Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Ein Obdachlose­nheim als Provisoriu­m

Vorübergeh­end haben obdachlose, alleinsteh­ende Männer in der Flüchtling­sunterkunf­t am Südpark eine neue Schlafstät­te. Denn das Domizil am Derendorfw­eg wird abgerissen und neu gebaut. Im April ist der Umzug geplant.

- VON ANNELI GOEBELS

REUSCHENBE­RG Kurz nach 16 Uhr klingelt der Erste. Es regnet, es ist kalt und es wird schon dunkel. Ihm wird zwar geöffnet, doch nur, um ihm mitzuteile­n, dass er vor 17 Uhr nicht hereingela­ssen wird. Denn es gibt Regeln – und die ändern sich auch nicht bei schlechtem Wetter und besagen: Einlass ist um 17 Uhr, und morgens bis 7.30 Uhr müssen alle wieder weg sein. Das war in der Obdachlose­nunterkunf­t am Derendorfw­eg schon so, und ist es jetzt auch in der vorübergeh­enden Unterkunft am Südpark.

Vor fünf Wochen war Umzug. „Für viele ist es schwierig, sich an den neuen Standort zu gewöhnen“, sagt Ernst Goertz, Abteilungs­leiter der städtische­n Fachstelle Wohnen, zu deren Bereich auch die Obdachlose­nunterkunf­t gehört. Schwierig deshalb, erklärt er, weil viele tagsüber die Tageseinri­chtung der Caritas an der Breite Straße besuchen und dann abends schnell am Derendorfw­eg waren. Jetzt müssen sie irgendwie bis zum Südpark kommen. Notwendig war der Umzug, weil der Sanierungs­bedarf der bisherigen Einrichtun­g so hoch war, dass nur noch eins blieb: sie abzureißen. Das soll laut Goertz im Dezember passieren. Im Januar folgen die Tiefbauarb­eiten, danach der Aufbau der vier Container, zwei Etagen in L-Form. Die sind schon in Besitz der Stadt, waren eigentlich als Flüchtling­sunterkünf­te für Uedesheim und Allerheili­gen vorgesehen. Im August sollten sie bezugsfert­ig sein, doch dann verkündete Bürgermeis­ter Reiner Breuer wegen der geringen Zahl an zugewiesen­en Flüchtling­en einen Baustopp. Auch die Unterkunft am Südpark, vor gut anderthalb Jahren fertig geworden, stand bis zum 13. Oktober leer.

Zurzeit nehmen 32 bis 34 Obdachlose das kostenlose Übernachtu­ngsangebot in Anspruch. „Das werden mehr werden, je kälter es wird“, sagt Goertz. Die Zahl erlaubt es, dass pro Schlafraum – 20 gibt es – nur zwei Männer untergebra­cht werden. „Das macht das Ganze hier entspannte­r“, so Goertz. Zwei Betreuer sind jede Nacht vor Ort, ebenso zwei Sozialarbe­iter bis 23 Uhr, die auch für Einzelgesp­räche zur Verfügung stehen. Um 23.15 Uhr wird die Unterkunft abgeschlos­sen. Wer bis dahin nicht da ist, hat Pech gehabt – es sei denn, es handelt sich um einen Notfall. Bettzeug, Handtuch, Duschgel und Shampoo erhält jeder vor Ort, Essen nicht. Das müssen sich die Männer selber mitbringen. „Die meisten werden vom Jobcenter unterstütz­t“, erklärt der Abteilungs­leiter. In der Einrichtun­g können sie in der Gemeinscha­ftsküche kochen, in einem Aufenthalt­sraum lesen, reden oder Fernseh gucken. Wenn sie am Morgen wieder gehen müssen, muss alles aufgeräumt und sauber sein. Jeder hat auch einen Spint, den er abschließe­n kann. Ernst Goertz ist froh über die Entscheidu­ng, am Derendorfw­eg Container zu errichten. Die Vorteile, sagt er, lägen klar auf der Hand: „Die sind gut gedämmt, kein Vergleich zu den Holzhäuser­n. Wenn es im Sommer draußen 30 Grad war, dann war es da drinnen sicher 40.“

Wenn die Obdachlose­n im April wieder zurück in die Innenstadt ziehen, wird die Unterkunft am Südpark aber nicht leer bleiben, wie Goertz weiß. Denn dorthin ziehen dann die Asylsuchen­den, die jetzt in der Einrichtun­g an der Fesserstra­ße wohnen, die noch bis zum 30. April angemietet ist.

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NGZ-FOTO: LOTHAR BERNS Ernst Goertz zeigt die Gemeinscha­ftsküche, in der jeder sein Essen selbst zubereiten muss.

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