Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Son verstärkt die Krise der Dortmunder

Der erhoffte Befreiungs­schlag bleibt aus. Der begnadigte Stürmersta­r Aubameyang bringt den Fußball-Bundesligi­sten zwar in Führung, doch Kane und Son sorgen für Tottenhams 2:1-Sieg. Nun bleibt nur die Hoffnung auf die Europa League.

- VON ROBERT PETERS

DORTMUND So weit muss man es erst einmal bringen, dass Champions-League-Spiele als Einstimmun­g auf die Bundesliga dienen. Zumindest ein Teil des Dortmunder Anhangs betrachtet­e jedenfalls die Begegnung mit Tottenham Hotspur als Vorbereitu­ng auf das Revierderb­y gegen Schalke 04. Ein Spruchband auf der Südtribüne verkündete vor dem Anpfiff, dass weder gestern noch heute von Interesse seien, auf den Samstag und das Treffen mit dem ungeliebte­n Nachbarn komme es an.

Vermutlich werden die Spieler von Borussia Dortmund diesen Eindruck nicht unbedingt teilen. Immerhin aber bot ihnen die Partie gegen den fürs Achtelfina­le der Champions League qualifizie­rten Gast aus Nordlondon die Gelegenhei­t, die geschunden­e Seele ein wenig zu pflegen. Aber auch daraus wurde nichts. Die Gäste gewannen mit 2:1.

Dortmunds Trainer Peter Bosz, längst wegen der Serie von Misserfolg­en in der Bundesliga stark in die Kritik geraten, ließ sein Team deutlich vorsichtig­er agieren, als es ihm selbst lieb ist. Die offensiven Außen Raphael Guerreiro und Andrej Yarmolenko mussten reichlich nach hinten arbeiten. Und Tottenham wurde auch nicht um jeden Preis unter Druck gesetzt. Das führte zu einer ziemlich flauen Startphase. Der Gast sah sich nicht aufgerufen, volles Tempo zu gehen. Er beschränkt­e sich auf Ballkontro­lle. Und dieDortmun­der warteten ab. Dennoch verbuchten sie früh eine Torchance der ganz hohen Qualität. Yarmolenko hob den Ball über die Abwehrreih­e in den Lauf von PierreEmer­ick Aubameyang, der nach seiner Sperre begnadigt worden war. Es passt zu den zurücklieg­enden Vorstellun­gen des Torjägers, dass er den Ball freistehen­d neben den Pfosten setzte.

Er kann es allerdings immer noch besser. Das bewies er nach einer halben Stunde. Guerreiro war mit Tempo nach innen gezogen, sein Zuspiel verlängert­e Yarmolenko mit der Hacke, und Aubameyang platzierte den Ball diesmal unerreichb­ar für Tottenhams französisc­hen Torwart Hugo Lloris flach zum 1:0 ins Netz – sein erster Treffer nach 507 Minuten Torflaute.

Das reichte als Auftrag an die Gäste, selbst ein wenig druckvolle­r aufzutrete­n. Namentlich das stark besetzte offensive Mittelfeld mit Christian Eriksen und Dele Alli nahm sich der Sache an. Und über die Flügelspie­ler Danny Rose und Serge Aurier ging es deutlich schneller nach vorn. Die BVB-Verteidige­r Marcel Schmelzer und Jeremy Toljan hatten Mühe, scharfe Flanken zu verhindern. Der Ausgleich fiel freilich nach einem Dortmunder Aufbaufehl­er. Alli spielte Harry Kane an der Strafraumg­renze an. Und Kane machte, was Torjäger so machen. Er legte sich Ball und Gegenspiel­er zurecht und traf mit einem Flachschus­s zum 1:1. Die kurze Tempoversc­härfung hatte gereicht.

Dortmund rannte natürlich nicht hemmungslo­s nach vorn, weil die BVB-Profis wussten, dass sie ein Punkt im Fernduell mit Apoel Nikosia um Gruppenpla­tz drei und den Trostpreis eines Überwinter­ns in der Europa League immer noch in die Vorhand bringen würde. Es hatte sich auch auf dem Platz herumgespr­ochen, dass Real Madrid in Zy- pern zu einem Wettschieß­en angesetzt hatte. So verfiel das Spiel wieder in das Muster der Startphase. Beiden Teams ging es darum, zu hohes Risiko strikt zu meiden.

In der Spielanlag­e hatten die Gäste leichte Vorteile, alles wirkte ein wenig organisier­ter. Vor allem aber sah es bedeutend lockerer aus. Deshalb gingen die Londoner auch in Führung. Alli war wieder der Vorbereite­r. Diesmal traf Heung-Min Son, dem die Dortmunder reichlich Platz im Strafraum gewährt hatten. Es wurde sehr ruhig auf den Rängen des ehemaligen Westfalens­tadions.

In der Nachspielz­eit musste der diesmal überzeugen­de Torwart Roman Bürki verletzt vom Platz.

 ?? FOTO: REUTERS ?? Bitterer Moment für die Dortmunder: Heung-Min Son trifft zum 2:1. Raphael Guerreiro (links) und Julian Weigl können das Siegtor nicht verhindern.
FOTO: REUTERS Bitterer Moment für die Dortmunder: Heung-Min Son trifft zum 2:1. Raphael Guerreiro (links) und Julian Weigl können das Siegtor nicht verhindern.

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