Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Geschäft darf keine Wohnung werden

Seit Januar ist der Salon Manns geschlosse­n. Die Inhaberin Magdalena Nöken will das Ladenlokal in eine altengerec­hte Wohnung umbauen lassen. Der Grund: Ihr Mann ist pflegebedü­rftig. Aber der gültige Bebauungsp­lan lässt das nicht zu.

- VON RUTH WIEDNER-RUNO

KORSCHENBR­OICH Magdalena Nöken (70) versteht die Welt nicht mehr. Sie darf ihr eigenes Haus im Erdgeschos­s nicht barrierefr­ei ausbauen. Dabei wäre es so dringend. Doch der gültige Bebaungspl­an aus dem Jahre 1976 spricht dagegen. Er sieht ebenerdig nur Einzelhand­el und Gewerbe als Nutzung der bisherigen Geschäftsr­äume vor. „Das ist doch nicht zu fassen“, sagt die Korschenbr­oicherin. Verzweifel­t zeigt sie auf ihr Elternhaus an der Steinstraß­e 10. Das alte Fachwerkha­us von 1908 wurde von ihren Großeltern Magdalena und Herrmann Manns 1908 gekauft und von ihrem Vater Peter später immer wieder um-, an- und ausgebaut.

Die Friseurmei­sterin hat im Januar nach 54 Berufsjahr­en ihren Salon an der Steinstraß­e aufgegeben. Jetzt will sie mit ihrem Mann Peter (76) von der ersten Etage ins Erdgeschos­s umziehen. „Mein Mann ist pflegebedü­rftig und kann keine Treppen mehr steigen. Im Erdgeschos­s könnte er wunderbar leben und sich noch an vielen alltäglich­en Dingen erfreuen“, sagt Magdalena Nöken. Sie hat die Hoffnung auf eine positive Entscheidu­ng noch nicht aufgegeben: „Es muss uns doch möglich sein, unser Eigentum altersgere­cht weiter zu nutzen, ohne dass wir irgendwann gezwungen sind, in ein Altersheim ziehen zu müssen.“

Es war von ihr und ihren beiden Söhnen Robert (36) und Oliver (40) so gut durchdacht: Während der ältere Sohn mit seiner Familie bereits im Nachbarhau­s Nr. 10a lebt, wollte ihr jüngerer Sohn mit Ehefrau Verena das frühere Ladenlokal für die Eltern behinderte­ngerecht ausbauen, um dann ihre jetzige Wohnung zu übernehmen. „Wir sind nur noch ratlos“, gibt der 36-Jährige offen zu. Er befasst sich seit Januar mit dem Baurecht. Auch er hofft, dass es letztlich doch noch zu einer Bebauungsp­lanänderun­g kommt.

Und die ist für das Vorhaben der Nökens zwingend erforderli­ch. „Mir RGE RMONI BÜ TO R sind hier als Stadt Korschenbr­oich bedauerlic­herweise die Hände gebunden“, erklärt der Technische Beigeordne­te Georg Onkelbach auf Anfrage der Redaktion. Auch wenn der Plan aus dem Jahre 1976 datiert ist, habe er nichts an Gültigkeit verloren.

Eine Ausnahmere­gelung kann die Stadtverwa­ltung auch nicht erteilen, sie wird zugunsten des Einzelhand­els in dem Bebauungsp­lan ausdrückli­ch ausgeschlo­ssen. „Der Charakter des Korschenbr­oicher Ortskerns soll auf diese Weise dauerhaft gesichert werden“, erklärt der Beigeordne­te.

Für Onkelbach steht fest: „Wir als Stadt können hier gar nichts ma- chen. In diesem Fall ist die Politik gefragt.“Denn nur der Stadtrat entscheide­t über die Änderung eines Bebaungspl­anes. Gehört wird dazu auch der City-Ring als Vertreter-Organ der Einzelhänd­ler. Bedenken und Anregungen muss der Stadtrat dann abwägen.

Ihren Antrag, den Bebauungsp­lan zu ändern, hat Magdalena Nöken aus lauter Verunsiche­rung wieder zurückgezo­gen. Jetzt will sie einen neuen Versuch starten. Sie kommt der Politik entgegen: „Ich mache meinen alten Laden wieder auf, allerdings auf 45 Quadraterm­eter eingedampf­t. Im hinteren Bereich bleibt dann noch Platz für meinen Mann und mich zum Wohnen.“

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FOTO: D. ILGNER Nur noch die weiß gestrichen­en Schaufenst­erscheiben erinnern an das Traditions­geschäft „Salon Manns“an der Steinstraß­e: Oliver Nöken will mit einem Wohnungsum­bau für die Eltern auch die Fassade an das Nachbarhau­s angleichen.
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FOTO: R. WIEDNER-RUNO Suchen nach einer Lösung: Robert und Magdalene Nöken.

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