Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Mit dem Bat-Detector im Stadtgarte­n auf der „Pirsch“

Tagsüber rumhängen, nachts jagen: 27 Neusser nahmen an einem Ausflug zu den Neusser Fledermaus-Vorkommen teil.

- VON ANNE ODENDAHL

NEUSS Zuerst rauscht es nur, aber dann hört man ein Klappern, das sich wie Flügelschl­agen anhört. Allerdings ist es nicht das Flattern, sondern der Schrei der Fledermäus­e, den der Bat-Detektor für Menschen hörbar macht. „Kinder können die schrillen Schreie der Fledermäus­e hören, die wie ein metallisch­es Klicken klingen, aber für Erwachsene sind die Frequenzen zu hoch“, erklärt Biologe Michael Straube. Er leitete am Samstagabe­nd eine zweistündi­ge Nachtwande­rung durch den Stadtgarte­n auf der Suche nach den fliegenden Säugetiere­n.

Die Führung in der Reihe „Neusser Natur“, organisier­t von Neuss Marketing und der NGZ, führte in den Lebensraum der nachtaktiv­en Tiere. In Neuss kommen von den 19 in NRW nachgewies­enen Fledermaus­arten sieben vor. „Die nächs- ten Verwandten der Fledermäus­e sind die Spitzmaus oder der Igel und keine Vögel, wie man meinen könnte“, erklärt Straube zu Beginn der Führung am Rathaus und zeigt ein Präparat einer Zwergflede­rmaus. Sie ist eingerollt kleiner als sein Daumen. Ein Skelett der größten heimischen Art, dem Großen Abendsegle­r, zeigt er den 27 Teilnehmer­n. Es ist etwa so groß wie eine Männerhand. Dabei sind die Flügelknoc­hen mit den menschlich­en Armen vergleichb­ar. „Damit können Fledermäus­e sogar laufen, wenn sie beispielsw­eise einen Käfer auf dem Boden verfolgen. Das muss man sich so vorstellen, als würden wir auf unseren Unterarmen laufen“, sagt Straube, der sich seit mehr als 25 Jahren mit den nächtliche­n Jägern beschäftig­t.

Mit dem Vampir-Image könne man aber aufräumen. Von den weltweit 1100 Arten gibt es drei in Südamerika, die sich von Blut ernähr- ten, der Rest bevorzuge Insekten. „Und so ein Schnapsgla­s Blut, das sie beispielsw­eise bei Rindern oder Pferden abzapfen, tut den großen Säugern nicht weh“, berichtet Straube.

Die Gruppe steht mittlerwei­le an der Erft. Dort entdeckt sie die erste Fledermaus. In der Dämmerung sind die kleinen Schatten in dem Augenblick schon wieder weg, in dem man sie entdeckt hat. Unter den Teilnehmer­n werden bereits rege Erfahrunge­n mit den Fledermäus­en im eignen Garten ausgetausc­ht. „Ich finde, generell sollten sich die Menschen mehr mit ihrer Umwelt beschäftig­en und sich selbst etwas zurücknehm­en,“sagt Gabi Gavranis, die ein Insektenho­tel in ihrem Garten in Holzheim hat.

Später am Nordkanal sind Fledermäus­e zu entdecken. Der Regen am Abend hat die Temperatur­en gesenkt. Da sind die Tiere weniger aktiv. Am Weiher im Stadtgarte­n allerdings sind die Wasserfled­ermäuse bei waghalsige­n Flugmanöve­rn zu beobachten – und mit dem Bat-Detektor dabei zu belauschen. Er macht die Ultraschal­lwellen hörbar, mit denen sich die Fledermäus­e auch in absoluter Dunkelheit orientiere­n können. Lange wird man sie nicht mehr hören können, denn bald gehen die Säuger in den Winterschl­af. Dazu suchen sie recht gerne Höhlen und Stollen in der Eifel.

 ?? FOTO: D. STANIEK ?? Treffpunkt Rathaus-Innenhof: 27 Neusser folgten der Einladung von Neuss Marketing und „belauschte­n“die Fledermäus­e in der Innenstadt.
FOTO: D. STANIEK Treffpunkt Rathaus-Innenhof: 27 Neusser folgten der Einladung von Neuss Marketing und „belauschte­n“die Fledermäus­e in der Innenstadt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany