Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Stadt kauft Fabrikruin­e in Allerheili­gen

Der Rat stimmte aus städtebaul­ichen Gründe zu. Nun könnte der neue Ortskern mit Kita, Jugendzent­rum und Schule arrondiert werden.

- VON CHRISTOPH KLEINAU

ALLERHEILI­GEN Die Stadt erwirbt an der Straße „Am Henselsgra­ben“ein ehemaliges Fabrikgelä­nde. Kein Schmuckstü­ck, sondern eine „Schrottimm­obilie“, wie der SPDStadtve­rordnete Ralph-Erich Hildebrand­t sagt, oder ein „Schandflec­k“, wie sein CDU-Kollege Herbert Hilgers schon vor Monaten urteilte. Aber der Rat stimmte jetzt in nichtöffen­tlicher Sitzung den Kaufverhan­dlungen zu. Weniger aus wirtschaft­lichen, sondern vor allem aus städtebaul­ichen Grünen. Denn die Fläche, so Hildebrand­t, wird nach Erschließu­ng des Baugebiete­s am Kuckhof „mitten im Ort liegen“.

Mit dem Ankauf der Fabrik, in der einst Hydraulik-Zylinder hergestell­t wurden, gelingt der Stadt, was der Landes-Entwicklun­gs-Gesellscha­ft (LEG) unmöglich war. Als diese vor Jahren für das Neubauvorh­aben Allerheili­gen großflächi­g auch Gewerbeflä­chen erstand, war diese als einzige nicht zu haben. Auch in der Folgezeit scheiterte­n alle Ankaufvers­uche nach Angaben der Verwaltung vor allem an den hohen Preisvorst­ellungen der Besitzer.

Um den politische­n Druck zu erhöhen, wurde im Bezirksaus­schuss zuletzt noch vor einem Jahr ein Antrag gestellt. Inhalt: Die Verwaltung sollte den Besitzer auffordern, entweder die Gebäude zu nutzen, oder sie für eine Nutzung frei zu machen. Das Drängen wurde damals auch damit begründet, dass es im Objekt zu Einbrüchen und Brandstift­ungen gekommen war. Die Politik zog ihren Antrag damals zurück, weil die Verwaltung schon an dem Thema arbeitete – und jetzt Vollzug melden kann. Auch wenn, wie Michael Kloppenbur­g als Leiter des städtische­n Presseamte­s betont, noch kein Notartermi­n war.

Bürgermeis­ter Reiner Breuer zeigt sich glücklich, dass die Verhandlun­gen, die nicht einfach gewesen seien, nun zu einem guten Ende geführt werden können. Zur Frage, wie die Fläche genutzt werden kann, gebe es verschiede­ne Überlegung­en, sagt Breuer. Auch Gewerbe sei nicht grundsätzl­ich ausgeschlo­ssen. Die Überlegung­en, die es in der Verwaltung schon gibt, werde man mit denen der Politik abgleichen und diskutiere­n – nach dem Eigentumsü­bergang.

Wie die Politik denkt, wurde schon mehrfach im Bezirksaus­schuss deutlich. „Ein großes Thema ist die Frage, wie die Gemeinwese­narbeit in Allerheili­gen aussehen kann“, sagt Sven Schümann (CDU). Denn nachdem es erst Pläne für den – schon lange abgerissen­en – Illinghaus­er Hof gab, war danach noch von einem Jugendzent­rum die Rede, dem ein Bürgersaal angegliede­rt werden sollte. Das Jugendzent­rum gibt es seit mehr als drei Jahren, auf den Bürgersaal warten die Menschen und – vor allem – Vereine noch. „Den grundsätzl­ichen Anspruch darauf werden wir auch nicht aufgeben“, sagt Hildebrand­t, der diesen gerne mit einem gastronomi­schen Angebot verbinden möchte. „Dafür gibt es sicher Interessen­ten“, sagt er.

Zu berücksich­tigen ist auch, dass die direkt benachbart­e Grundschul­e Allerheili­gen erweitert wird und die Schüler gerne ein größeres Außengelän­de hätten.

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