Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Kinder bauen eine Stadt für sich und ihre Familien

Eine Woche lang haben 30 Kinder an der Alten Post an ihrer „Wunschstad­t“gebaut. Heute wird gefeiert, mit einem Familienfe­st.

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NEUSS (hbm) Planungsde­zernent Christoph Hölters ist sichtlich überrascht: „Es gibt sogar Stadtplane­r?“Ja, sechs an der Zahl, die sich darum kümmern, dass Häuser und andere Gebäude nicht kreuz und quer auf dem Gelände entstehen. Tim, Lea, Pia, Malea, Hannah und Felix haben diese Aufgabe übernommen, einen Plan gezeichnet, um den 24 Architekte­n um sich herum sagen zu können, wohin der Marktplatz kommt, der See, das Restaurant ... Aber Straßen wollen sie nicht haben.

Es gibt nur Wege, Alleen und kleine asphaltier­te Pisten in dieser „Wunschstad­t“, die mittlerwei­le zum siebten Mal vor der Alten Post entsteht und jedes Mal anders ausfällt. „Dieses Mal gibt es sogar einen Vulkan“, sagt Klaus Richter lachend, „aber anderes als in Neapel wissen die Kinder genau, dass seine Hänge nicht bebaut werden sollen.“

Die Entscheidu­ng, auf Straßen zu verzichten, fiel allerdings erst recht spät. „Aber einhellig“, betont die Künstlerin Sibyll Rautenberg, die das Projekt mit ihrem Kollegen Heribert Münch betreut, „der Vorschlag kam von den Kindern, die schon eher bei dem Projekt dabei waren.“Dass von den 30 Kindern von acht bis zwölf Jahren 20 ganz neu sind, kommt in der Geschichte der „Wunschstad­t“fast schon einem Generation­enwechsel gleich. Was aber auch bedeutet, dass die siebte Auflage für die Zwölfjähri­gen die letzte ist. Silja zum Beispiel fin- det das gar nicht gut, drei Mal hat sie schon mitgebaut, nun übernimmt sie zusammen mit Felix aber eine ganz anderes Rolle: Die beiden sind die Bodyguards der sechs Stadtplane­r: „Das war eigentlich nur eine Quatschide­e“, erzählt die Zwölfjähri­ge und lacht, „aber dann haben wir es einfach so beschlosse­n.“Überhaupt wird vieles gemeinsam gemacht in dieser Wunschstad­t: „Fünf Kinder haben zusammen ein großes Haus für eine WG gebaut“, erzählt Rautenberg.

Bei allem Spaß am Basteln und Formen aus Ton und anderen Materialie­n zeigt sich aber an der entstehend­en Wunschstad­t auch, was Kinder wollen. Ein Zoo findet sich da, ein See ist immer dabei – dieses Mal sogar mit einem Restaurant, das den Namen „Zum Seeblick“trägt –, ein Aufzug, eine Kirche, ein Rummelplat­z sogar mit einem Riesenrad, und auch ein Windrad für die Energieerz­eugung fehlt nicht. Nicht nur Hölters ist beeindruck­t von der Mischung aus Fantasie und Realismus, auch Ron Brinitzer als Vorsitzend­er des mitfinanzi­erenden Fördervere­ins der Alten Post lässt sich gern alles erzählen und erklären.

Vier Betreuer helfen den beiden Künstlern Rautenberg und Münch: Maria Ehrentraut, Jan Ehrentraut, Kolja Rautenberg und Alte-PostPrakti­kantin Tabea Kromm. Heute um 12.30 Uhr wird in der „Wunschstad­t“ein Familienfe­st gefeiert.

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NGZ-FOTO: WOI Aus ihrem Kreis haben die Kinder sechs „Stadtplane­r“bestimmt, die im Blick behalten, wo was in der „Wunschstad­t“entstehen soll.

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