Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Spielzeit-Eröffnung mit Festival
Festival Normalerweise steht im Spielplan des Tanzhauses NRW auch immer eine ganz exakte Spielort-Angabe, also zum Beispiel „Großer Saal“oder eben auch „Kleiner Saal“. Zu den Auftritten der Iceland Dance Company am kommenden Wochenende steht dort indes: „Diverse Räume“. Das Tanzhaus in Düsseldorf eröffnet dann seine neue Spielzeit im Großformat: Auf vier Stunden (mit Pausen) ist das Festival „Sacrifice“der Kompagnie um die isländische Tänzerin und Choreografin Erna Ómarsdóttir angesetzt. In vier Teilen geht es um Religion und Kunst, Sinnsuche und Erwachsenwerden – in Performances, Filmvorführungen und mit Kompositionen unter anderem von „The National“-Gitarrist Bryce Dessner. Am Freitag, 8. September, ist um 19 Uhr Beginn, ebenso am darauffolgenden Samstag. Am Sonntag, 10. September, wird „Sacrifice“ab 17 Uhr gezeigt. Karten: www.tanzhaus-nrw.de Klas Libuda Hörbuch Gedichte sind immer zum Lesen, nicht unbedingt zum Vorlesen da. Manche sind so wortgewaltig, gedrungen, komplex, beladen mit Inhalt, Form und Sinn, dass selbst der beste Sprecher nicht alle Feinheiten transportieren kann.
Zuweilen kommt es aber auch zu Missverständnissen, was ein Gedicht überhaupt will und wie es sprachlich zu gestalten ist. Ein solcher Fall tritt jetzt bei der CD „Elegie an John Donne“ein (bei ECM), die bedeutende Gedichte des russischen Literaturnobelpreisträgers Joseph Brodsky bietet. Brodsky (1949 bis 1996) hat ein „Wiegenlied“geschrieben, das zu den Gipfeln der religiösen Literatur zählt. Hierin spricht Maria mit weicher Stimme zum Säugling und gibt ihm Empfehlungen fürs Dasein, ahnend, dass diese Ratschläge nur bescheidene Wegweisungen sein können angesichts der alles übersteigenden Bedeutung und Autonomie des Gottessohns. Es handelt sich um strophische Vierzeiler, die Alexander Nitzberg grandios ins Deutsche übersetzt hat.
Diese Version liest jetzt Christian Reiner. Doch anstatt die langsam leiernde, beschwörende Textur abzubilden, haben sich die Produzenten einen fragwürdigen Kunstgriff einfallen lassen. Zwei der vier Zeilen
„Elegie an John Donne“von Joseph Brodsky