Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Moderner Traumbau in historisch­er Scheune

Um 1730 entstand das Gebäude, das Architekt Markus Schmale jetzt zu einem modernen Hingucker mit originelle­n Details umbaute.

- VON VALESKA VON DOLEGA

RHEIN-KREIS Ein Trick dieses Kleinods ist, von der Straße betrachtet unscheinba­r zu wirken. Erst der Blick in den Innenhof offenbart: Aus einer vormaligen Scheune in Grevenbroi­ch-Hemmerden haben Eva- gelia und Markus Schmale nicht weniger als einen hollywoodr­eifen Traum gemacht.

„Als wir das Objekt entdeckten, war es eine einsturzge­fährdete, baufällige Ruine“, erinnert sich der Architekt. Weil die Eheleute aber vom Fach sind, mehr als nur einen Blick fürs Schöne, sondern realisierb­are Konzepte entwickelt­en und noch dazu mit Akribie und Liebe zum Detail Historisch­es mit Modernem kombiniert­en, ist das Idyll entstanden. „Wir haben das Fachwerk komplett freigelegt und rekonstrui­ert“, erklärt Schmale eine Maßnahme, wie ursprüngli­che Substanz anno 1730 fit für die Zukunft gemacht wurde, ohne dabei etwas vom ursprüngli­chen Charme einzubüßen.

Korintisch­e Kapitälche­n wurden rekonstrui­ert, Zinnen am Tor wiederherg­estellt, ein wie aus der Zeit stammendes Hofpflaste­r verlegt und eine alte Pumpe reaktivier­t – Revitalisi­erung eben. Das alles sind geschichts­trächtige Hingucker, zu denen die Schmales feine Geschichte­n zu erzählen wissen. Der Clou bei der Verwandlun­g der Ex-Scheune zum schönen Lebensort sind gleichzeit­ig die „behutsam in die bestehende Architektu­r implantier­ten Modernisie­rungen“, wie Markus Schmale zeitgemäß-funktional­e Ausarbeitu­ngen beschreibt. Die Fensterfro­nten – das Haus ist lichtdurch­flutet und durch geschickte Türeinbaut­en so konstruier­t, dass die Natur quasi in Wohnbereic­he zu wachsen scheint – mussten erneuert werden. Stilistisc­h ist es beim Fachwerk gebliebem, allerdings frisch interpreti­ert. Rahmenlos verklebte Scheiben, ein eigens für die Scheune entwickelt­er Prototyp, wurden eingesetzt. „Sie sind deutlich breiter als die Ursprüngli­chen geworden“. Auch das ist kein Zufall, sondern ein gewollter Akzent.

Als „gläsern, aber intim – offen, aber strukturie­rt“beschreibt Markus Schmale die grundsätzl­iche Idee des architekto­nisches Innenleben­s. Unter den Lieblingsp­lätzen, die sich im und um das Haus herum befinden, gehört ein Raum namens „Main Sala“. Die Wände verschwind­en per Knopfdruck, was bleibt, ist ein stilvoller Pavillon, der vorbei an einer romantisch­en Sitzecke über eine illuminier­te Wasserfläc­he den Blick auf das weite Grün des Gartens freigibt. Auch die wild blühende Pracht ist ein Blickfang, Haselsträu­cher wuchern, eine etwa 400 Jahre alte Eibe ragt in den Himmel und ein Brunnen plätschert vor sich hin. Die Natur mit in den Alltag zu integriere­n war den Schmales wichtig, ökologisch­e Themen nicht nur bei der Nachhaltig­keit beschäftig­en die Familie. Dass neben allen funktionst­üchtigen Materialie­n mit Lehm, Stroh und Basalt am Boden gebaut wurde, hat Prinzip.

Auch darüber lässt es sich trefflich mit Evagelia und Markus Schmale sprechen. „Kleinteili­g, erfüllend und beseelend“, wirken Maßstäbe und Materialie­n des Fachwerks. „Proportion­en, die dem Menschen offensicht­lich sehr liegen und die er deshalb so gerne sieht.“

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NGZ-FOTOS (2): LOTHAR BERNS Ursprüngli­ches Fachwerk mit weiten Fenstern und üppig wucherndem Grün: Das Zuhause von Evagelia und Markus Schmale ist ein Traum.
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Freiraum für die Sinne: Sichtachse übers Wohnzimmer Richtung Hof.

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