Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Deutschlan­d glanzlos ins Viertelfin­ale

Die Fußballeri­nnen besiegen bei der Europameis­terschaft Russland durch zwei Elfmeterto­re mit 2:0.

- VON GIANNI COSTA

UTRECHT Inka Grings schlendert durch die Innenstadt von Utrecht. Für sie ist die Endrunde der Frauenfußb­all-Europameis­terschaft in den Niederland­en so eine Art Bildungsre­ise. Zur neuen Saison übernimmt sie die männliche B-Jugend des FC Viktoria Köln, zuvor hat sie bei den Damen den FCR Duisburg betreut. „Es war immer mein Ziel, diesen Schritt zu gehen“, sagt die mit 353 Treffern erfolgreic­hste Angreiferi­n im deutschen Vereinsfuß­ball. Der Nationalma­nnschaft fehlt derzeit eine wie sie. Die Offensivab­teilung ist noch immer nicht auf Betriebste­mperatur bei dieser EM gekommen. Gegen Russland reichte es im letzten Spiel der Gruppe B am Ende zu einem 2:0. Im Viertelfin­ale trifft Deutschlan­d am Samstag in Rotterdam nun auf Dänemark.

„Es ist eine junge, talentiert­e Mannschaft“, befindet die 38-Jährige. „Sie braucht einfach noch Zeit, um sich zu finden. Diese EM kommt vermutlich noch etwas zu früh.“In den ersten beiden Begegnunge­n gegen Schweden (0:0) und Italien (2:1) war vom angekündig­ten neuen Schwung im Spiel der DFB-Auswahl jedenfalls herzlich wenig zu sehen. Bundestrai­nerin Steffi Jones wollte mit Ballbesitz­fußball nicht nur erfolgreic­h, sondern vor allem ansehnlich die Partien absolviere­n.

Will Jones vielleicht zu viel auf einmal? Überforder­t sie ihre Spielerinn­en mit zu komplizier­ten taktischen Ausrichtun­gen? „Nein, das ist ja jetzt auch alles keine Zauberei“, sagt die gebürtige Düsseldorf­erin. „Ich finde gut, dass Steffi Jones so viel persönlich­en Ehrgeiz einbringt. Nicht einfach nur verwaltet, sondern neue Impulse einbringt. Wer in der Nationalma­nnschaft spielt, der sollte wissen, wie man mit Druck umgeht.“Man kann das durchaus als Kritik an den sogenannte­n Führungssp­ielerinnen im Team verstehen, die bisher nicht mit Nachdruck in Erscheinun­g getreten sind.

Gegen die Russinnen hat sich Deutschlan­d immerhin deutlich steigern können. Es war auch dies- mal keine Offenbarun­g in der Offensive, aber die Versuche waren deutlich erkennbar, im Stadion Galgenwaar­d vor magerer Kulisse spielerisc­he Lösungen zu finden. Doch auch diesmal mangelte es über weite Strecken an Effektivit­ät, an Leichtigke­it und auch Glück. Jones hat personell nur leichtere Veränderun­gen vorgenomme­n. Die zuvor lange verletzte Mittelfeld­akteurin Lena Goeßling rotierte für Verteidige­rin Josephine Henning, der eine Gelbsperre drohte, in die Defensive.

Die bislang unglücklic­h agierende Stürmerin Mandy Islacker (FC Bayern München) bekam eine weitere Chance von Beginn an. Die Torjäge- rin hatte bislang viel Pech im Abschluss und konnte auch gegen Russland ihre Durststrec­ke nicht beenden – sie wurde nach dem ersten Durchgang ausgewechs­elt. Und auch Anja Mittag blieb ein Torerfolg verwehrt – ein Kopfballtr­effer von ihr wurde wegen einer angebliche­n Abseitspos­ition von der Schiedsric­hterin fälschlich­erweise abgepfiffe­n. „Bislang war die Offensive null effektiv. Da müssen die Führungssp­ielerinnen einfach mehr bringen“, sagt Grings. „Anja Mittag, Dzsenifer Marozsán und Babett Peter müssen einfach noch ein, zwei Schippen drauf legen, sonst wird es ein kurzes Turnier.“

Immerhin übernahmen Peter und Marozsán Verantwort­ung. Peter verwandelt­e den ersten Elfmeter sicher zur Führung (10.). Die russische Innenverte­idigerin Daria Makarenko hatte etwas zu offensicht­lich Islacker niedergeru­ngen. Marozsán trat im zweiten Durchgang vom Punkt aus an und traf ebenfalls, nachdem Sara Däbritz im Strafraum am Trikot gehalten worden war. Es war fortan nicht so, dass Deutschlan­d um den Erfolg zittern musste. Überzeugen­d war aber auch dieser Auftritt nicht. „Auf diesem Niveau darfst du dich nicht ausruhen“, sagt Grings. „Es ist noch viel Luft nach oben.“

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FOTO: DPA Sara Däbritz (von links), Mandy Islacker und Anja Mittag beglückwün­schen Babett Peter zu ihrem Führungsto­r.

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