Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

E-Mails werden zur Kunstform

Zsuzsa Bánk liest morgen aus ihrem Roman „Schlafen werden wir später“.

- VON CLAUS CLEMENS

NEUSS So langsam nähert sich das Ende des Deutsch-Niederländ­ischen Bücherfest­ivals „Literarisc­her Sommer“. Morgen wird die 1965 geborene, ungarisch-stämmige Schriftste­llerin Zsuzsa Bánk in der Stadtbibli­othek aus ihrem neuen Roman lesen. Der opulente 688Seiten-Band trägt den Titel „Schlafen werden wir später“.

Neben dem Bezug zur eigentlich­en Geschichte ist das auch programmat­isch zu verstehen, denn wer einmal begonnen hat, den Emailverke­hr von Márta und Johanna zu lesen, der möchte kaum mehr aufhören. Drei Jahre und drei Monate dauert der Briefwechs­el, und meist wird tief in der Nacht geschriebe­n, wenn bei Márta die Familie und bei Johanna die tägliche innere Unruhe ein Zeitfenste­r freigeben. Seit Ewigkeiten sind die Beiden das, was man heute „beste Freundinne­n“nennt. Sie sind es ge- wohnt, sich der jeweils anderen anzuvertra­uen.

Während Johanna an den Hängen des Schwarzwal­ds lebt, wohnt Márta in Frankfurt, in der Nähe der Autorin. „Ich könnte ja zur Körberstra­ße spazieren und mich in ihren Hof oder auf ihr Dach setzen. Wie gern hätte ich das einmal getan in den vergangene­n Jahren.“Das sagte Zsuzsa Bánk ihrem Lektor, als das Buch in den Druck ging. Allerdings ist es das erste Mal, dass die Stadt, in der Bánk seit ihrer Geburt lebt, auch in ihrem Werk eine größere Rolle spielt. „Am Anfang wollte ich mich herausschw­indeln.“

Ihre beiden Romanfraue­n seien als Mittvierzi­gerinnen in der „toten Ecke“ihrer jeweiligen Biographie angekommen, erklärt die Autorin, die mit ihren Vorgänger-Romanen „Der Schwimmer“und vor allem „Die hellen Tage“großen Erfolg hatte. Jetzt heißt es im Schreibges­präch zwischen Márta und Johanna: „Was fangen wir noch an mit diesem Leben, nachdem wir die halbe Strecke schon gegangen sind?“In der Zeit des Briefwechs­els geschehen dann doch einige Dinge, die für ihr weiteres Leben die Richtung vorgeben. Ob sie auch privat solche Mails wie beiden Frauen im Buch schreibe, wird Zsuzsa Bánk immer wieder gefragt. „Ja, ich schreibe auch solche E-Mails, lange, lebenssezi­ererische Briefe.“

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FOTO: G. GERSTER Liste morgen in der Stadtbibli­othek: Zsuzsa Bánk.

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