“begeistert­e das Quartett mit ständig wechselnde­n Fantasiesp­rachen. Ganz ohne Worte: der Sketch zum Stichwort „Wackeldack­el“. Norbert Frieling war den anderen oft um eine Nasenlänge voraus, wenn es um gute, spontane Ideen ging. Dann kam das Musical und selbst Frieling brachte nur wenig Originelle­s zustande. Die Nummer plätschert­e so dahin. Während die erste Halbzeit von vielen oft sehr kurzen Improvisat­ionen geprägt war, hatte das Musical „Autowerkst­att“eindeutig Überlänge. Immerhin hatte die Geschichte ein Happy-end: Gilly Alfeo, in Ehren ergraut, ermunterte seinen Sohn (Norbert Frieling), die Autowerkst­att aufzugeben und sein Medizinstu­dium zu beenden. Er tat das eine, ohne das andere zu lassen, wurde KfZ-Chirurg.

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