Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Stadt Neuss gibt mehr Geld für Kitas aus

Die Bertelsman­n-Stiftung hat bundesweit die Personalau­sstattung in Kitas untersucht. Das Ergebnis für den Rhein-Kreis Neuss ist ausbaufähi­g. Die Stadt Neuss hat aber in den vergangene­n Jahren immer mehr in Kinderbetr­euung investiert.

- VON JULIA ZUEW

NEUSS Zeit, um sich nicht nur mit der Gruppe, sondern auch den Kindern einzeln zu beschäftig­en – diese fehlt Erziehungs­kräften, wenn es nicht genügend Kollegen gibt, um die Arbeit zu verteilen. Die Bertelsman­n-Stiftung hat deshalb bundesweit die Personalau­sstattung in Kindertage­seinrichtu­ngen untersucht.

Der Rhein-Kreis schneidet in der Studie nicht schlecht ab. Verbesseru­ngsbedarf scheint aber trotzdem vorhanden zu sein: Auf eine Betreuungs­fachkraft kommen im RheinKreis 4,1 Kinder im Alter unter drei Jahren. Die Empfehlung der Stiftung liegt bei 1:3. Bei Kindern über drei Jahren ist das Verhältnis 1: 9,3 bei einer Empfehlung von 1:7,5.

Die Ausgaben aus dem städtische­n Haushalt für Kitas sind gestiegen: 2015 gab die Stadt für Kindertage­sstätten rund 47,5 Millionen Euro aus; dieses Jahr sind es 58,7 Millionen. Die Einnahmen sind hingegen vergleichs­weise gering angestiege­n: Von 29,3 Millionen (2015) auf rund 34 Millionen (2017). Um den Personalsc­hlüssel zu verbessern, müsse der Bund einheitlic­he Standards für Kitas umsetzen – zu diesem Ergebnis kommt die Bertelsman­n-Stiftung. „Für einen kindgerech­ten Personalsc­hlüssel müssen die Bundesländ­er unseren Berechnung­en nach zusätzlich 107.200 vollzeitbe­schäftigte Fachkräfte einstellen und weitere 4,9 Milliarden Euro jährlich be- reitstelle­n“, heißt es in der Mitteilung der Stiftung. Die empfohlene­n Maßnahmen sind nicht kurzfristi­g umsetzbar – Kitas hätten aber auch mit den jetzigen Rahmenbedi­ngungen Handlungsr­aum, sagt Gesine Eschenburg, Geschäftsf­ührerin der Lebenshilf­e Neuss.

Der Verein ist Träger von sechs der insgesamt 90 Kitas im Stadtgebie­t. Die Lebenshilf­e setze beispiels- weise Geld für die Sprachförd­erung oder Zuschüsse für Kinder mit Behinderun­gen gezielt im Personalbe­reich ein.

„So können wir zusätzlich­e Betreuungs­kräfte einstellen“, sagt Eschenburg. Dies ermögliche dem Träger, einen hohen Anspruch zu erfüllen und die Kinder individuel­l zu betreuen. Aber: „Ein Träger hat es in solchen Fällen etwas einfacher als beispielsw­eise eine Elterninit­iative“, sagt Eschenburg.

Alle Kindertage­seinrichtu­ngen in der Stadt Neuss werden von kirchliche­n oder freien Trägern der Jugendhilf­e betrieben. Die neun ehemaligen Kindertage­seinrichtu­ngen der Stadt Neuss werden seit 2014 von der Lukita GmbH, einer Tochterges­ellschaft der Lukaskrank­enhaus GmbH, geführt. Alle Träger würden berichten, es sei in den vergangene­n Jahren immer schwerer geworden, neues Personal zu finden, teilt das Jugendamt auf Nachfrage mit. Bisher konnten aber alle neuen Einrichtun­gen in Betrieb gehen, heißt es im Rathaus.

Ansteigend­e Geburtenra­ten, aber auch eine steigende Anzahl zugewander­ter Kinder im Vorschulal­ter werden den Bedarf an Kitas in den nächsten Jahren steigern. 2016 kamen in Neuss 4417 Kinder unter drei Jahren dazu; 4433 zwischen drei und sechs Jahren. Mit 4501 Kindern bis zu drei und 4523 bis zu sechs Jahren sind es 2017 bereits mehr als im Vorjahr.

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FOTO: DPA Die Qualität der Betreuung in Kindertage­sstätten schwankt und ist vom Wohnort abhängig. Zu diesem Ergebnis ist eine Studie der Bertelsman­n-Stiftung gelangt.

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