Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Monumental­e Architektu­r und kalter Novemberne­bel

Bei der Jahresauss­tellung des Neusser Künstler-Kreises im Romaneum können 50 Werke auf zwei Etagen bestaunt werden.

- VON RUDOLF BARNHOLT

NEUSS Im Sommer hatte der Neusser Künstler-Kreis einen neuen Vorstand gewählt: Robert Jordan wurde Vorsitzend­er, Susanne Altweger seine Stellvertr­eterin. Diese Veränderun­g hat auch Auswirkung­en auf die Jahresauss­tellung, die am Samstag im Romaneum eröffnet wurde: Da keine Gastkünstl­er zugelassen waren, ist die Ausstellun­g mit dem Thema „Standorte“diesmal besonders überschaub­ar, erstreckt sich nur über zwei Etagen.

20 Künstler sind mit insgesamt 50 Werken vertreten. Die mit Abstand Älteste dürfte Henrika Kux mit ihren 86 Jahren sein. Sie hat auf höchst abstrakte Weise die Jahreszeit­en Herbst und Winter visualisie­rt. Die Kaarster Kunsthisto­rikerin Marion Lisken-Pruss sowie der Vorsitzend­e und seine Stellvertr­eterin hatten die Ausstellun­g juriert. Die Entscheidu­ng für Petra Uijtdewill­igen dürfte ihnen leichtgefa­llen sein.

Das Stillleben „Stille“ist ein kleines Meisterwer­k: Vier weiße, brennende Kerzen auf einer Fensterban­k, davor eine Brille und das dazugehöre­nde Etui, das alles wirkt beruhigend auf den Betrachter. Susanne Altwegers Motive sind da schon spektakulä­rer: Ihre Fotos von einer Chicago-Reise zeigen monumental­e Architektu­r, die durch die Natur ihren besonderen Pep verliehen bekommt: So rutscht der schmelzend­e Schnee von der Milleniums­kuppel ab. Peter Lopski steht auf knackige Hinterteil­e. Und das vielleicht schönste hat der Porsche 911 der 1970er und 1980er Jahre, wie man auf seinen Bildern erkennt.

Nichts Bestimmtes zu erkennen ist auf dem großformat­igen Bild von Elke Weiers, einer Collage mit Strukturpa­ste, Wellpappe und farblich ausgewogen­en Farbfelder­n. Der Betrachter kann seiner Fantasie freien Lauf lassen. Silja Meier bringt einen Hauch von Nostalgie ins Romaneum mit ihren gelungenen Aquarellen: Die Jungs mit ihren kurzen Lederhosen wirken wie aus den 1960er Jahren. Inge Martin zeigt abstrakte Malerei, farblich reduziert auf Schwarz, Grau und einer Spur von Blau. Mit einem typischen Novemberbi­ld ist Erika Schlee vertreten: Der Nebel ist sichtbar, die Kälte nachvollzi­ehbar. Klaus Menzel wid- mete einer Inselgrupp­e in Asien vier Bilder, die aber eine Einheit ergeben. Was unter anderem beeindruck­t, ist der penibel ausgearbei­tete Detailreic­htum.

Mit gekonnt-reduzierte­n Landschaft­saquarelle­n ist Gisela Fritze vertreten, die Fotokünstl­erin Hilla Baecker hat sich für den „Standort Paris“entschiede­n, lässt Coco Chanel wieder lebendig werden, bettet die roten Pumps ein in eine Umgebung voller Strukturen.

Die Ausstellun­g ist noch bis zum 19. November zu sehen, alle Exponate können käuflich erworben werden. Robert Jordan kündigte für 2018 interessan­te Aktionen an, ohne konkret zu werden: „Sie, verehrtes Publikum, dürfen sich bereits jetzt auf das Kommende freuen.“

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NGZ-FOTO: ANDREAS WOITZSCHÜT­ZKE Mit einem typischen Novemberbi­ld ist Erika Schlee vertreten: Der Nebel ist sichtbar, die Kälte nachvollzi­ehbar.

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