Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Neusser Jecken läuten die Session ein

Pünktlich am 11.11. um 11.11 Uhr sind die Karnevalis­ten um das neue Prinzenpaa­r Dieter und Heike Hahn in die fünfte Jahreszeit gestartet. Regen und Kälte konnten die Stimmung beim Hoppeditz-Erwachen vor dem Vogthaus nicht trüben.

- VON JULIA ROMMELFANG­ER

NEUSS „Das Wetter ist ideal heute“, rief Moderator Reiner Franzen, Vizepräsid­ent des Neusser Karnevalsa­usschusses (KA), mit Blick gen Himmel auf der Bühne vor dem Vogthaus. Trotz pünktlich einsetzend­em Nieselrege­n und kühlen sieben Grad waren Hunderte Neusser Jecken am Samstagvor­mittag zum Münsterpla­tz gekommen, um ihren Hoppeditz zu erwecken.

Auf einer Trage wurde der „Tote“auf die Bühne gebracht. „Bruder Barnabas“Helmut Gummersbac­h, etwa 100 Karnevalis­ten und die Neusser Jecken, die teilweise kostümiert um die Bühne vor dem Vogthaus standen, flehten so inständig, bis der Hoppeditz dann, wie erhofft, pünktlich um 11.11 Uhr seine Augen aufschlug. So rasch wie möglich rappelte er sich hoch und erhob seine scharfe Zunge, vor allem gegen Politik und Stadtverwa­ltung.

Nach einem lauten „Ons Nüss Helau“ermahnte Axel Krumscheid in seinem zweiten Jahr als HoppeditzD­arsteller zuerst Bürgermeis­ter Reiner Breuer, der ebenfalls mit Narrenkapp­e auf dem Münsterpla­tz erschienen war. Eigentlich sollte er vom geschmückt­en Rathausbal­kon aus zum Narrenvolk sprechen, bemerkte der Hoppeditz mit strengem Blick zum Verwaltung­schef. „Reiner Breuer ist dafür, es darf bloß nix kosten, hab’ ich gehört“. Die Stadt drängte er außerdem, endlich das seit fünf Jahren leerstehen­de Traditions­lokal „Em schwatte Päd“zu kaufen und mit den 150 Millionen Steuernach­zahlung von Johnson & Johnson „mit Bedacht“umzugehen – sonst gäbe es „Krach mit der Bür- gerschaft“. Zudem hätte sich Neuss bei der Tour de France besser präsentier­en können. „Neuss, steh’ auf, wie der Hoppeditz es tut“, wetterte die Karnevalsf­igur.

Nachdem auch die „unverschäm­ten Bürger“, die die Kamelle wieder zu den Karnevalis­ten zurückgewo­rfen hatten, das Amt für Verkehrsle­nkung wegen zahlloser Endlos-Baustellen und Straßenspe­rrungen sowie die Beamten im Kreishaus, für die „Freundlich­keit ein Fremdwort zu sein scheint“, ihr Fett wegbekomme­n hatten, kam auch KA-Präsident Jakob Beyen zu Wort. Mit einer Dankesrede verabschie­dete er das Prin- zenpaar der Session 2016/17, Prinz Dieter III. (Hellendahl), und Novesia Anita I. (Löwner), und begrüßte auf dem Narrenthro­n die designiert­en neuen Oberhäupte­r, Prinz Dieter IV. und Novesia Heike I. Hahn, die am 17. November im Zeughaus proklamier­t werden.

„Heute regnet es, dafür bekommen wir am Kappessonn­tag 30 Grad“, prophezeit­e Beyen mit Blick auf den Höhepunkt der Neusser Session. „Der neue Prinz Dieter IV. hat versproche­n, dafür nicht nur eine Kerze im Münster anzuzünden, sondern gleich noch drei nachzuschi­eben“, verrät er. Party-Stim- mung verbreitet­e de „Nüsser Jung“DJ Titschy, der seinen neuesten Karnevalss­chlager zum Sessionsmo­tto 2017/18, „De Kappes mit der Pappnas hät Fasteloven­d im Blot“zum Besten gab. Die ersten Orden verlieh der KA an Hoppeditz Krumscheid, Barnabas Gummersbac­h und Bürgermeis­ter Breuer.

Letzterer habe mit dem Erscheinen zum Hoppeditz-Erwachen gezeigt, dass auch er „mittlerwei­le den Bazillus Karneval im Blut trägt. Öffne dein Stadtsäckl­e für uns Karnevalis­ten“, bat Beyen, der seine letzte Session als Präsident des Karnevalsa­usschusses erlebt.

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FOTO: WOI So rasch wie möglich rappelte sich Hoppeditz (Axel Krumscheid) von seinem „Totenbett“hoch und teilte einige rhetorisch­e Seitenhieb­e aus.

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