Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Rhein Vikings feiern ihren ersten Sieg in der 2. Bundesliga

Vor 996 Zuschauern dreht der Aufsteiger gegen Konstanz in den Schlusssek­unden ein schon verloren geglaubtes Handball-Spiel.

- VON THOMAS SCHULZE

DÜSSELDORF 134 Sekunden vor dem Spielende sitzt keiner der Zuschauer mehr, alle stehen. Brian Gipperich bringt die Rhein Vikings nach Kempa-Anspiel von Felix Handschke spektakulä­r mit 23:22 in Führung. Der Sieg scheint greifbar nahe. Doch Konstanz glückt der erneute Ausgleich. Die Gastgeber sind in Ballbesitz können für den Siegtreffe­r sorgen, doch es passiert genau das, was jetzt nicht passieren darf: Die Schiedsric­hter sehen einen Schrittfeh­ler von Handschke. Ballbesitz Konstanz, 35 Sekunden vor Schluss – Auszeit. Die Wikinger stehen unmittelba­r vor dem K.o., wären heilfroh, wenn sie den einen Punkt retten könnten. Acht Sekunden vor der Sirene erkämpft Thomas Bahn den Ball, der über Daniel Pankofer zu Gipperich kommt: Treffer drei Sekunden vor dem Ende – Sieg! Das Castello gleicht einem Tollhaus. Die Spieler hüpfen vor Freude, tanzen durch die Halle und werden minutenlan­g gefeiert.

„Das ist unvorstell­bar“, sagt Daniel Pankofer wenig später. „Spannender kann man es nicht machen.“ Der 36 Jahre alte Rückraumsp­ieler war nach der Pause (13:10) die schillernd­ste Figur. Der bundesliga­erfahrene Routinier hielt seine Mannschaft im Spiel, die nach 36 Minuten mit 16:12 auf der Siegerstra­ße schien. Doch dann erzielten die Gastgeber exakt eine Viertelstu­nde lang kein einziges Feldtor. Immerhin verhindert­e Pankofer in dieser Phase mit zwei verwandelt­en Siebenmete­rn, dass der Rückstand (18:19) knapp ausfiel und noch reparabel war. Glückliche­rweise meldete sich neun Minuten vor dem Ende Alexander Oelze wieder zurück. Der 33 Jahre alte Rückraumsp­ieler war in der ersten Halbzeit mit fünf Treffern der überragend­e Akteur, den die Gäste dann aber aus dem Spiel genommen hatten.

„Pankofer und Oelze sind unsere Topspieler“, sagte Trainer Ceven Klatt. „Sie haben in den entscheide­nden Situatione­n Verantwort­ung übernommen und Führungsqu­alitäten bewiesen.“Auch wenn der Trainer den beiden ein Extra-Lob zollte, so war er doch mit der gesamten Mannschaft­sleistung zufrieden. „Wir haben stark verteidigt. Dennis Aust und Heider Thomas waren überragend. Dass wir nur 23 Gegentore bekommen haben, war der Schlüssel zum Erfolg.“Daher verzieh er Aust auch dessen schwachen Abschluss in der Offensive: „Entscheide­nd war, dass er seine Seite hinten dicht gemacht hat.“Auch die Leistung von Torhüter Vladimir Bozic wusste Klatt einzuordne­n: „Er hat heute zehn Bälle pariert. Das ist für ihn kein überragend­er Wert, aber es waren ganz wichtige Bälle.“Der Konstanzer Trainer Daniel Eblen war aufgrund des Resultats enttäuscht, aber mit der Leistung seiner Mannschaft zufrieden: „Der Unterschie­d heute war, dass die Vikings über viel Einzelqual­ität verfügen, während wir uns alles hart erarbeiten müssen.“René Witte, Vikings-Geschäftsf­ührer, war rundum zufrieden: „Wir sind glücklich, dass wir gewonnen und und fast die Zuschauerm­arke von 1000 geknackt haben. Wir haben heute aber auch gesehen, wie schwer es in der zweiten Liga ist.“

Rhein Vikings: Bozic, Moldrup – Hoße (2), Handschke, Bahn, Thomas, Klasmann (1), Oelze (6), Pankofer (7/3), Weis (1), Gipperich (4), Aust (2), Coric (1).

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FOTO: HORSTMÜLLE­R Der erste Saisonsieg in der 2. Bundesliga ist perfekt: Die Rhein Vikings bejubeln den 24:23-Heimerfolg über die HSG Konstanz.

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