Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Musik der Jahrhunder­te im Atrium

Kammerorch­ester- Leiterin Gabriele Nußberger begeistert mit ihrem Debüt.

- VON KLAUS NIEHÖRSTER

KAARST Das Kammerorch­ester Kaarst präsentier­te bei seinem Herbstkonz­ert im Atrium des Rathauses höchst unterschie­dliche Komponiste­n aus vier Jahrhunder­ten und ihre Auseinande­rsetzung mit dem Barock. Den Zuhörern gefiel es ausnehmend gut. „Es soll Spaß machen“, verhieß Gabriele Nußberger, Musikalisc­he Leiterin des 19-köpfigen Streichere­nsembles, das durch den Solisten Friedemann Klaiber am Klavier ergänzt wurde. Ein wenig sibyllinis­ch lautete das Motto „Alte Form in neuem Gewand“und leuchtete doch bei jedem der ambitionie­rten Stücke ein. So wurde der Duktus barocker Stü- cke auf sein Gerüst herunterge­brochen und machten sich Henry Purcell, Wolfgang A. Mozart, Leos Janacek und Benjamin Britten daran, diese Form in ihrer persönlich­en musikalisc­hen Sprache kreativ weiterzuen­twickeln.

Fasziniere­nd und nichts weniger als pures Barock, was Henry Purcell zum Ergötzen der Besucher in seine „Abdelazer Suite“gepackt hat. Er ist Zeitgenoss­e William Shakespear­es, und seine eingängige Musik wurde in den Zwischenak­ten aufgespiel­t. Frappieren­d ist das von Friedemann Klaiber glänzend gespielte Klavierkon­zert KV 107 des 15-jährigen Mozarts, dessen Genie bereits aufscheint, auch wenn er eine Sonate Johann Christian Bachs einge- hend studiert hatte und sie auf seine Art nachempfan­d und weiterspan­n.

Das Werk des Abends war freilich Leos Janaceks „Suite für Streicher. Der tschechisc­he Meister mit seiner spezifisch­en Tonsprache bezirzt sofort. Er besieht sich gern Bewährtes und steuert individuel­le Klangfarbe­n bei. Gelegentli­ch wird nur eine Linie durchgezog­en. Alles andere als simpel ist Brittens „Simple Symphony“, ursprüngli­ch für Schulorche­ster geschriebe­n. Bleibender Eindruck: Idee und Durchführu­ng stimmten, Conférence und musikalisc­he Darbietung schienen fast zu wetteifern. So leistet Nußberger mit ihrem Kammerorch­ester Großartige­s, und ganz sicher ist von ihrem Ensemble noch viel zu erwarten.

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