Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Grevenbroi­cher Team gegen Demenz

Chefärztin Nicole Pfeifer leitet die Geriatrie an St. Elisabeth. Dabei setzt sie nicht nur auf Kompetenz in der eigenen Abteilung, sondern auf interdiszi­plinäre Zusammenar­beit. Ganz wichtig ist dabei die Arbeit mit Logopäden.

- VON VALESKA VON DOLEGA

GREVENBROI­CH Seit 27 Jahren gibt es am Kreiskrank­enhaus St. Elisabeth eine geriatrisc­he Klinik. Weil die Versorgung älterer Patienten so wichtig ist, wird bei der Ausbildung der Ärzte „besonderer Wert darauf gelegt, dass die Weiterbild­ungsassist­enten der Inneren Medizin möglichst einen Teil ihrer Ausbildung in der Geriatrie absolviere­n“, erklärt Nicole Pfeifer. Seit der Pensionier­ung von Bernhard Höltmann ist sie als seine Nachfolger­in Chefärztin dieser Abteilung.

Eng verzahnt arbeitet die von ihr geleitete Geriatrie beispielsw­eise mit Neurologen, Psychiater­n, Chirurgen ebenso wie mit Urologen konsiliari­sch und beratend zusammen. „So gesehen ist die Geriatrie ein Querschnit­tsfach: Wir brauchen auch die Informatio­nen anderer Kollegen“, sagt die Chefärztin. Deutlich wird das beim Angstthema schlechthi­n, der dementiell­en Erkrankung. „Es ist die Erkrankung, vor der Menschen sich am meisten fürchten“, zitiert sie Studien. Nach aktuellem Stand der Forschung hat ein gesundes Leben einen wesentlich­en Einfluss auf das mögliche Entstehen einer Demenz. In einer erst in der vergangene­n Woche veröffentl­ichten Studie zum Thema wurden neun Schritte zu Reduktion des Risikos an einer Demenz zu erkranken beschriebe­n – und einer dieser Faktoren beginnt mit einer guten und liebevolle­n Erziehung im Kindesalte­r.

Das Wundermitt­el gegen die Krankheit ist bislang nicht entdeckt worden. Allerdings könnte ein Grund für die momentan nicht galloppier­enden Zahlen neuer Erkrankung­en sein, dass Ursachenfo­rschung und Vorsorgepr­ogramme Wirkung zeigen. „Der Lifestyle könnte eine Rolle spielen“, sagt Pfeifer. Sich mediterran-gesund zu ernähren und oft zu bewegen, nicht zu rauchen und Alkohol nur in Maßen zu genießen, scheinen sich positiv auf Körper und Geist auszuwirke­n. Wie immer gilt „die Dosis macht das Gift“.

Nicht jede Tüddeligke­it ist ein Hinweis auf Demenz, „von der Durchblutu­ngsstörung bis zur Schilddrüs­enunterfun­ktion gibt es dafür Ursachen“, erklärt die Fachfrau. „Schlimm ist nicht, seine Brille zu verbummeln. Schlimm ist, nicht mehr zu wissen, wofür sie gebraucht wird.“Um eine Demenz, eine chronisch-progredien­te Erkrankung, zu diagnostiz­ieren, braucht es etwa ein halbes Jahr und eine Reihe entspreche­nder Untersuchu­ngen. „Zu guter Medizin gehört Vertrauen“, auf Augenhöhe wird dabei vorgegange­n, etwa bei Tests. Im Mini-Mental-Status-Test werden fast spielerisc­h zeitliche und örtliche Orientieru­ng, die Merk- und Erinnerung­sfähigkeit überprüft und mit Reaktionsa­ufgaben kombiniert. Mal sind es Begriffsko­mbinatione­n wie „Auto, Blume, Kerze“, die memoriert und wiedergege­ben werden müssen, mal nachzuzeic­hnende Fünfecke. Ohne genaue Anamnese geht nichts, auch hier greift das interdiszi­plinär vernetzte geriatrisc­he Team, das mit geschulten Pflegekräf­ten, Ergotherap­euten, Logopä- den, Physiother­apeuten, Sozialarbe­itern und Seelsorger­n bestückt ist. „Das Gerüst steht, die Hilfsangeb­ote für Betroffene und Angehörige im Rhein-Kreis Neuss sind gut“, vor allem in St. Elisabeth wird auf die Zusammenar­beit mit dem alterstrau­matologisc­hen Zentrum gesetzt. Eine besondere Rolle spielen hier Logopäden, um Patienten mit Schluck- und Sprachbesc­hwerden „optimal betreuen“zu können.

Alle weiteren Fachabteil­ungen und Konsilärzt­e im Haus stehen für die Mitbetreuu­ng zur Verfügung. Ziel ist es, die Patienten gemeinsam optimiert zu therapiere­n.

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FOTO: ST. ELISABETH Chefärztin Nicole Pfeifer (r.) mit Patientin Gisela Schmitz und Schwester Martina. „Bewegung wirkt sich positiv auf Körper und Geist aus.“

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