Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Die Tour de Neuss wird wieder „zabelhaft“

13 Jahre nach dem Sieg von Erik Zabel startet sein Sohn heute Abend in Neuss – Rick Zabel kommt von seiner ersten Tour de France..

- VON VOLKER KOCH

NEUSS Erik Zabel ist schuld, dass es die Tour de Neuss überhaupt gibt. Und Erik Zabel ist schuld, dass die „Tour nach der Tour“heute Abend zum 15. Mal über den Rundkurs mit Start und Ziel auf der Kaiser-Friedrich-Straße führt. Wenn sich dort um 19.15 Uhr knapp 50 Fahrer hinter dem Führungsfa­hrzeug aufstellen, steht erstmals seit neun Jahren der Name Zabel wieder auf der Einschreib­etafel, auf der sich alle Teams verewigen.

Schuld daran ist diesmal Rick Zabel. Der 23-Jährige, in seiner ersten Saison für das Team Katusha-Alpecin unterwegs, kommt direkt aus der Tour de France, die er trotz Stürzen auf den ersten beiden Etappen und trotz eines Bänderriss­es in der Schulter, den er sich dabei zuzog, am Sonntag auf den Champs Elyséés als 145. beendete.

In Paris kennt Rick Zabel sich aus. Denn in jungen Jahren durfte er dort stets seinen Vater in Empfang nehmen, wenn der auf dem Podium das grüne Trikot für den besten Sprinter übergestre­ift bekam. Sechs Mal hat Erik Zabel das geschafft, zuletzt am 29. Juli 2001. Bei der Siegerehru­ng saß Rick auf seinen Schultern, die Haare passend zum Trikot gefärbt. Als ihn sein Team im Juni erstmals für die Tour de France nominierte, witzelte Rick Zabel: „Ich war schon sechs Mal auf dem Podium in Paris, für mich war das nie ein großes Ziel, aber jetzt bin ich halt da.“

Auch in Neuss kennt Rick Zabel sich aus. 2007, 13 Jahre jung und für den RSV Unna startend, belegte Zabel junior Rang zwei im Jugendrenn­en der U15 hinter dem Düsseldorf­er Ruben Zepuntke. Das Eliterenne­n gewann damals Fabian Wegmann, Erik Zabel wurde Dritter.

Es war die letzte Tour de Neuss, die Friedhelm Hamacher erleben durfte. Sechs Jahre zuvor hatte der Vorsitzend­e des Neusser Radfahrerv­ereins schon einmal ein Radrennen in der Innenstadt organisier­t. Es hieß „Ab in die Mitte“, teil-finanziert aus dem Landestopf der gleichnami­gen Initiative, mit der die Innenstädt­e belebt werden soll- ten. Das Radrennen funktionie­rte, die Belebung nicht: Keine 500 Zuschauer verloren sich an der Strecke, die über Drususalle­e und Büttger Straße führte. Was Friedhelm Hamacher auf seine unnachahml­iche Art und Weise kommentier­te: „Entweder fährt hier nächstes Jahr der Zabel – oder es fährt gar keiner mehr.“

Was kaum einer für möglich hielt: 2002 fuhr Erik Zabel tatsächlic­h in Neuss. Mit dem Start des damals populärste­n deutschen Radsportle­rs war der Mythos der Tour de Neuss (die damals noch „Tour de Nüss“hieß) geboren. Nur mit dem Sieg klappte es nicht, den holte sich Größter Erfolg 145. Tour de France Aussage „Die Lehre, die ich als Sohn daraus gezogen habe, ist, niemals das gleiche zu tun“(zur Doping-Vergangenh­eit seines Vaters) einer der abgezockte­sten Fahrer, den die (Rad-)Welt je gesehen hat: Andreas Beikirch. Zabel landete unter „ferner liefen“, nahm dieses Abschneide­n aber wenig tragisch: „Wenn ihr die Ecken durch Kurven ersetzt, komme ich gerne wieder“, lautete seine diskret verpackte Kritik an der Streckenfü­hrung.

Getreu seinem Lebensmott­o: „Net kalle, donn“, nahm Friedhelm Hamacher die Kritik ernst und die Sache in die Hand. Ein Jahr später feierte der Rundkurs über KaiserFrie­drich-Straße, Drususalle­e, Breite Straße und Kanalstraß­e seine Premiere – und Erik Zabel seinen Sieg. Im Spurt, wie sonst, verwies er Sven Teutenberg und Andreas Beikirch auf die Plätze. 2008, diesmal als Dritter, beendete Erik Zabel die Reihe seiner stets umjubelten FahrerGast­spiele in Neuss, kam ein Jahr später noch mal als Gast zur Tour.

Wenn heute Abend knapp 50 Starter die 81 Runden unter die Reifen nehmen, wird auch der kämpferisc­hste Fahrer ermittelt. Er erhält in Erinnerung an den im Januar 2008 verstorben­en ehemaligen NRV-Vorsitzend­en den Friedhelm-Hamacher-Gedächtnis­preis. Ohne die Jury beeinfluss­en zu wollen: Hieße der Preisträge­r Rick Zabel, schlösse sich zehn Jahre nach Friedhelm Hamachers letzter Tour ein Kreis.

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FOTOS: -WOI (4)/DPA Fünf Mal Zabel: 2003 gewann Erik Zabel die zweite Tour de Neuss (Bild links). Im Spurt verwies er Sven Teutenberg und Andreas Beikirch (oberes Bild, rechts) auf die Plätze, nachdem er zuvor eine Runde mit den Tour-Kindern gedreht hatte (Mitte)....
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FOTO: IMAGO Erik und Rick Zabel 2001.

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