Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

„Niemals geht man so ganz...“

Nach elf Jahren und 82 Veranstalt­ungen ist Axel Pollheim heute Abend zum letzten Mal Gastgeber bei „Was gibt’s Neuss?“

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Heute treten Sie nach elf Jahren zum letzten Mal als Gastgeber der Veranstalt­ung „Was gibt’s Neuss“(Beginn 19 Uhr) auf. Wehmütig?

AXEL POLLHEIM Nein, überhaupt nicht. Es waren 82 Veranstalt­ungen in Neuss, ich habe viele neue Freunde gewonnen, bin eingetauch­t in das Neusser Stadtleben – egal ob Schützenfe­st, Karneval, Stunksitzu­ng oder Unicef-Ball. Eine tolle Zeit, die mir viel gegeben hat. Ach ja, ich war ja nur 81 mal dabei, weil ich einmal mit Ludger Baten in China unterwegs war – und da wäre die Anreise vom Himalaya wohl etwas zu umständlic­h gewesen.

Was war Ihr Anliegen, als Sie 2006 die Idee hatten, solch ein Treffen in Neuss zu etablieren?

POLLHEIM Eigentlich war Jürgen Steinmetz der Geburtshel­fer. Er brachte mich zu Dieter Patt, der von unseren Netzwerkve­ranstaltun­gen in Düsseldorf und Essen gehört hatte. Und mit der enormen Wirtschaft­skraft des Rhein-Kreises hatte er auch schnell ein Argument, das mich überzeugte. So was kann es auch in Neuss geben. Ich hatte allerdings eine Bedingung: Der Landrat muss gemeinsam mit Bürgermeis­ter Herbert Napp einladen. Und was kaum einer für möglich hielt – beide waren dazu bereit…

Wie hat sich die Veranstalt­ung im Laufe der Jahre verändert?

POLLHEIM Eigentlich ist im Prinzip alles gleich geblieben. Es gibt keine Reden, kein Programm. Die Gäste sind das Programm. Geändert haben wir nur – notgedrung­en – die Location. Aus der Eventhalle im Hafen sind wir in die Wetthalle an der Rennbahn umgezogen.

Jedes Mal gut 400 Teilnehmer – wie erklären Sie sich den Erfolg der Reihe?

POLLHEIM Alle reden heute von digital. Es wird häufig nur noch kommunizie­rt. Bei den reinen Netzwerkve­ranstaltun­gen ist alles analog. Die Gäste haben die Möglichkei­t zu essen, trinken, reden. Und vor allem von Letzterem machen alle reichlich Gebrauch.

Wie geht es 2018 weiter? Wer übernimmt künftig den Part des Gastgebers?

POLLHEIM Mein Kollege und Freund Jörg Gerle ist seit dem 1. Oktober bei uns im Team, das er ab 1. Januar dann führen wird. Er war – ähnlich wie ich – viele Jahre Ressortlei­ter beim Express. Dort als Chef der Düsseldorf­er Redaktion. Er kennt die Region, kennt die handelnden Personen. Und ich hatte nicht allzu große Probleme, ihm diese Aufgabe schmackhaf­t zu machen. Und außerdem hat er ja Lisa Zabot an seiner Seite, die die Veranstalt­ung perfekt „fährt“…

Werden Sie denn künftig als Gast teilnehmen?

POLLHEIM Wenn ich auch weiterhin eine Einladung bekomme… Natürlich werde ich auch weiterhin als Gast in der Wetthalle mit dabei sein. Aber Jörg hat den Hut auf, er ist für das operative Geschäft verantwort­lich.

Denken Sie, dass der neue Gastgeber etwas an dem Konzept ändern sollte?

POLLHEIM Nein, zumindest im ersten halben Jahr wird er sich die Veranstalt­ungen genau anschauen. Aber ich habe ihm geraten, nicht an einem erfolgreic­hen Modell zu schrauben. Übrigens: Mit dem identische­n Konzept starten wird er auch am 20. März in Mönchengla­dbach zunächst mit acht Veranstalt­ungen pro Jahr. Und: Die Geschäftsf­ührung von RP und NGZ möchte mich ja auch künftig weiter als Berater an ihrer Seite sehen.

Gibt es eine Branche, die unterreprä­sentiert ist und die Ihr Nachfolger noch „ködern“sollte?

POLLHEIM Wüsste ich eigentlich nicht. Wir haben immer darauf geachtet, dass der Gästekreis nicht monostrukt­uriert ist. Der Mix macht’s. Und das sieht man auch, wenn man mal Mäuschen bei Unterhaltu­ngen spielt und sieht, wer da alles mit wem über was spricht.

Was war das schönste/skurrilste/ peinlichst­e Erlebnis, das Sie dort je hatten?

POLLHEIM Die Anfänge 2006, gemeinsam übrigens mit meiner viel zu früh verstorben­en Freundin Maureen Kunze, waren schon so etwas wie Goldgräber­stimmung. Manchmal waren fast 700 Gäste in der Eventhalle, zum Ende wurde es immer Hardcore für die Leber. So ab Mitternach­t waren noch 20 bis 30 Leute da und dann begann das „Neusser Mikado“. Dann kamen die Killepitsc­h-Flaschen um die Ecke – und bis zwei Uhr ging niemand nach Hause. Punkt zwei schaute einer auf die Uhr und sagte in die Runde: „Wisst ihr eigentlich, dass es schon zwei Uhr ist?“Und das war das Ende der Party…

Gibt es einen Gast, der Sie besonders beeindruck­t hat?

POLLHEIM Wir hatten Minister aus Land und Bund, Handball-Weltmeiste­r, TV-Stars – aber ich wüsste jetzt nicht, wen ich aus den mehr als 30.000 Gästen in den elf Jahren persönlich herauspick­en sollte.

Was machen Sie mit Ihrer bald neu gewonnenen Freizeit?

POLLHEIM Was gibt’s Neuss? besuchen. Im Ernst: Bei mir ist in den vergangene­n Monaten immer mehr der Wunsch gewachsen, endlich mal über meine Zeit frei verfügen zu können. Reisen, seit Jahren unberührte Bücher aus dem Schrank holen, und mein Freund Herbert Napp quengelt auch schon, wann wir endlich in Hummelbach­aue oder auf dem Birkhof unsere Golfrunden drehen. Bei der Bürgerstif­tung oder dem Regenbogen­land in Düsseldorf werde ich mich sicherlich mit einbringen. Also – langweilig wird mir vermutlich nicht werden.

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ARCHIVFOTO: END Ein Abschied mit einem Lächeln: Axel Pollheim wird in Zukunft aber noch Gast in der Wetthalle sein.

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