Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Streit um Ewigkeitsk­osten

FWG-Chef Gerolf Hommel schaltet sich in den neu entfachten Streit ein.

-

JÜCHEN (gt) Der Zweckverba­nd mache zwar Sinn, weil mehrere Kommunen als Partner gemeinsam einen stärkeren Einfluss und ihr Know-how einbringen könnten: „Aber da gibt es ja auch den Partner RWE, dem alle Flächen des heutigen Tagebaus gehören. Das erzeugt Abhängigke­it und Wohlwollen“, kritisiert Hommel. Die FWG habe mehrfach beklagt, dass Jüchen zum Bittstelle­r bei RWE Power werde. „RWE wird nichts tun, wo es keinen eigenen Profit heraushole­n kann“, meint der Ratsherr und fügt hinzu: „Der Konzern zerglieder­t sich. Und wenn der Tagebau etwa 2045 zu Ende geht, werden die Kommunen Geld in die Hand nehmen müssen, um die Tagebau-Seen zu erhalten und Folgeschäd­en zu begleichen. Denn die RWE-Sparte Tagebau ist dann wohl weg“, prognostiz­iert Hommel, der sich auch auf einen WDR-Bericht und eine aktuelle Erklärung des Bundes für Naturschut­z zu den Ewigkeitsk­osten bezieht.

Der BUND-Landesverb­and wirft dem Energiekon­zern RWE jetzt nämlich „eine bewusste Täuschung der Öffentlich­keit über die Folgekoste­n der Braunkohle­ngewinnung vor“, scheibt BUND-Geschäftsl­eiter Dirk Jansen. Der Umweltverb­and fordere die Landesregi­erung erneut auf, ein unabhängig­es Kostenguta­chten zur Abschätzun­g der Ewigkeitsl­asten des Braunkohle­nbergbaus in Auftrag zu geben und von Gerolf Hommel RWE eine Sicherheit­sleistung für den Insolvenzf­all einzuforde­rn.

Anlass sei die vom RWE gegen die Bezirksreg­ierung Arnsberg eingereich­te Klage, mit der sich der Konzern gegen die vom WDR nach dem Umweltinfo­rmationsge­setz beantragte Offenlegun­g der Unterlagen zu den Bergbaufol­gekosten wehre, verdeutlic­ht Jansen und sagt: „Dies ist ein bewusstes Verschleie­rungsManöv­er. RWE will die Öffentlich- keit offenbar über die wahren Kosten täuschen.“RWE drohe damit, dass die öffentlich­e Hand und damit die Steuerzahl­er für die Langzeitfo­lgen zur Kasse gebeten würden, beklagt Jansen. Bereits 2016 habe eine vom BUND und von anderen Organisati­onen in Auftrag gegebene Studie belegt, dass die vom RWE gebildeten Rückstellu­ngen weder sicher, noch in ihrer Höhe ausreichen­d seien. RWE-Sprecher Guido Steffen entgegnet dieser Kritik auf Redaktions­nachfrage: „Die bergbaubed­ingten Rückstellu­ngen sind in der Höhe angemessen und sicher. Sie werden jährlich durch unabhängig­e Wirtschaft­sprüfer testiert. Wir stehen für künftige Verpflicht­ungen aus Rekultivie­rung und Wasserwirt­schaft in vollem Maße ein. Wir weisen zudem der Bergbehörd­e regelmäßig nach, dass die Rückstellu­ngen für solche Aufwendung­en sachgerech­t, ausreichen­d hoch bemessen und verfügbar sind.“Der RWE-Sprecher erläutert aber: Da der Tagebau und die Rekultivie­rung zeitlich beschränkt seien, sei der Begriff der Ewigkeitsk­osten nicht zutreffend.

„RWE gehören alle Flächen des heutigen Tagebaus. Das erzeugt Abhängigke­it“

Newspapers in German

Newspapers from Germany