Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

DJ „Plastik Funk“legt in Betonfabri­k auf

- VON FRANZISKA GRÄFE

DORMAGEN Schwarzes Shirt, Destroyed-Jeans und weiße Sneakers, das goldene Smartphone in der Hand: So steht Rafael Ximenez-Carrillo am nieselgrau­en Freitagmor­gen auf dem Gelände der Betonfabri­k an der B 9. Der 35-Jährige sieht aus, als wäre er gerade auf dem Weg in den hipsten Club der Gegend, die Beton-Brache allerdings verrät noch an keiner Stelle, das dort am Samstag nächster Woche das dritte „Strabi“-Festival steigen wird. Auch Rafael wird dabei auflegen. Unter dem Künstlerna­men Plastik Funk ist der Halb-Spanier, der in Sinsteden aufwuchs und heute in Neuss lebt, weltweit als DJ erfolgreic­h.

Gestern Italien, morgen Ibiza, dazwischen „Tomorrowla­nd“und „Parookavil­le, die ganz großen Festivals für Liebhaber der elektronis­chen Tanzmusik in Europa, im Line Up neben Armin van Buuren und Felix Jaehn. Das „Strabi“ist für Rafael eines von ganz wenigen Heimspiele­n, und eines, auf das er sich besonders freut, denn „die Location ist cool, und meine ganzen Leute hier aus der Gegend kommen dann auch“. Geboren wurde Rafael Ximenez in Madrid. Vater Spanier, Mutter Deut- sche, der Vater war Pilot bei der LTU. Nach Stationen in Barcelona und Düsseldorf zog die Familie nach Sinsteden, „weil wir dort ein schönes Haus gefunden hatten“. Mit 15 kauft Rafael seine ersten Plattentel­ler, beginnt, Musik zu mischen. Ein High School-Jahr in den USA, Abitur am Erasmus-Gymnasium und eine Lehre als Bürokaufma­nn – alles nur „Back up“für die Künstlerka­rriere, die Raphael seit gut zehn Jahren rund um die Welt führt, begünstigt durch den von David Guetta eingeleite­ten Siegeszug der elektronis­chen Musik. Erfolg in seinem Business, sagt der 35-Jährige, hänge von vielen Faktoren ab, „du brauchst eine gute Melodie, Vocals, die eingängig sind, und Du musst auch auf der Bühne funktionie­ren“. Als DJ Plastik Funk hat er meist einen Sänger dabei, der die Songs live performt. Elektronis­che Musik heute, das sei „nicht mehr der Krach von früher, vieles ist melodiös und radiotaugl­ich“. Clubbing mit zwei-, dreihunder­t Leuten gibt es fast gar nicht mehr, „dafür immer größere Festivals.“Wie eben „Tomorrowla­nd“im belgischen Boom, bei dem im Juli 360.000 Menschen feierten. Das „Strabi“mit erwarteten 5000 Besuchern hat da fast schon Wohn- zimmer-Atmosphäre. „Ich arbeite jeden Tag an Musik, um den Leuten bei meinen Auftritten etwas neues zu präsentier­en“, erklärt Rafael. Das klappt in jedem Winkel der Welt, denn dafür brauch er lediglich ein Notebook. Eine Track List für seine Gigs gibt es nicht: „Ich reagiere spontan auf die Besucher und die Stimmung.“40 Festivals stehen diesen Sommer in seinem Kalender. Im September hebt DJ Plastik Funk in Richtung Südamerika ab, von dort aus geht es weiter nach Asien. Ruhe findet Rafael Ximenez zwischen seinen Reisen in seiner Dachgescho­ssWohnung in der Neusser Innen- stadt, aber auch dort zählt für den Globetrott­er vor allem eines: Binnen 15 Minuten kann er den Flughafen Düsseldorf erreichen.

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