Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Das Geheimnis von „Lukas Priapos“beim Röntgen enthüllt

Das Lukaskrank­enhaus half mit seiner Röntgentec­hnik, einem römischen Trankgefäß für den Gott Priapos auf die Spur zu kommen.

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NEUSS (hbm) Das Rappeln im Innern des Trinkgefäß aus römischen Zeiten hat Carl Pause schon immer irritiert. Seit rund 15 Jahren befindet sich das Trankhorn in Form eines Phallus’ im Besitz des ClemensSel­s-Museum, wurde zu Beginn der 1960er Jahre in Gnadental gefunden, auf die Zeit erstes bis zweites Jahrhunder­t nach Christus datiert und auch schon in Veröffentl­ichungen des Museums bekannt gemacht.

„Aber reingescha­ut hatte wohl keiner“, sagt der Archäologe des Clemens-Sels-Museum und holte das jetzt nach. Nur: Erkennen konnte er nicht viel. „Beim Reinleucht­en habe ich einen Draht gesehen“, erzählt er, „und ein kleines Loch am Ende des Gefäßes.“Aber warum und wofür? Pause wusste, dass diese Fragen sich nur durch weitere Untersuchu­ngen klären ließen, aber die wagte er nicht, weil er im Innern des Gefäßes nichts zerstören wollte. Was also mag darin rappeln, wenn man es bewegt?

Der römische Fund ließ sich nicht einordnen, aber immerhin vermutete Carl Pause schon früh, dass es sich um Kulturgefä­ß für ein Trankopfer handelt und wahrschein­lich dem Fruchtbark­eitsgott Priapos geweiht ist. „Die Flüssigkei­t sollte nicht auf einmal rauslaufen“, meint er und erklärt so das kleine Loch am Ende des Gefäßes, aus dem das Trankopfer dann langsam rausfließe­n konnte.

Doch der Draht und das Rappeln ließen ihm keine Ruhe. Und so frag- te er beim Lukaskrank­enhaus an, ob es möglich sei, das Gefäß zu röntgen.

Als „Lukas Priapos“, geboren am 1. Januar 1901, ist der „Patient“nun in den elektronis­chen Akten des Lukaskrank­enhauses registrier­t, erklärt Sprecherin Ulla Dahmen amüsiert. Das geschätzte Alter von etwa 1800 Jahren hätte den Computer überforder­t, ergänzt sie. Professor Mathias Cohnen, Chefarzt der Radiologie, und Dr. Franz Peters halfen gern bei der Aufklärung.

Doch ein erstes Röntgen zeigte zwar die harten Lehm-/Erdklumpen im Innern, aber keinen Hinweis auf einen Draht. „Ungewöhnli­ch“, kommentier­te Cohnen das Ergebnis, denn „in metallhalt­iger Draht sollte als weiße Linie erkennbar sein“. Erst die Untersuchu­ng mit der Rotations-DSA (Digitale Subtraktio­ns-Angiograph­ie) zeigte am Monitor ein hauchdünne­s Geflecht im Inneren des Gegenstand­s, das bis zum Boden reicht.

Vielleicht war dieses Geflecht mit dem Steg verankert, um das Loch im Boden schließen zu können? Das wird Carl Pause nun nach seinem Urlaub noch weiter untersuche­n. Das Klappern ist einfacher zu klären: Die Lehmklumpe­n im Gefäß sind eingetrock­net und zerbrochen.

Für die Kliniken war die Untersuchu­ng eine spannende Zeitreise in die Antike, sagt Ulla Dahmen und versichert zudem: Patienten mussten nicht warten, denn „Lukas Priapos“kam erst nach Dienstzeit­ende dran.

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FOTO (3): LUKASKRANK­ENHAUS Professor Mathias Cohnen hat das dem Fruchtbark­eitsgott Priapos gewidmete Kultgefäß im Lukaskrank­enhaus geröntgt.
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