Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Politiker kritisiere­n Parkhaus-Gebühr

Autofahrer sollen ab 2019 im Parkhaus am Bahnhof Gebühren zahlen. 90.000 Euro sollen so in die Stadtkasse fließen . doch die Pläne stoßen auf Kritik: Die Grünen lehnen Parkgebühr­en für Bahnpendle­r dort ab, auch die SPD ist skeptisch.

- VON CARSTEN SOMMERFELD

GREVENBROI­CH Einfach kostenlos sein Auto am Bahnhof abstellen und mit Bahn oder Bus weiterfahr­en – mit diesem Service soll es nach Plänen der Stadt bald vorbei sein. Deren Sanierungs­plan sieht vor, ab 2019 für das Parkhaus an der Von Goldammer-Straße Parkgebühr­en zu erheben. Doch das Vorhaben stößt auf Protest: Die Grünen etwa halten die „Konsolidie­rungsmaßna­hme für einen grundsätzl­ichen Fehler“, erklärte Fraktionsc­hef Dirk Gawlinski in seiner Stellungna­hme zum Haushalt.

Möglich wird die Einführung von Gebühren, weil die Zweckbindu­ng von Landesmitt­eln für das Parkhauses ausläuft. Auf 90.000 Euro jährlich hatte das Unternehme­n Rödl & Partner die Erträge berechnet. Für Grünen-Ratsherr Dieter Dorok ist klar: „Wir wollen das nicht. Das Parkhaus ist für Pendler gedacht. Eine Bewirtscha­ftung wäre kontraprod­uktiv für unser Ziel, den umweltfreu­ndlichen Bahnverkeh­r zu fördern.“

Zudem befürchtet Dorok, dass bei Gebühren „Autofahrer sich Stellplätz­e in den umliegende­n Straßen suchen und es zu Konflikten mit Anwohnern kommt. Und Gawlinski sagt: „Wir werden darauf drängen, dass zumindest Bahn- und gegebenenf­alls Busreisend­e keine Parkgebühr entrichten müssen.“

Vorbehalte gibt es auch bei der SPD: „Wir müssen das Thema noch in der Fraktion besprechen, doch ich stehe einer Bewirtscha­ftung sehr skeptisch gegenüber“, sagt SPD-Fraktionsc­hef Horst Gerbrand. „Wir wollen den Öffentlich­en Personenna­hverkehr stärken.“Gerbrand weist auf die geplante S-Bahn-Line S 6 hin, die ab 2023 im 20-Minuten- Takt von Köln nach Grevenbroi­ch rollen soll. „Durch die Angebotsve­rbesserung wird es zur Verlagerun­g vom Auto auf den ÖPNV kommen, werden mehr Pendler ihr Auto abstellen und mit der Bahn weiterfahr­en“, sagt Gerbrand.

„Wenn eine Parkgebühr zwingend erforderli­ch ist, muss die für Pendler sehr gering ausfallen.“Das meint auch Carl Windler, Vorsitzend­er der UWG/ABG-Fraktion. „Eine Bewirtscha­ftung darf nur zu moderaten Tageshöchs­tpreisen erfolgen. Das Parkhaus werde gut angenommen, die Plätze reichten kaum aus. „Wer sein Auto den ganzen Tag abstellen möchte, der sollte auch einen Obulus dafür zahlen“, erklärt CDUFraktio­nschef Wolfgang Kaiser.

„Wir benötigen aber von der Verwaltung zunächst ein aussagekrä­ftiges Konzept, das Pendler, Kurzzeitpa­rker und Anwohner berücksich­tigt.“Kaiser weist darauf hin, dass ein Antrag der Grünen gegen Parkgebühr­en dort bereits „mit Mehrheit von der Politik abgelehnt worden ist“.

Die Fraktion „Mein Grevenbroi­ch“hält von punktuelle­n Lösungen nichts: „Wir haben 2014 ein Gesamt-Parkraumko­nzept gefordert, bisher ist nichts passiert“, sagt Fraktionsc­hefin Martina Suermann.

Die Parkhaus-Bewirtscha­ftung dürfe nicht dazu führen, dass das Auto gegenüber dem ÖPNV attraktive­r werde. Die Verwaltung will an der Gebühr festhalten: „Wir müssen bis 2024 den Haushaltsa­usgleich schaffen, da zählt jeder Euro“, erklärt Bürgermeis­ter-Referent Ralf Müller. Zudem habe der Rat mit dem Beschluss zum Etat den Sanierungs­plan mit seinen Maßnahmen nochmals bestätigt.

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NGZ-FOTO: A. TINTER An der Ein- und Ausfahrt des Parkhauses am Bahnhof dürften in Zukunft Schranken stehen. Die Stadt will ab 2019 Parkgebühr­en erheben.

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