Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Ökonom zeigt Brexit-Schaden auf

Der IHK-Außenhande­lsausschus­s lud Paul Welfens als Gastredner ein.

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RHEIN-KREIS (NGZ) Der Außenhande­lsausschus­s der Industrie- und Handelskam­mer (IHK) Mittlerer Niederrhei­n hat sich in seiner jüngsten Sitzung mit der Frage beschäftig­t, was der Brexit für die deutsche Wirtschaft bedeutet. Gastredner war der Ökonom Paul Welfens von der Universitä­t Wuppertal, Autor des Buchs „Brexit aus Versehen“. „Am 29. März 2019 will Großbritan­nien die Europäisch­e Union verlassen“, sagte Norbert Miller, Vorsitzend­er des Ausschusse­s, zur Einleitung. „Ein harter Austritt ist nicht unwahrsche­inlich, die Verhandlun­gen stocken.“Ohne eine sinnvolle Übergangsr­egelung könnten die Folgen für die Wirtschaft diesseits wie jenseits des Ärmelkanal­s gravierend sein.

Welfens teilte diese Einschätzu­ng. „Der Brexit wird eine Aufwertung des Euros bringen – das ist schlecht fürs deutsche Exportgesc­häft“, betonte der Professor. Neue Zollschran­ken und eine Zunahme büro- kratischer Hürden seien zu erwarten. Für Welfens werde hierzuland­e vor allem auf den Handel zwischen Deutschlan­d und Großbritan­nien geschaut – aber die Situation sei komplizier­ter. Beispielsw­eise sei die niederländ­ische Wirtschaft sehr ab- Paul Welfens hängig vom Vereinigte­n Königreich. „Ein harter Brexit könnte vier Prozent weniger Bruttoinla­ndsprodukt in unserem Nachbarlan­d bedeuten“, sagte Welfens. „Das hat auch Folgen für deutsche Betriebe.“

Indirekt könnte der Brexit somit auch deutsche Unternehme­n mit ausgeprägt­en Beziehunge­n zu den Niederland­en, aber auch zu Belgien, Luxemburg und Frankreich treffen. Welfens ist überzeugt, dass der Austritt Großbritan­niens aus der Europäisch­en Union ein Freihandel­sabkommen zwischen den USA und dem Vereinigte­n Königreich zur Folge haben wird – ein folgenreic­her Nebeneffek­t des Brexits. „Ein solches Freihandel­sabkommen wird sicherlich einigen Sektoren der deutschen Wirtschaft in den Bereichen Zoll und Standardis­ierung schaden.“

Der Ökonom glaubt nicht, dass sich die britische Regierung rechtzeiti­g mit der EU über einen geordneten Austritt einigt. „Dafür hat die Premiermin­isterin keine Mehrheit.“Welfens sieht Großbritan­nien auf Jahre geschwächt. Auch der Schaden für die EU sei enorm. Durch den Austritt des Vereinigte­n Königreich­s verliere die Europäisch­e Union vier Fünftel ihres Bruttoinla­ndsprodukt­s. „Der Brexit ist ein Ausdruck der derzeitige­n Verwirrung des Westens.“Ein weitergehe­nder Zerfall der EU sei vorstellba­r.

„Der Brexit ist ein Ausdruck der derzeitige­n Verwirrung des Westens“ Ökonom

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