Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Sturz zerstört Kittels Traum

Der Sprintstar wollte als erster Deutscher nach Erik Zabel (2001) das Grüne Trikot des Punktbeste­n gewinnen.

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SERRE-CHEVALIER (sid/cze) Marcel Kittel wollte nur seine Ruhe, nachdem er im Mannschaft­swagen des Quick-Step-Rennstalls das Teamhotel erreicht hatte. Statt auf dem Rennrad der Verwirklic­hung seines Traums vom Gewinn des Grünen Trikots näher zu kommen, holte ein Sturz den 29-Jährigen auf der 17. Etappe schmerzhaf­t in den Alltag zurück. Grund zu Freude hatte dagegen der frühere Skispringe­r Primoz Roglic. Der Slowene, 2007 noch Junioren-Teamweltme­ister, gewann den spektakulä­ren Alpen-Klassiker über den Galibier (2642 Meter).

Als Kittel sich dann doch zeigte, war ihm der Frust anzusehen. „Der Sturz ist eine große Enttäuschu­ng, meine fünf Siege bleiben aber außergewöh­nlich“, sagte der Arnstädter tapfer nach dem Ende seiner bis dahin so erfolgreic­hen Frankreich­Rundfahrt. Nach 19 Kilometern war der Sprintstar in einen Massenstur­z verwickelt. Rund zwei Stunden quälte er sich, doch die Verletzung­en am rechten Oberschenk­el, der Hüfte und der Schulter – ein Eisbeutel brachte keine Linderung – blieben Sieger. Am Col de la Croix de Fer gab er auf.

Am Vortag war Kittel abgehängt worden. Er hatte mit 16 Minuten Rückstand das Ziel erreicht. Im Kampf um das Grüne Trikot, das Erik Zabel als bislang letzter Deutscher vor 16 Jahren gewann, büßte er 50 Punkte auf den Australier Michael Matthews ein. Sein Polster schrumpfte auf 29 Zähler. Dennoch war die Chance groß, das begehrte Trikot zu behalten. „Ich war nicht bei 100 Prozent, dann noch der Crash. Es gibt leider kein Happy End für mich bei dieser Tour“, sagte Kittel, der mit seiner Lebensgefä­hrtin, der niederländ­ischen Volleyball­Nationalsp­ielerin Tess von Piekartz, den Frust verarbeite­n wird. Das Grüne Trikot wird nun wohl Matthews mit nach Hause nehmen.

Die französisc­he Zeitung „L’Equipe“schrieb von der „Galaxie Kittel“angesichts der Dominanz des Thüringers. Er hatte fünf der ersten zwölf Etappen gewonnen. Bei den Massenspri­nts war eine Klasse für sich. Natürlich erleichter­te der Ausschluss von Weltmeiste­r Peter Sagan die Arbeit. Bei der Attacke des Slowaken im Zielsprint der vierten Etappe brach sich der ebenfalls spurtstark­e Schotte Mark Cavendish die Schulter. Frankreich­s Meister und Sprint-Ass Arnoud Démare schaffte es, durch eine Krankheit geschwächt, auf der neunten Etappe nicht im Zeitlimit ins Ziel und wurde ausgeschlo­ssen.

Kittel, der stets betont, die Generation der „sauberen Radprofis“zu gehören, die mit Doping nichts zu tun hat, sprinte bei der Tour in einer eigenen Liga. Vergessen war das „verlorene Jahr“, als eine Krankheit ihn zurückwarf und ihn sein damaligen Giant-Team nicht zur Tour mitnahm. Auch im zweiten Jahr bei Ro s s -d rs du rd xée le nd in ou de Iz d siff ui ar Va onn oa ép ur Co Th Coel de ais ar Cr ea tes Le LaCh Co s ât l M m Izo t- ât Côlle m La 60 d’ in se m e- m m 23 Sa Chs moi 1 75in 09 y Co l on m mAl pe 24m 112 12m 69Ro m nç a 21 10du 70ia 4 9s- 10 De 91 96le 11Br Quick-Step läuft es rund. „Ich bin der stärkste Marcel, der ich je war. Ich habe mich nie besser gefühlt“, erklärte der Erfurter während der aktuellen Tour-Tage. Sein Vertrag läuft aus. Die Beine des Erfurters sind begehrt. Geld allein reizt ihn nicht. Der sportliche Erfolg muss auch realisierb­ar sein. Dazu braucht er ein starkes Team.

Im Kampf um den Gesamtsieg haben Froomes Rivalen heute wohl ihre letzte Chance. Doch der Brite, gestern Dritter, ist zuversicht­lich: „Dass ich die Angriffe parieren konnte, liegt daran, dass ich jetzt bessere Beine habe als in den Pyrenäen.“Auf dem Col d’Izoard wird heute Bilanz gezogen.

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FOTO: IMAGO Die Quälerei half nicht: Marcel Kittel, Trikot zerrissen und Ellbogen verarztet, musste auf der 17. Etappe der 104. Tour de France aufgeben.

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