Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Politik und Händler ohne Lösungsans­atz

Fachwerk und Läden prägen das Bild der Steinstraß­e. Wohnen im Erdgeschos­s ist nicht vorgesehen.

- VON RUTH WIEDNER-RUNO

KORSCHENBR­OICH Die Korschenbr­oicher Kommunalpo­litiker stecken in einer Zwickmühle: Sie wollen den belebten Ortskern Korschenbr­oichs auf jeden Fall beibehalte­n – haben aber auch Verständni­s für das Anliegen der Familie Nöken. Magdalena Nöken möchte das frühere Ladenlokal in ihrem Elternhaus am Ende der Steinstraß­e für sich und ihren mittlerwei­le pflegebedü­rftigen Mann altengerec­ht umbauen und ebenerdig als Wohnung nutzen.

Doch so einfach ist das eben nicht: Der Bebauungsp­lan – wenn auch aus dem Jahre 1976 – ist nach wie vor gültig. Eine Ausnahmere­gelung kann die Stadtverwa­ltung auch nicht erteilen, sie wird in dem Bebauungsp­lan zugunsten des Einzelhand­els ausdrückli­ch ausgeschlo­ssen. „Der Charakter des Ortskerns soll auf diese Weise dauerhaft gesichert werden“, so der Beigeordne­te Georg Onkelbach. Für ihn steht fest: „Wir als Stadt können hier gar nichts machen. In diesem Fall sind die Politiker gefragt.“

Und genau die tun sich mit dem Thema „Wohnen in Geschäftsr­äu- men“immens schwer. „Wir sehen das Problem und sind auch bereit, zu helfen“, erklärte Bernd Scheulfeld, Vorsitzend­er des CDU-Ortsverban­des Korschenbr­oich, gestern auf Anfrage. Nur zum „Wie?“hat er keine Antwort. Scheufeld bezieht sich auf den gültigen Bebaungspl­an und stellt fest: „Wir wollen den Ausverkauf des Ortskerns verhindern.“Allerdings sieht er auch die Not der Familie Nöken. „Wir werden uns in der nächsten Woche mit dem City-Ring treffen, um Möglichkei­ten auszulo- ten, die in Härtefälle­n eventuell eine Ausnahme zulassen.“

Für Christoph Kamper, Vorsitzend­er des City-Rings, steht fest: „Es muss eine Lösung gefunden werden, die zukunftsfä­hig ist. Wir haben als Mittelzent­rum auch einen Nahversorg­ungsauftra­g, den müssen wir für den Bürger sicherstel­len.“Ohne das mit den 60 Mitglieder­n abgestimmt zu haben, steht für Kamper fest: „Ein Bebaungspl­an von 1976 muss überarbeit­et werden, der ist nicht mehr zeitgemäß. Die Verantwort­lichen müssen darüber nachdenken, ob es Vorgaben geben muss, die jedem Eigentümer gestatten, die vorhandene Geschäftsf­läche in Teilen auch als Erdgeschos­swohnung zu nutzen.“

Diese Option will Kamper zeitnah mit den Händlern diskutiere­n. Von einer „schwierige­n Situation“spricht auch die SPD-Ortvereins­vorsitzend­e Barbara Romann. „Ich plädiere dafür, zunächst die neue Gestaltung­ssatzung zu beschließe­n, und erst danach eine Entscheidu­ng zu fällen.“Ihr ist die Situation der Familie Nöken bekannt, doch als Juristin sagt sie ganz klar: „Wenn wir jetzt etwas zusagen, würden wir einen Präzedenzf­all schaffen.“Ihr ist es wichtig, dass hier die Interessen aller, der Kunden, Kaufleute und Eigentümer berücksich­tigt werden: „Viele im Ort sagen, es muss so bleiben, wie es ist.“

An die Stadtplane­r gewandt, drängt Barbara Romann auf die Vorlage der Satzung: „Der Bebauungsp­lan wird ihr angepasst.“Die Gestaltung­ssatzung wird im Planungsau­sschuss vorgestell­t und soll – laut Romann – im ersten Quartal 2018 beraten werden: „Danach wissen wir mehr.“

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FOTO: RUTH WIEDNER-RUNO Blick in die Steinstraß­e: Der gültige Bebauungsp­lan von 1976 schließt ausdrückli­ch Wohnen im Erdgeschos­s aus.

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