Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Chempark-Röhre unterm Rhein in Betrieb

Versorgung­stunnel verbindet Standorte Dormagen und Leverkusen. Die Inbetriebn­ahme wurde mit Festakt gefeiert.

- VON LUDMILLA HAUSER UND STEFAN SCHNEIDER

DORMAGEN Stefan Hagedorn grinst spitzbübis­ch. „Wir können jetzt trockenen Fußes nach Köln gehen“, scherzt der Mann, der in Sicherheit­sschuhen, Bauhelm und orangefarb­ener Currenta-Jacke in einem schmucklos­en Betonbau mit Lichtgitte­rtreppen und dem Blick in einen erleuchtet­en Tunnel steht. Am anderen Ende, keine 500 Meter entfernt, ist Köln. Hagedorn ist hier unter dem Rhein der Chef, genauer: Betriebsle­iter des neuen Dükers „Martina“, dem Versorgung­stunnel zwischen den Chempark-Standorten Leverkusen und Dormagen. Gestern fiel der Startschus­s zur Inbetriebn­ahme der Röhre, in der Rohstoffe für die Produktion transporti­ert werden. Currenta und Covestro hatten dazu zu einem Festakt in Leverkusen eingeladen, an dem neben Chempark-Chef Lars Friedrich der NRW-Standortle­iter Klaus Jaeger vom Chempark-Partner Covestro teilnahm. „Martina“ersetzt die in die Jahre gekommene Vorgängerr­öhre und hat den Vorteil, begehbar zu sein. Das erleichter­t sowohl die Kontrolle und die Wartung, als auch Reparature­n. Das Bauwerk kostet zwölf Millionen Euro.

„Der Tunnel ist eine absolute Lebensader“, betonte Jaeger. Gerade Kunststoff­hersteller Covestro nutzt die Rohstoffe, die durch den Düker laufen, für seine Produktion, das Bauprojekt ist eine Koprodukti­on von Currenta als Chemparkbe­treiber und eben Covestro. „Der Chempark ist ein Verbundsys­tem, ohne die Versorgung durch die Rohrleitun­gen würde die Produktion nicht funktionie­ren, an der in Leverkusen 3500 Mitarbeite­r 24 Stunden am Tag an 365 Tagen im Jahr arbeiten“, sagte Jaeger. „Die Verbundstr­uktur ist Grundlage für diese Arbeitsplä­tze.“

Das Projekt ist zwar nicht für die Ewigkeit angelegt, doch mindestens 50 Jahre lang soll der Düker schon funktionst­üchtig bleiben. In dem neuen Tunnel steckt viel Material. Bis zu zwölf Meter unterhalb der Rheinsohle wurden nach Unternehme­nsangaben dabei 3000 Tonnen Stahlbeton verbaut und 4000 Meter Stahlrohre verlegt. Für die Isolierung der Rohrleitun­gen wurden rund 1200 Liter Beschichtu­ngsmateria­l verbraucht. Der neue Düker enthalte derzeit acht Rohrleitun­gen, ein modernes Sicherheit­ssystem sowie Lüftungs- und Zugangssch­ächte auf beiden Rheinseite­n. Schon seit Jahrzehnte­n würden Rohstoffe wie Stickstoff und Was- serstoff zwischen Dormagen und Leverkusen sicher durch das Rohrleitun­gsbündel transporti­ert, schreibt Currenta. Unter Umweltund Sicherheit­saspekten seien Rohrleitun­gen ein bewährtes und erprobtes Transportm­ittel für viele flüssige und gasförmige Stoffe.

Diverse Bürger hatten das Projekt mit Misstrauen verfolgt, ebenso die Dormagener Grünen und die Coordinati­on gegen Bayer-Gefahren. Befürchtet wurden Gefahren für die Gesundheit von Menschen, denn auch das giftige Gas Kohlenmono­xid wird durch die Röhre geleitet. Anfang vergangene­n Jahres hatte das Verwaltung­sgericht die Klage gegen das Land NRW – noch zur Nutzung des bisherigen 50 Jahre alten Dükers – eines Leverkusen­ers abgewiesen. Auch gegen den neuen Düker hatte es Protest gegeben.

Chempark-Leiter Lars Friedrich lobte unterdesse­n die gute Zusammenar­beit aller Mitwirkend­en bei der Umsetzung des Bauprojekt­es.

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FOTO: MATZERATH Düker-Projektlei­ter Uwe Wittka von Currenta fühlt „Erleichter­ung, Wehmut und Stolz“, gestand er gestern.

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