Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Tour de France – ein großer Wirtschaft­sfaktor

Am 2. Juli rollen die weltbesten Radfahrer durch den Rhein-Kreis. Wie die Wirtschaft in der Region vom Sportereig­nis profitiere­n will.

- VON ANDREAS BUCHBAUER

RHEIN-KREIS Der „Konsolen-Faktor“ist ein ziemlich guter Indikator für Größe. Wenn die Marketing-Maschine richtig brummt, dann gibt’s dazu auch ein Spiel für Playstatio­n 4 oder Xbox One. Jeder möchte schließlic­h ein Stück vom großen Kuchen abgreifen – und der Kuchen, den es zu verteilen gibt, ist die Tour de France. Der Größen-Faktor stimmt: Die Tour de France zählt zu den größten Sportereig­nissen der Welt. Kein Wunder also, dass – kurz bevor die Radfahrer in Düsseldorf an den Start gehen und durch den Rhein-Kreis nach Lüttich fahren – ein entspreche­ndes Spiel für Playstatio­n 4 und Xbox One erschienen ist. Das Marketing brummt.

In der Region gilt hingegen: Mit der Tour kommen die Touristen, und die bringen Geld mit. Hinter den Kulissen geht es daher vor allem um den Wirtschaft­sfaktor des größten Radrennens der Welt. Jürgen Sturm, Geschäftsf­ührer von Neuss Marketing, und sein Team haben im Vorfeld reichlich die Werbetromm­el für die Tour-Durchfahrt gerührt – auf Tourismusm­essen oder kürzlich auf dem Hansetag in Kampen (Niederland­e). Gerade von dort – das Nachbarlan­d gilt als Radfahrer-Nation – werden am kommenden Wochenende viele Gäste erwartet. „Es ist allerdings schwer zu schätzen, wie viele kommen“, sagt Sturm. Zumal die Kommunen im Rhein-Kreis – neben Neuss rollt die Tour durch Meerbusch, Kaarst und Korschenbr­oich – gerade bei Tagestouri­sten in Konkurrenz zu Düsseldorf und weiteren Stationen wie zum Beispiel Mönchengla­dbach stehen.

Bei den Touristen gibt es im Kern drei Zielgruppe­n. Erstens: Gäste, die in Hotels oder anderen gewerblich­en Betrieben mit mehr als zehn Betten nächtigen. Sie bringen pro Person und Tag rund 140 Euro in die Region. Das hat die ift Freizeit- und Tourismusb­eratung im Auftrag der Industrie- und Handelskam­mer (IHK) Mittlerer Niederrhei­n vor zwei Jahren für die Studie „Tourismusw­irtschaft am Niederrhei­n“ermittelt. Zweitens kommen Gäste, die in nicht-gewerblich­en Betrieben mit unter zehn Betten übernachte­n. Sie bringen im Schnitt rund 67 Euro pro Tag. Dritte Zielgruppe sind die Tagestouri­sten, die pro Person und Tag rund 25 Euro in die Region bringen. Gerade Letztere werden verstärkt am Tour-Wochenende erwartet. „Davon wird die Gastronomi­e profitiere­n“, sagt Sturm. „Und wohl auch der Einzelhand­el – zum Beispiel in Neuss mit einem verkaufsof­fenen Sonntag.“

Eher durchwachs­en sieht es hingenen bei den Hotels aus. In Neuss profitiert zwar zum Beispiel das Dorint. „Wir sind sehr, sehr gut belegt“, sagt Direktor Emre Sinanoglu. Das hängt aber nicht nur mit Touristen zusammen. Drei Teams haben sich nach Informatio­nen unserer Redaktion im Dorint einquartie­rt, jedes bringt bis zu 30 Personen mit. In Hotels, in denen keine Teams näch- tigen, ist die Nachfrage am TourWochen­ende geringer. Im Swissôtel Düsseldorf-Neuss hat die Tour laut Sprecherin Barbara Bücken keinerlei Einfluss auf die Belegung. Ähnlich sieht es im Holiday Inn Düsseldorf-Neuss aus. „Für uns ist es ein normales Wochenende“, sagt Direktor Arnd Hagemeier. Dass der Effekt der Tour unterschie­dlich ist, liegt auf der Hand – auch wenn sich mit Sport gutes Geld verdienen lässt. Allerdings muss zwischen punktuelle­n und dauerhafte­n Ereig- nissen unterschie­den werden. „Der Sport ist ein bedeutsame­r Wirtschaft­sfaktor für eine Stadt oder eine ganze Region. Das hat zum Beispiel eine regionalwi­rtschaftli­che Studie des Forschungs­instituts NIERS der Hochschule Niederrhei­n zu den wirtschaft­lichen Effekten von Borussia Mönchengla­dbach gezeigt. Das sind dauerhafte Effekte, von denen nicht nur die Stadt, sondern die ganze Region profitiert“, erklärt IHK-Hauptgesch­äftsführer Jürgen Steinmetz. „Bei punktuelle­n Sportereig­nissen wie zum Beispiel der Tour de France sind die wirtschaft­lichen Effekte überschaub­arer und von Austragung­sort zu Austragung­sort unterschie­dlich.“Steinmetz lenkt den Blick noch auf einen anderen Effekt: das internatio­nale mediale Interesse. Dies sei nicht zu unterschät­zen. „Neuss hat die Möglichkei­t, sich internatio­nal zu präsentier­en. Somit sind solche Großereign­isse ein wichtiges Marketingi­nstrument – auch für den Wirtschaft­sstandort Neuss.“

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SCREENSHOT: NGZ Die Marketing-Maschine zur Tour de France brummt. Unter anderem gibt’s auch ein Spiel für die Playstatio­n 4 und die Xbox One – auf diesem Bild geht’s auf der Etappe von Düsseldorf nach Neuss.

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