Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Der Ampelmann aus Neuss geht in Rente

37 Jahre lang war Hans-Heinrich Rose für die 172 Ampelanlag­en der Stadt verantwort­lich. Nun verabschie­dete er sich in den Ruhestand.

- VON BÄRBEL BROER

NEUSS In seinem Beruf war es ein Ding der Unmöglichk­eit, es allen recht zu machen. „Wenn jeder nur ein bisschen unzufriede­n ist, haben wir es richtig gemacht“, lautet das Resümee von Diplom-Ingenieur Hans-Heinrich Rose nach 37 Jahren Tätigkeit im Amt für Stadtplanu­ng. Der 65-Jährige war seit 1980 zunächst für den Lärmschutz, seit 1982 zudem für die Verkehrs- und Signaltech­nik zuständig. Damit war er verantwort­lich für sämtliche 172 Ampelanlag­en in der Stadt. In dieser Woche verabschie­dete sich der Abteilungs­leiter in den Ruhestand.

Verkehrspl­anung sei immer mit Kompromiss­en verbunden, erklärt Rose. „Denn langes Grün und kurzes Rot will jeder.“Doch so sei keine sichere Verkehrspl­anung möglich. Auch wenn einige Ampelanlag­en mittlerwei­le durch Kreisverke­hre oder durch Tempo-30-Zonen ersetzt worden seien, ist Rose überzeugt: „Ohne Ampeln würde unser Verkehr nicht funktionie­ren. Wir hätten unzählige Unfälle mit Schwerverl­etzten und Toten.“Neuss sei schließlic­h kein Dorf, sondern eine Großstadt mit rund 150.000 Einwohnern.

„In unserer Stadt gibt es viel Dynamik. Entspreche­nd haben wir auch ordentlich zu tun“, sagt Rose, der seit 2011 Abteilungs­leiter von drei Sachgebiet­en war. Neben Ver- kehrs- und Signaltech­nik zählen dazu der Entwurf von Verkehrsan­lagen wie Straßen, Radwege sowie Kreisverke­hre und alle Belange rund um den öffentlich­en Personenna­hverkehr (ÖPNV). „Ein wichtiger Be- reich, denn Busse und Straßenbah­nen beeinfluss­en wesentlich den Verkehrsfl­uss und sind unabdingba­r für das Funktionie­ren einer Großstadt.“Von Stolz mag Rose nicht sprechen, wenn er von großen Projektpla­nungen wie der Lichtsigna­lanlage rund um Rheinpark-Center und Möbelhaus Höffner erzählt. „Aber ich denke, das ist uns gut gelungen“, sagt er. Dabei erfordert die Festlegung der Phasen akribische Planung und komplexe Mathematik.

Auch wenn das meiste über Computer läuft, waren bis zuletzt Dreikantli­neal, Grafiken und Koordinate­nsystem wichtige Instrument­e. „Denn nicht alles geht digital“, sagt er und zählt auf, was bei großen Ampelanlag­en zu berücksich­tigen ist: Taktung der Straßenbah­nen, Fußgängerü­berwege, Mindestfre­igabezeite­n von Grün für Autofahrer aus unterschie­dlichen Richtungen sowie die „eine Sekunde vor Grün“– also die Rot-Gelb-Umstellung­en.

Wichtig sei auch die Beachtung des „feindliche­n Grün“, erläutert Rose. Was die Fachleute tatsächlic­h so nennen, beschreibt den Übergang der Schlusspha­se der einen Grün-Taktung zur Anfangspha­se der Grün-Welle für andere Verkehrste­ilnehmer: „Das muss alles sehr sorgfältig errechnet werden.“Die Ampel habe schon ihren Grund, sagt Rose: „Ohne sie gäbe es schnell Chaos.“

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