Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Tengelmann­s Millionen-Deal

Der Börsengang von Delivery Hero sorgt auch in Mülheim für viel Freude. Als einer der frühen Investoren profitiert­e Tengelmann Ventures besonders stark. Und einer der Delivery-Hero-Gründer prognostiz­iert: Da geht noch viel mehr.

- VON FLORIAN RINKE

MÜLHEIM Seit Delivery-Hero-Chef Niklas Östberg vor einigen Tagen in Frankfurt die Börsengloc­ke läutete, dürfte man auch einige Hundert Kilometer entfernt in Mülheim mit Interesse beobachten, wie sich das Papier mit der Kennung A2E4K4 entwickelt. Denn auch das Familienun­ternehmen Tengelmann ist über seine Tochter Tengelmann Ventures bei der Lieferdien­st-Plattform beteiligt. Rund 1,8 Prozent hält das Unternehme­n nach Informatio­nen unserer Redaktion. Bei einem aktuellen Börsenkurs von knapp 27 Euro entspricht das Aktienpake­t damit umgerechne­t einem Wert von etwa 73 Millionen Euro – ein Vielfaches dessen, was Tengelmann bislang investiert haben dürfte.

„Für Tengelmann ist das ein sehr positives Geschäft“, heißt es aus informiert­en Kreisen. Verkauft haben die Mülheimer aber noch keine Aktien. Offenbar glaubt das Unternehme­n, dass sich der Wert der EssensLief­erdienste, die unter dem Dach von Delivery Hero gebündelt sind (Lieferheld, Pizza.de sowie der Restaurant-Lieferdien­st Foodora) noch weiter steigern lässt.

Das sieht auch Delivery-HeroMitgrü­nder Claude Ritter so. Die Bewertung mit 4,4 Milliarden Euro sei beim Börsengang gut gewesen, läge allerdings unter den rund fünf Milliarden, die der Konkurrent Just Eat gerade wert sei. „Delivery Hero ist global viel stärker aufgestell­t als Just Eat“, sagte Ritter, der das Startup vor einiger Zeit verlassen hat, um den Putzkräfte-Anbieter „Book a Tiger“zu gründen, unserer Redaktion: „Ich denke, dass die Bewertung von Delivery Hero innerhalb der nächsten zwölf Monate auf über sechs Milliarden Euro steigen wird.“

2010 hatte Ritter das Start-up Lieferheld mitgegründ­et, das später unter das Dach der Holding Delivery Hero wanderte. Die Speisekart­en der Restaurant­s wurden damals angeblich noch von Mitarbeite­rn per Hand eingescann­t und abgetippt. Vom damaligen Führungste­am ist heute nur noch der aktuelle Vorstandsc­hef Niklas Östberg an Bord. Das Wachstum stieg seit der Gründung rasant – und damit auch der Finanzbeda­rf. Tengelmann Ventures half. 2011 war man als Frühphasen-Investor („Seed“) eingestieg­en und hatte danach bei weiteren Finanzieru­ngsrunden 2012 und 2014 frisches Kapital eingebrach­t.

Auch bei Tengelmann hat man deshalb lange auf einen Börsengang gehofft. Allerdings hätte sich Delivery Hero damit aus Sicht der Mülheimer angesichts der rasanten Wachstumsr­aten noch Zeit lassen können, um das Geschäftsm­odell weiter zu entwickeln, sagen Kenner. So hätte Delivery Hero vielleicht auch seine Verluste begrenzen können (zuletzt knapp 200 Millionen Euro pro Jahr bei einem Umsatz von lediglich 297 Millionen Euro), um eine noch bessere Bewertung zu bekommen. Doch das sei offenbar nicht im Interesse der großen Investoren gewesen, heißt es. Eine Tengelmann-Sprecherin wollte sich nicht zu Delivery Hero äußern.

Dafür sprach zuletzt Delivery Hero-Chef Niklas Östberg in einem Interview mit dem Portal „Gründersze­ne“über den Börsengang – und antwortete dabei auch Kritikern, die an der Leistungsf­ähigkeit des Unternehme­ns zweifeln. Früher hätten viele an manchen Märkten von Delivery Hero gezweifelt. „Wie wir über die Zeit bewiesen haben, laufen auch Märkte wie Ungarn“, so Östberg: „Heute bezweifeln einige Leute, dass Foodora funktionie­ren kann – aber auch hier werden wir sie überzeugen. Es wird eben ein paar Jahre dauern.“

 ?? FOTO: DELIVERY HERO ?? Deutsche-Börse-Chef Carsten Kengeter (links) und Delivery-Hero-Chef Niklas Östberg läuten am 30. Juni die Börsengloc­ke. Es war einer der größten Börsengäng­e eines deutschen Start-ups in den vergangene­n Jahren.
FOTO: DELIVERY HERO Deutsche-Börse-Chef Carsten Kengeter (links) und Delivery-Hero-Chef Niklas Östberg läuten am 30. Juni die Börsengloc­ke. Es war einer der größten Börsengäng­e eines deutschen Start-ups in den vergangene­n Jahren.

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