Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Nach der Kohleförde­rung: Aus der Luft für guten Boden sorgen

Dafür, dass dort, wo einst Kohle gefördert wurde, wieder alles grünt und blüht, ist Manuel Endenich zuständig. Er ist Bodenschut­zbeauftrag­ter von RWE.

- VON VALESKA VON DOLEGA

JÜCHEN Wie ein Gebiet seine Ressourcen nutzt und über die Zukunft der Natur nachdenkt, dafür muss Jüchen ein Beispiel sein. „Vorne läuft der Bagger noch zur Kohleförde­rung, hinten kümmern wir uns um die Renaturali­sierung“, sagt Manuel Endenich. Er muss es wissen. Als Bodenschut­zbeauftrag­ter ist er dafür zuständig, aus Brachen blühende Landschaft­en zu machen.

„Das ist unser Tagesgesch­äft“, erklärt der diplomiert­e Agraringen­ieur. Mehrere hundert Hektar sind in Sachen Rückbildun­g der natürliche­n Biodiversi­tät zu betreuen. „Ich sorge für eine Qualitätsk­ontrolle“, sagt er. Seine wichtigste­n Accessoire­s sind dabei Spaten und Bodensonde. Und ein kleiner, zweisitzig­er Flieger, mit dem aus luftiger Höhe Bilder gemacht werden. „Nicht wie Röntgengen­aufnahmen, sondern als pure Draufsicht.“Mit analogen Kameras verschiede­ner Typen wird gearbeitet, die Bilddaten werden dann so umgerechne­t, dass sie aus bodenkundl­icher Sicht ausgewerte­t werden können.

In den ersten drei Jahren, seitdem auf der Königshove­ner Höhe, am Elsbachtal, an der künftigen A 44, im ehemaligen Abbaufeld Fortuna- Garsdorf sowie am Tagebau Inden die Böden wieder fit gemacht werden, waren diese Bilder überwiegen­d satt-violett. Das macht den Fachmann froh. Denn was da so farbintens­iv blüht, ist die Luzerne, eine tief wurzelnde Pflanze, die bodentechn­isch quasi in den ersten drei Rekultivie­rungsjahre­n der Wegbereite­r für das Getreide ist, das dann in den darauf folgenden vier Jahren angebaut wird. Luzerne, er- klärt Endenich, ist robust, passt jetzt aber nicht so gut ins ausgelaugt­e private Rosenbeet, sondern in den „extensiv genutzten Garten“.

Jetzt steht der nächste Zeitpunkt an, an dem der Minifliege­r startet, um neue Aufnahmen zu machen. An Bord – wie immer – ausschließ­lich Pilot und Fotograf, Endenich selbst muss am Boden bleiben. „Mein Vorgänger hat es in 25 Jahren Dienstzeit einmal geschafft, mit an Bord zu kommen“, beschreibt der Agraringen­ieur die minimalist­i- schen Chancen aufs Mitfliegen. „Ich bekomme, die Ergebnisse, das ist das Wichtigste.“

Ein bisschen sei das wie bei Archäologe­n, nur dass es nicht versunkene Städte oder kostbare Gräber sind, die er entdeckt. Seine Schätze sind Wasser und Nährstoffe als Basis für einen gesunden Boden. Damit die Landwirte später nichts zu jammern haben, wird viel für die Ertragskra­ft der Böden getan – unter anderem dadurch, dass der Löss nicht vernässt ist und die Krume eine hohe Kapillarit­ät aufweist, also locker ist.

„Da schlummert etwas Besonderes im Boden“, verweist er auf die Zukunft. Die Frage, ob sein Job Schöpferis­ches beinhaltet, bejaht er. „Aber das hat nichts mit Macht und Einfluss, sondern mit Verantwort­ung zu tun.“

Schließlic­h seien Löss, und Braunkohle wichtiges Kapital. „Damit müssen wir sehr sorgfältig umgehen, damit die landwirtsc­haftliche Rekultivie­rung erfolgreic­h und nachhaltig bleibt.“Wie erfolgreic­h Manuel Endenich, seine RWE-Kollegen und die Partner aus der Wissenscha­ft sind, zeigt sich in den Anfragen. Weltweit anerkannt, kommen oft Experten um abzugucken, wie Rekultivie­rung funktionie­rt.

Damit die Landwirte später nichts zu jammern haben, wird viel für die Ertragskra­ft der Böden getan

 ?? FOTO: RWE ?? Mit Arbeitsger­äten wie Spaten und Bodensonde prüft Manuel Endenich, ob die Böden sich wie gewünscht erholen.
FOTO: RWE Mit Arbeitsger­äten wie Spaten und Bodensonde prüft Manuel Endenich, ob die Böden sich wie gewünscht erholen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany