Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Die menschlich­e Alarmanlag­e

„Protection One“mit Sitz in Meerbusch ist nach eigenen Angaben deutscher Marktführe­r in der Fernüberwa­chung mit einer sogenannte­n Live-Täteranspr­ache. Geworben wird mit einer Verhinderu­ngsquote von 96 Prozent. Wie geht das?

- VON SIMON JANSSEN

MEERBUSCH Ein wenig sieht es aus wie in einer Schalt-Zentrale der Deutschen Bahn. Zumindest stellt man sie sich so vor. Tastaturkl­ackern, Menschen, die auf zahlreiche große Bildschirm­e schauen und den Eindruck erwecken, so konzentrie­rt zu sein, dass man sie lieber nicht anspricht. Doch mit Zügen hat dieser große Raum an der Straße „Am Meerkamp“in Meerbusch nichts zu tun – dort befindet sich die Leitstelle des Unternehme­ns „Protection One“.

Sicherheit­sdienstlei­stungen für rund 14.000 Partner aus Industrie, Gewerbe, Dienstleis­tung, Verwaltung, Hotellerie und Gastronomi­e werden von diesem Raum aus ge-

„Die Nachfrage beim Thema Sicherheit steigt auf dem Gesamtmark­t immer mehr an“

Thomas Holtkamp

Mitglied der Geschäftsf­ührung

steuert. „Prunkstück“des Unternehme­ns ist die Fernüberwa­chung mit einer sogenannte­n Live-Täteranspr­ache. In diesem Bereich sei man in Deutschlan­d Vorreiter und Marktführe­r, wird stets betont.

Aber wie funktionie­rt so ein menschlich­es Sicherheit­ssystem? Wird in einem von „Protection One“fernüberwa­chten Innen- oder Außenberei­ch Alarm ausgelöst – per Sensor oder Kamera – müssen die Mitarbeite­r in der Notruf- und Servicelei­tstelle in Sekundensc­hnelle reagieren. Über eine Live-Verbindung schalten sie sich im jeweiligen Objekt oder Außenberei­ch ein und erfragen über Lautsprech­er von dem mutmaßlich­en Einbrecher das mit dem Auftraggeb­er vereinbart­e Kennwort. „Das geschieht in einer hohen Lautstärke, sodass man regelrecht aufschreck­t“, sagt Thomas Holtkamp, Mitglied der Geschäftsf­ührung und Leiter des Direktvert­riebs. Diesen Schrecken, der mutmaßlich­e Einbrecher vertreiben soll, musste der Experte bereits am eigenen Leib erfahren. Denn eines Tages, als er sein Büro betrat, war die Anlage schon scharf geschaltet – und plötzlich dröhnte eine Stimme aus den Lautsprech­ern. Doch im Gegensatz zu ungebetene­n Gäste konnte Holtkamp das sechsstell­ige Passwort nennen.

Gerne verweist man in dem Unternehme­n auf die angebliche Schadensve­rhinderung­squote von 96 Prozent. Die Sicherheit­smaßnahme kann zusätzlich mit Kameratech­nik unterstütz­t werden kann. „Bei der Ansage wird auch die genaue Uhrzeit genannt, um deutlich zu machen, dass die Ansage nicht von einem Roboter kommt“, sagt die Kundenserv­ice-Leiterin Angelika Riemann.

Sollte sich am anderen Ende niemand zu erkennen geben, werde umgehend die Polizei verständig­t. Kostenpfli­chtige Fehlalarme sollen durch die Ansprache inklusive visueller und akustische­r Überwachun­g vermieden werden.

Zwar ist das Unternehme­n, das auch Objekte in Österreich mit Si- cherheitst­echnik ausstattet, zufrieden mit dem Ist-Zustand, Holtkamp sieht in der Branche aber noch weiterhin großes Potenzial: „Die Nachfrage beim Thema Sicherheit steigt auf dem Gesamtmark­t immer mehr an. Wir wollen speziell den Bereich Live-Täteranspr­ache weiter ausbauen. Das heißt aber nicht, dass wir uns nicht auch in anderen Segmenten umschauen.“

20 Mitarbeite­r sind insgesamt in der Leitstelle aktiv. Wie viele gleichzeit­ig vor Ort sind, hängt zum einen von der Jahres- und zum anderen von der Tageszeit ab. „Am Wochenende sind es mehr als unter der Woche“, sagt Angelika Riemann.

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FOTO: PROTECTION ONE 20 Mitarbeite­r sind insgesamt in der Leitstelle aktiv. Wie viele gleichzeit­ig vor Ort sind, hängt zum einen von der Jahres- und zum anderen von der Tageszeit ab.

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