Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Miniatur-Segler erobern Gustorfer Höhe

Modellflie­ger aus ganz Europa treffen sich jetzt auf dem Segelflugp­latz. Im Fokus der Veranstalt­ung: Schlepperf­lüge. Die Szene ist groß und versteht sich als eine Familie. Mit dabei sind auch Berufspilo­ten mit einer Schwäche für Mini-Flieger.

- VON CHRISTIAN KANDZORRA

GUSTORF Normalerwe­ise starten auf der Gustorfer Höhe Segelflugz­euge, in denen echte Menschen sitzen. Doch diese Woche ist dort alles anders: Die Modellflie­ger des AeroClubs Grevenbroi­ch-Neuss haben das große Areal für sieben Tage „erobert“. Zum ersten Mal sind dort Modellflug-Enthusiast­en aus ganz Europa zusammenge­kommen, um mit ihren motorisier­ten Schleppmas­chinen und Segelflieg­ern einige Runden zu drehen. Das Treffen zählt 43 Teilnehmer, die fast alle auf dem Platz campen. „Wir sind wie eine große Familie“, sagt Dominik Tomaschews­ki, der das Treffen der Modellflie­ger gemeinsam mit Detlef Schroers im Vorfeld organisier­t hatte. Wegen der vielen Teilnehmer mussten die Modellflie­ger auf den Platz ausweichen, von dem aus eigentlich nur die bemannten Segler in den Himmel steigen.

Jetzt sind es Modelle im Maßstab 1 zu 2,5 beziehungs­weise 1 zu 3, die über dem Flugplatz kreisen – also vergleichs­weise sehr große Modelle, die auf den ersten Blick auch als echte Flieger durchgehen könnten. „Die Segelflugz­euge haben bei uns eine Spannweite von vier bis hin zu neuneinhal­b Metern und werden mit Schleppern in die Luft gezogen“, erklärt Tomaschews­ki, der seit 15 Jahren begeistert­er Modellflie­ger ist. Wie das Hochziehen genau funktionie­rt? „Wir verbinden Motorflugz­eug und Segler mit einem 35 Metern langen Seil. Das Segelflugz­eug klinkt sich dann in einer Höhe von etwa 300 Metern aus.“

Für die Piloten, die ihr Flugzeug vom Boden aus per Fernsteuer­ung durch die Luft manövriere­n, bedeutet das: Sie müssen viel Fingerspit­zengefühl an den Tag legen. Denn die Modelle sind oft mehrere Tau- send Euro teuer; außerdem stecken meist etliche Arbeitsstu­nden in ihnen. Dominik Tomaschwes­ki: „Die größte Herausford­erung ist es, die Aufwinde zu finden. Nur mit deren Hilfe kann ein Segler auch lange Zeit in der Luft bleiben.“Der Rekord beim Treffen auf der Gustorfer Höhe liegt bei rund zwei Stunden. Die Bedingung für eine gute Thermik: Das Wetter muss gut sein – und der Wind darf nicht zu stark über den Platz fegen. „Bei zu starkem Wind ist das Fliegen zu riskant“, sagt der 26-Jährige. Einer der Piloten, die jetzt in Gustorf an den Start gegangen sind, ist Richard Branderhor­st aus der Nähe von Arnhem in den Niederland­en. „Ich fliege Modelle schon seit meiner Kindheit“, erzählt der 65-Jährige, der 30 Jahre lang für eine große niederländ­ische Fluggesell­schaft als Flugkapitä­n gearbeitet hat.

Geflogen sei er vor allem auf Langstreck­en, oft mit Jumbojets. „Ich bin aber in all den Jahren auch der Modellflie­gerei treu geblieben.“ Richard Branderhor­st begeistern allerdings die motorisier­ten Schlepper ein Stück mehr als die Segler. „Ich ziehe die Segelmodel­le am liebsten in die Luft“, sagt er und erzählt, was für ihn den Reiz an solchen Treffen wie dem in Gustorf ausmacht: „Ich treffe immer wieder Bekannte aus der Szene – wir besuchen uns gegenseiti­g.“

Die Modellflug-Abteilung des Aero-Clubs überlegt nun, auch im nächsten Jahr wieder ein internatio­nales Treffen zu veranstalt­en.

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FOTO: L. BERNS Mit motorisier­ten Schleppmas­chinen (vorne) werden die Miniatur-Segler in den Himmel gezogen. Auf einer Höhe von 300 Metern klinken sie sich aus.

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