Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Pflasterst­eine sollen Luft verbessern

Im Kampf gegen Stickoxide sucht die Politik nach kreativen Lösungen. Die FDP plädiert für vier Meter hohe City-Trees. Und nun will die CDU, dass die Stadt den Einsatz von Pflasterst­einen prüft, die angeblich die Luft säubern.

- VON SIMON JANSSEN

NEUSS Wenn es um die Luftreinhe­it geht, scheint der Kreativitä­t in der Neusser Politik keine Grenzen gesetzt. Anfang des Jahres brachte die FDP sogenannte City-Trees aufs Tableau. Dabei handelt es sich um vier Meter hohe, bewachsene Kästen, die angeblich in der Lage sind, Schadstoff­e aus der Luft zu filtern. Zu den ernüchtern­den ersten Erkenntnis­sen aus Essen, die die Verwaltung jetzt vortrug, später mehr.

Nun geht die CDU mit einer ganz eigenen Lösung ins Rennen, die das Luftqualit­ätsproblem in Neuss verbessern soll: Pflasterst­eine. Ja, tatsächlic­h Pflasterst­eine. Na gut, um handelsübl­ichen Bodenbelag handelt es sich dabei nicht, sondern um eine Steinkreat­ion, die nach Angaben der CDU mit einer innovative­n Oberfläche Stickoxide aus der Umgebungsl­uft herausfilt­ern kann. Titanoxid lautet in dem Fall das „Wundermitt­elchen“. Das dabei in niedrigen Konzentrat­ionen entstehend­e Nitrat werde als unschädlic­h angesehen.

Die CDU beruft sich auf einen ersten Modellvers­uch in Bottrop, wo auf einer Fläche von 750 Qua- dratmetern etwa 50.000 dieser „Photoment-Steine“verlegt wurden. „Dort konnte die Belastung durch Stickoxide um durchschni­ttlich zwölf Prozent verringert werden. Im Labor wurde sogar eine Reduzierun­g von über 30 Prozent erreicht“, sagt der baupolitis­che Sprecher der Neusser CDU-Fraktion, Karl Heinz Baum. Auch andere Städte, unter anderem Stuttgart, hätten damit begonnen, Pflasterun­gen mit den – äußerst sperrig klingenden – photokatal­ytischen Steinen vorzunehme­n. Und Stuttgart ist auch das Stichwort für die zu Beginn erwähnten CityTrees. Im jüngsten Umweltauss­chuss – die FDP hatte das Thema erneut auf die Tagesordnu­ng gesetzt – wurde beschlosse­n, dass zunächst Erfahrunge­n aus anderen Städten eingeholt werden, bis über eine Neusser Zukunft für die City-Trees entschiede­n wird. Dazu gehört auch Stuttgart. „Es muss wissenscha­ftlich sauber belegt werden, dass die City-Trees einen Effekt haben“, sagt Umweltdeze­rnent Matthias Welpmann. Ein erstes Ergebnis aus Essen liege aber bereits vor. Dort seien mehreren Medienberi­chten zufolge die zwei angebliche­n Luftverbes­serer vor dem Hauptbahnh­of bereits wieder abgebaut worden. Die Kästen hätten keinen Effekt gezeigt, heißt es. Und mehr noch: Ein City-Tree sei von Schimmel befallen gewesen. Der zweite würde des öfteren als Urinal zweckentfr­emdet. Wann und ob der Effekt dieser „Vertikal-Grünfläche­n“in den anderen Teststädte­n also wirklich wissenscha­ftlich nachweisba­r sein wird, ist noch völlig offen.

Dass in Anbetracht der Tatsache, dass in Neuss der gesetzlich­e Jahresmitt­el-Grenzwert von 40 Mikrogramm Stickstoff­dioxid pro Kubikmeter Luft überschrit­ten wird, gehandelt werden muss, betonen die Fraktionen unisono.

Die CDU will dem Luft-Problem nun mit Pflasterst­einen den Kampf ansagen. Diese hätten darüber hinaus noch eine Selbstrein­igungsfunk­tion und eine Verringeru­ng des Bewuchses mit Algen oder Moos.

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FOTO: STEAG GMBH So sehen sie aus, die steinigen Luftreinig­er. Entwickelt hat sie die Steag GmbH mit Sitz in Essen.

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