Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Polizist will deutschen Beamtenbund führen
In der nächsten Woche wird der neue Vorsitzende des Deutschen Beamtenbundes (DBB) gewählt.
DÜSSELDORF Bei der Wahl des neuen DBB-Vorsitzenden kommt es zu einer Kampfabstimmung zwischen Ulrich Silberbach von der Komba und Ernst G. Walter aus NRW, Chef der Deutschen Bundespolizeigewerkschaft (DpolG). Der dbb hat rund 1,3 Millionen Mitglieder.
Was muss sich beim dbb ändern?
ERNST WALTER Der DBB muss in der Politik und in der Öffentlichkeit viel offensiver deutlich machen, dass unser Staat ohne das Berufsbeamtentum und ohne genügend Beschäftigte im öffentlichen Dienst nicht funktioniert. Wenn man den Beamtenstatus ganzer Berufsgruppen in Frage stellt, ist das Maß voll.
Haben Beamte zu viele Privilegien?
WALTER Das wird uns immer wieder vorgeworfen. Das stimmt aber nicht. Die sogenannten Privilegien sind Teile der verfassungsrechtlich verbrieften Alimentation. Beamte stehen in einem besonderen Dienstund Treueverhältnis, dürfen nicht streiken und sind der Garant für das Funktionieren des Staates. Und wenn man sieht, was man mit einem Studium in der freien Wirtschaft verdienen kann, dann sind das enorme Unterschiede zum öffentlichen Dienst. Wenn man den öffentlichen Dienst noch unattraktiver macht, kriegen wir bald keine guten Leute mehr.
Warum verdienen Polizisten von Land zu Land unterschiedlich?
WALTER Das betrifft nicht nur Polizisten, sondern so ziemlich alle Bereiche des öffentlichen Dienstes. Und das ist auch nicht im Sinne des Erfinders. Denn die unterschiedlichen Verdienstmöglichkeiten für die gleichen Tätigkeiten führen dazu, dass einige Länder kaum noch Bewerber finden. Das ist ungerecht.
Rainer Wendt soll Sie nicht unterstützt haben. Wie finden Sie das?
WALTER Rainer Wendt hatte auch Ambitionen für die Bundesleitung des dbb. Aber das hat sich durch seine Causa erledigt. Gegen ihn hätte ich auch nicht kandidiert. Dafür kennen wir uns auch viel zu gut. Aber nachdem sich die Ausgangsla- ge im Frühjahr veränderte, habe ich mich dazu entschieden zu kandidieren. Nach anfänglicher Euphorie seinerseits und nachdem auch der gesamte Vorstand meiner Bundespolizeigewerkschaft einstimmig die volle Unterstützung meiner Kandidatur beschlossen hatte, änderte er leider plötzlich seine Meinung.
Warum?
WALTER Nun, er meinte, er stünde bei seinem langjährigen Freund im Wort und müsse deshalb weiter zu ihm halten. Das muss ich respektieren, aber ich bin eben keiner, der seine Fahne im Wind dreht, und so blieb ich bei meiner Entscheidung. Viele in der Deutschen Polizeigewerkschaft finden das schade. DAS GESPRÄCH FÜHRTE CHRISTIAN SCHWERDTFEGER. DAS GESAMTE INTERVIEW LESEN SIE AUF RP-ONLINE.DE.