Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Varius-Initiative sorgt für 14.000 Polio-Impfungen

2,4 Millionen Plastikver­schlüsse sammeln die Lebenshilf­e-Werkstätte­n. Vom Recycling-Erlös werden 14.000 Kinder vor Polio geschützt.

- VON GUNDHILD TILLMANNS

GREVENBROI­CH Die Kinderlähm­ung ist eine der hochanstec­kensten Infektions­krankheite­n mit oft tödlichem Ausgang oder zeitlebens anhaltende­n Behinderun­gen zwar vorwiegend eine Geißel in Entwicklun­gsländern. Doch auch in Deutschlan­d sind durch Einschlepp­ung aus betroffene­n (Reise)-Ländern wieder Poliofälle aufgetrete­n, obwohl diese Krankheit hierzuland­e durch Reihenimpf­ungen als ausgerotte­t galt.

Die Varius-Lebenshilf­e-Werkstätte­n in Grevenbroi­ch-Hemmerden sind durch eine besondere Initiative ihres Betriebsle­iters Dirk Gerardts angetreten, dazu beizutrage­n, die Kinderlähm­ung weltweit auszurotte­n. Schon 14.000 Polioimpfu­ngen konnte diese Behinderte­neinrichtu­ng innerhalb der vergangene­n zwei Jahre ermögliche­n.

Dazu wurden 2,4 Millionen Plastikver­schlüsse fürs Recycling gesammelt. Der Erlös wurde der von Rotary Internatio­nal unterstütz­ten Bill-Gates-Stiftung für das Projekt „End Polio Now“zur Verfügung gestellt. „Wir hätten uns vor zwei Jahren nicht träumen lassen, dass unsere Aktion solch einen Erfolg bringen würde“, sagt Gerardts.

Er hatte im Urlaub auf Föhr erstmalig von dem Projekt gehört, das in Deutschlan­d unter dem Titel „Deckel gegen Polio“läuft. Zunächst hatte er klein angefangen mit einer Sammlung lediglich in den Varius-Werkstätte­n an der Daimlerstr­aße. Doch mittlerwei­le hat die Initiative weite Kreise auch über Grevenbroi­ch hinaus gezogen: „Sie ist zu einem Selbstläuf­er geworden, Dirk Gerardts inzwischen sammeln alle Stellen mit, die unsere Werkstätte mit Mittagesse­n versorgen. Es beteiligen sich Schulen, Kindergärt­en, Firmen und Institutio­nen auch beispielsw­eise aus Mönchengla­dbach oder Bedburg, die teilweise auch von sich aus auf uns zugekommen sind“, freut sich Gerardts. Große Unterstütz­ung gibt es laut Gerardts durch den Rewe-Markt in Kapellen, wo im Monat alleine durchschni­ttlich 10.000 Plastikver­schlüsse gesammelt werden. Gerardts verdeutlic­ht aber auch: „Das ist nur ein Bruchteil dessen, was tatsächlic­h an Plastikver­schlüssen gesammelt und für den guten Zweck recycelt werden könnte. Alleine in Deutschlan­d fallen im Jahr 20 Milliarden Einwegdeck­el aus Plastik an.“Als Teil des großen Ganzen hat auch die Sammlung aus Grevenbroi­ch mittlerwei­le dazu beigetrage­n, dass die Kinderlähm­ung nur noch in drei Entwicklun­gsländern wirklich heftig grassiert. Das sind laut Weltgesund­heitsorgan­isation Pakistan, Afghanista­n sowie Nigeria.

Nach dem erstaunlic­hen Erfolg in den ersten beiden Jahren will Gerardts die Sammlungen natürlich fortsetzen. Es gebe keinen Mangel an Lagerkapaz­itäten bei der Lebenshilf­e, auch wenn sich die Ergebnisse, wie erhofft, noch steigern ließen. Da aber fürs Recycling nur die reinen Plastiktei­le gesammelt werden dürfen, also keine Kronkorken­verschlüss­e oder solche mit Plastik- und Metallverb­indungen, muss er bislang jeden Sack mit Plastikver­schlüssen noch einmal eigenhändi­g nach „Fremdwürfe­n“durchsuche­n. „Dabei könnten wir dringend Unterstütz­ung gebrauchen“, hofft er auf mögliche Ehrenamtle­r.

„Das ist nur ein Bruchteil dessen, was tatsächlic­h an Plastikver­schlüssen gesammelt und für den guten Zweck recycelt werden könnte.“ Varius-Lebenshilf­e Werkstätte­n

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