Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Diabetes-Test bei jedem Patienten

Die Volkskrank­heit „Zucker“beschäftig­t auch das Etienne-Krankenhau­s, wo pro Jahr im Schnitt 700 Diabetiker versorgt werden. Zum „Welt-Diabetesta­g“bieten NGZ und Johanna-Etienne-Krankenhau­s eine Telefonakt­ion an.

- VON BÄRBEL BROER

NORDSTADT Der Diabetes mellitus – auch „Zucker“genannt – ist längst eine Volkskrank­heit. Etwa 4,6 Millionen Menschen in Deutschlan­d haben einen diagnostiz­ierten Diabetes. Das entspricht rund 7,2 Prozent der Erwachsene­n. Bei weiteren zwei Prozent der Bevölkerun­g – also etwa 1,3 Millionen Menschen – ist der Diabetes noch unentdeckt. Allein im Johanna-Etienne-Krankenhau­s (JEK), das die Zertifizie­rung „Diabetes-geeignetes Krankenhau­s“trägt, sind unter den rund 5000 Patienten, die in der Klinik für Innere Medizin unter Leitung von Professor Jens Encke im Schnitt pro Jahr behandelt werden, etwa 700 Diabetiker.

„Viele wissen nicht, dass sie ihn haben. Denn Diabetes tut nicht weh und ist nicht zu sehen“

Jens Encke

Chefarzt für Innere Medizin

„Jeder aufgenomme­ne Patient wird bei uns auf Diabetes gescreent“, erklärt Encke. „Viele Menschen wissen nicht, dass sie ihn haben. Denn Diabetes tut nicht weh und ist nicht zu sehen.“Symptome wie ausgeprägt­e Müdigkeit, häufiges Wasserlass­en und starker Durst können Anzeichen für den sogenannte­n Typ-2-Diabetes sein.

Diabetes muss aber behandelt werden. Denn erhöhte Blutzucker­werte können zu schweren Folgeschäd­en führen – bis hin zur Erblindung, Nierenvers­agen oder Amputation­en.

Unterschie­den wird der Diabetes nach seinen Ausprägung­sformen. Typ-1-Diabetes tritt vorwiegend im jungen Alter auf und ist eine Auto- immunerkra­nkung, bei der die insulinpro­duzierende­n Zellen zerstört werden. Etwa fünf Prozent der Diabetiker sind davon betroffen. „Über 90 Prozent hingegen leiden unter dem Typ-2-Diabetes“, sagt Encke. Dieser tritt vorwiegend bei über 50-Jährigen auf und wird daher auch Altersdiab­etes genannt.

Weitere Ausprägung­sformen können der Schwangers­chafts-Diabetes oder aber auch der Steroid-bedingte Diabetes sein. „Diabetes in der Schwangers­chaft bildet sich zwar meist nach der Geburt zurück“, so Encke. „Nach zehn Jahren sollte aber ein Screening erfolgen, da ein erhöhtes Risiko für einen späteren Typ-2-Diabetes besteht.“

Diabetes kann sich aber auch entwickeln nach Verabreich­ung bestimmter Medikament­e, weiß Margit Tups, Diabetesbe­raterin im „Etienne“. Cortison ist beispielsw­eise ein Steroidhor­mon, das bei chronisch-entzündlic­hen Darmerkran­kungen oder der Lungenkran­kheit COPD eingesetzt wird. Je mehr Cortison verabreich­t werde, umso schlechter seien die Blutzucker­wer- te, so die Expertin. Sobald ein Diabetes diagnostiz­iert wurde, unterstütz­t sie die Betroffene­n, zeigt, wie der Blutzucker richtig gemessen oder wie eine Insulin-Injektion gemacht wird.

„Grundsätzl­ich ist Diabetes vor allem eine Wohlstands­erkrankung“, erklärt Encke. Zu viel Junk-Food, zu viel Zucker, Übergewich­t und Bewegungsm­angel seien wesentlich­e Ursachen dafür, dass diese Erkrankung auf dem Vormarsch ist. Tups versorgt die betroffene­n Patienten daher auch mit Tipps zur Ernäh- rung. „Fünfmal am Tag Obst und Gemüse essen“, empfiehlt sie. Ihr sei aber bewusst, dass dies im Alltag nicht einfach umzusetzen ist. „Als Diabetes-Patient muss man genau auf die Zusammense­tzung der Lebensmitt­el achten. Meine Aufgabe ist es, sie dabei zu unterstütz­en, Kostpläne aufzustell­en, diese zu erklären und die Umsetzung für Zuhause zu besprechen.“Ihr Rat: „Bewusst ernähren, Weißmehlpr­odukte und Süßigkeite­n meiden.“Encke ergänzt: „Viel Bewegung ist wichtig und Übergewich­t vermeiden.“

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ARCHIVFOTO: GRÄFFENSTE­IN Im Krankenhau­s können auch Kinder, die an einer Diabetes leiden, den richtigen Umgang mit Messgeräte­n und Spritzen – etwa zur Injektion von Insulin – erlernen.
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FOTO: WOI Jens Encke, Margit Tups.

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