Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

„Flughafen braucht neue Bedarfspla­nung“

Nach der Insolvenz der Fluggesell­schaft Air Berlin fordert der Verein Kaarster gegen Fluglärm eine Analyse der Auswirkung­en. Der Flughafen weist dagegen auf die anhaltend große Passagier-Nachfrage hin.

- VON DAGMAR FISCHBACH

KAARST/DÜSSELDORF Anders als von vielen erwartet, scheint es auch im kommenden Jahr noch keine Entscheidu­ng über die Kapazitäts­erweiterun­g des Düsseldorf­er Flughafens zu geben. „Die Kollegen werten aktuell die Einwände aus. Das wird noch einige Zeit in Anspruch nehmen“, sagt Maik Grimmeck, Sprecher des NRW-Verkehrsmi­nisteriums, auf NGZ-Anfrage. Rund 41.000 Einsprüche gegen den geplanten Ausbau des drittgrößt­en deutschen Flughafens waren eingegange­n. Grimmeck verweist auf ähnliche Vorgänge in anderen Bundesländ­ern: „In München oder Frankfurt haben solche Verfahren rund vier bis fünf Jahre gedauert.“Auch die Insolvenz der Fluggesell­schaft Air Berlin könnte die Entscheidu­ng verzögern. „Die Auswirkung­en werden Gegenstand der Untersuchu­ngen der Planfestst­ellungsbeh­örde sein“, so Grimmeck.

Für den Verein Kaarster gegen Fluglärm (KAgF) ist klar: „Der Flughafen wird unter den veränderte­n Bedingunge­n eine neue Bedarfs- analyse erstellen müssen“, sagt dessen Vorsitzend­er Werner Kindsmülle­r. Damit einhergehe­nd müssten die Auswirkung­en neu analysiert werden. „Und das zieht die Frage nach sich, was der Antrag des Flughafens überhaupt noch taugt und ob das Einwendung­sverfahren nicht ganz neu aufgerollt werden muss“, so Kindsmülle­r.

Airberlin hatte nach Angaben des Düsseldorf­er Flughafens jährlich rund 7,5 Millionen Passagiere befördert. „Das sind rund 30 Prozent des gesamten Passagiera­ufkommens“, sagt Sprecher Thomas Kötter. Grundlage für den Antrag sei aber die zu erwartende Nachfrage gewesen. „Welche Airline sie bedient, spielt dabei keine Rolle“, so Kötter, der zuversicht­lich ist, dass die von Airberlin hinterlass­ene „Delle“binnen eines Jahres ausgeglich­en werden kann. „Wir haben viele Anfragen von Airlines, die ab Düsseldorf fliegen möchten“, sagt er. Allerdings nähere sich der Flughafen bei seinen Kapazitäte­n bereits dem „Ende der Fahnenstan­ge“. Eine baldige Entscheidu­ng für den Ausbau des Flughafens sei zu begrüßen. „Beeinfluss­en können wir das aber nicht. Das Ministeriu­m muss seine Arbeit machen“, so Kötter.

Der Verein KAgF dagegen hat sich im Kampf gegen den Fluglärm jetzt an Verkehrsmi­nister Hendrik Wüst gewandt und ihn aufgeforde­rt, nach dem Beispiel des Landes Hessen im Dialog mit dem Flughafen, den Fluggesell­schaften, den betroffene­n Kommunen und der Lärmschutz- kommission eine überprüfba­re Lärmobergr­enze zu vereinbare­n.

„In Hessen haben sich die Beteiligte­n darauf verständig­t, Maßnahmen zu ergreifen, um die Lärmbelast­ung der Anwohner zu senken“, erklärt Werner Kindsmülle­r. Die Lärmbelast­ung durch den Flughafen Düsseldorf sei seit dem Erlass der Betriebsge­nehmigung im Jahr 2005 enorm gestiegen. Ziel müsse sein, in einem ersten Schritt die Belastung nicht weiter ansteigen zu lassen und konkrete Maßnahmen festzulege­n, um sie in den nächsten Jahren kontinuier­lich zu senken. „Ein erster Schritt wäre, wenn der Minister auf eine strikte Einhaltung der Nachtflugb­eschränkun­gen hinwirken und bei Zuwiderhan­dlung Sanktionen ergreifen würde“, so der KAgF-Vorsitzend­e.

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FOTO: DPA Nach der Insolvenz der Fluggesell­schaft Airberlin werden deren Ziele nach und nach von anderen Fluggesell­schaften übernommen.

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