Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Gedenken an die ermordeten Juden

Zum 79. Jahrestag der Pogromnach­t versammelt­en sich viele Neusser Bürger.

- VON LEA HENSEN

NEUSS Sie wäre heute 150 Jahre alt: In der Pogromnach­t von 1938 zerstörten SA-Männer die jüdische Synagoge an der Promenaden­straße. An das Schicksal der Neusser Juden erinnert das Mahnmal des Künstlers Ulrich Rückriem in der Grünanlage gegenüber des ehemaligen Standortes. Am 79. Jahrestag dieser Übergriffe gedachten gestern Neusser Bürger der Opfer von Jugendverf­olgung und nationalso­zialistisc­hem Terror.

Eine beachtlich­e Schar von Jugendlich­en aus Neusser Schulen hatte sich zu dieser alljährlic­hen Veranstalt­ung versammelt, um den Ansprachen von Bürgermeis­ter Reiner Breuer und Bert Römgens von der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf zu folgen. Schüler vom NellySachs-Gymnasium gestaltete­n die Gedenkstun­de mit.

„Der 9. November ist ein Tag gegen das Vergessen und Relativier­en“, sagte Bürgermeis­ter Breuer. Er erinnerte daran, wie eng die Geschichte der Neusser Juden mit dem heutigen Stadtleben verwoben sei. So stand zum Beispiel am Ort des heutigen Modegeschä­fts H&M früher das jüdische Kaufhaus Alsberg. Dessen Geschäftsf­ührer Gustav Joseph wurde mit Frau und den drei Töchtern in Auschwitz ermordet. „Ich sorge mich um das friedliche Miteinande­r in der pluralisti­schen Gesellscha­ft“, sagte Breuer, und verwies auf 211 Anschläge, die bundesweit in diesem Jahr auf Flüchtling­sheime verübt wurden.

An die Verantwort­ung der nachkommen­den Generation­en appelliert­e Bert Römgens. „Wir müssen wachsam sein, wenn heute Parlamenta­rier nazi-ideologisc­he Begriffe verwenden. Wir müssen wachsam sein, wenn in den Sozialen Me- dien fast täglich rassistisc­he und antisemiti­sche Beschimpfu­ngen zu lesen sind“, sagte er. Die Anwesenhei­t der zahlreiche­n Schüler gebe ihm große Hoffnung, dass die Verantwort­ung in der jungen Generation wahrgenomm­en wird.

Die Schüler des Gymnasiums rezitierte­n Gedichte der jüdischen Autorin Nelly Sachs, die Zeugnis ablegen für das Leid dieses Volkes. Zum Abschluss sang der Düsseldorf­er Rabbiner Benzion Dov Kaplan mit den Angehörige­n der jüdischen Gemeinde das jüdische Totengebet El male Rachamim.

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FOTO: A. WOITSCHÜTZ­KE Bürgermeis­ter Reiner Breuer appelliert in seiner Ansprache an die Verantwort­ung aller in einer pluralisti­schen Gesellscha­ft.

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