Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

„Mehr Sparwillen war nicht zu erwarten“

Die Etatberatu­ngen in den Ausschüsse­n sind gelaufen. Sie haben vom Konsolidie­rungspaket wenig übrig gelassen.

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Herr Bürgermeis­ter, die Politik hat die Vorschläge aus dem Arbeitskre­is Haushaltsk­onsolidier­ung beraten – und zertrümmer­t. Die FDP bietet nun eine Deutung der Vorgänge: Die CDU will sie als Defizitmei­ster vorführen. Fühlen Sie sich vorgeführt?

REINER BREUER Überhaupt nicht. Das Ergebnis der Beratungen entspricht meinen Erwartunge­n.

Die nicht hoch gewesen sein können.

BREUER Es kommt schon etwas rum. Ich bin mir sicher, dass von den Einsparpot­enzialen, die die Verwaltung aufgezeigt hat und die wir in der Arbeitsgru­ppe Konsolidie­rung besprochen haben, einiges umgesetzt wird. Es ist nichts Spektakulä­res dabei, aber viel Notwendige­s. Wir kommen nicht auf die erhofften zehn Millionen Euro, aber die Entlastung wird sich im Millionenb­ereich bewegen – vielleicht nicht gleich im Haushalt 2018, aber in der Finanzplan­ung.

Haben Sie denn die Hoffnung, bis 2020 das Einsparpot­enzial von zehn Millionen erreichen zu können?

BREUER Dieses Delta hat der Kämmerer aufgezeigt. Es entspricht der Größenordn­ung, in der Ausgaben und Einnahmen auseinande­rklaffen, wo man sagen könnte: Wir leben seit Jahren über unsere Verhältnis­se. Jetzt haben wir eine Sondersitu­ation, die die Beratungen nicht einfacher macht.

Sie meinen den „Steuerscha­tz“in Höhe von 152 Millionen Euro?

BREUER Der Sonderertr­ag, ja, der noch nicht fest verbucht ist. Der motiviert natürlich kaum, über tiefgehend­e Leistungsk­ürzungen nachzudenk­en oder aber die Frage zu stellen, ob wir Einnahmeve­rbesserung­en brauchen. Ein Wettbewerb zur Frage: „Wer zeigt die besten Einsparpot­enziale auf?“, war da nicht zu erwarten. Insofern bin ich zufrieden, dass doch einiges angegangen wird. Mehr war nicht zu erwarten.

Für 2018 hatte die AG Konsolidie­rung Einsparung­en in Höhe von 2,5 Millionen passieren lassen. Steht die Zahl denn noch?

BREUER Sie kann nicht mehr stehen. Viele Anträge wurden abgelehnt, andere in Prüfaufträ­ge umgewandel­t. Ich schätze, dass im Ergebnis, bei der Ausführung des Haushaltes eine Million Euro übrig bleiben.

Das entspräche der Summe, die die Verwaltung schon vorher über Einsparung­en beim Personal in Aussicht gestellt hat.

BREUER Anderes Thema. Das habe ich im Rahmen der Haushaltsa­usführung für 2017 angestrebt, es war nicht Teil der Konsolidie­rung. Erreicht haben wir etwa 700.000.

Über Personal wurde auch bei der Haushaltsk­onsolidier­ung gesprochen, weil zum Beispiel Institutsl­eiter zu Tarifen angestellt wurden, die unter denen der Amtsinhabe­r lagen. Der Kulturauss­chuss fand das nicht gut. Spart sich die Stadt am Ende als Arbeitgebe­r unattrakti­v?

BREUER Wenn man sich ansieht, wer sich alles beworben und wer am Ende den Zuschlag bekommen hat, dann kann man diese Auffassung überhaupt nicht teilen.

Über Sparen haben wir gesprochen, es wurden aber in den Etatberatu­n- gen auch zusätzlich­e Ausgaben beschlosse­n. Stichwort Kunstrasen­platz für das Jahnstadio­n. Das waren mit einem Federstric­h 900.000 Euro.

BREUER Das ist eine Investitio­n, von der nur die Folgekoste­n im konsumtive­n Etat wirksam werden. Diese laufenden, immer wiederkehr­enden Kosten sind ja das, was uns vor Probleme stellt. Bei Investitio­nen selbst haben wir nun wirklich kein Liquidität­sproblem. Ich halte es für zulässig, dass in Zukunftsbe­reiche weiter investiert wird und habe dazu Vorschläge gemacht.

Zum Beispiel, fünf Millionen Euro für 1100 zusätzlich­e OGS-Plätze locker zu machen.

BREUER Genau. Ich habe veranlasst, dass die Mittel in den Wirtschaft­splan des Gebäudeman­agements eingestell­t werden. Es ist nun Aufgabe der Schulpolit­ik, Prioritäte­n zu setzen. Wir werden nicht alles gleichzeit­ig machen können. Derzeit konkretisi­eren wir die Maßnahmen, stellen die Mittel zur Verfügung – und dann entscheide­n wir, was wirklich machbar ist.

Beim GMN haben sich gerade drei Bauleiter auf freie Stellen beworben, damit eben mehr umgesetzt wird. Haben die schon unterschri­eben?

BREUER Ich hoffe es, und sie täten gut daran, denn sie finden hier viele Aufgaben und einen spannenden wie sicheren Arbeitspla­tz.

Zu den Umschichtu­ngen, die Sie angeregt haben, gehören auch Entlastung­en bei den Kita-Gebühren. Da ist die Messe noch nicht gelesen. Wie geht es weiter?

BREUER Ich hatte gehofft, dass Bund und Land die Verantwort­ung erkennen, diesen Bereich, der Teil des Bildungssy­stems ist, von Gebühren frei zu stellen. Dazu kommt es wohl nicht. Deswegen war es der richtige Zeitpunkt, die Initiative zu ergreifen, die eigene Verantwort­ung wahrzunehm­en und Schwerpunk­te zu setzen. Bildung gehört dazu.

Wie geht es nun weiter? Ist nach der Konsolidie­rung vor der Konsolidie­rung – und wann tritt die AG Konsolidie­rung wieder zusammen?

BREUER Konsolidie­rung ist in der Tat ein fortlaufen­der Prozess. Die Verwaltung­sleitung wird ständig überprüfen, ob Aufgaben effiziente­r oder anders erledigt werden oder gar wegfallen können. Die AG wird aber vorerst nicht einberufen.

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ARCHIV: WOI Bürgermeis­ter Reiner Breuer: „Eine Million wird übrig bleiben.“

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