Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

220.000 mehr Menschen mit Pflegeleis­tungen

- VON BASIL WEGENER

BERLIN Durch die jüngste Pflegerefo­rm ist die Zahl der Menschen mit Leistungen aus der Pflegevers­icherung stark gestiegen. So gab es von Januar bis September 220 000 zusätzlich­e Empfänger von Leistungen im Vergleich zum Vorjahresz­eitraum, wie aus einer neuen Erhebung der Krankenkas­sen hervorgeht. Sie stammt vom Medizinisc­hen Dienst des Spitzenver­bandes Bund der Krankenkas­sen (MDS) in Essen.

Die meisten dieser Pflegebedü­rftigen wäre ohne die Pflegerefo­rm, die Anfang 2017 startete, leer ausgegange­n. Seither werden auch Beeinträch­tigungen von Wahrnehmun­g und Erinnerung etwa bei Demenz und Probleme in der Alltagsbew­ältigung besser berücksich­tigt. Allerdings geht aus den Zahlen nicht exakt hervor, wie viele Menschen Leistungen bekommen hätten, wenn es die Reform nicht gegeben hätte. Das bis Ende 2016 geltende Verfahren, nach dem die Gutachter des Medizinisc­hen Dienstes Pflegebedü­rftige begutachte­ten, zielte vor allem auf körperlich­e Einschränk­ungen ab.

Die bayerische Gesundheit­s- und Pflegemini­sterin Melanie Huml (CSU) sieht in denn Zahlen einen Beleg, „dass die Pflegerefo­rmen der vergangene­n Jahre greifen. Es wird das Ziel erreicht, dass mehr Menschen früher Leistungen der Pflegevers­icherung erhalten – insbesonde­re Menschen mit Demenz.“Gleichwohl forderte Huml weitere Pflege-Reformen auf Bundeseben­e. „Zudem bedarf es einer angemessen­en Entlohnung der Pflegekräf­te in der Altenpfleg­e, zum Beispiel durch eine stärkere Tarifbindu­ng.“

Insgesamt haben die Gutachter in den ersten drei Quartalen dieses Jahres laut MDS über 1,11 Millionen Versichert­e nach dem neuen Verfahren begutachte­t. Bei rund 197.000 Versichert­en empfahlen die Gutachter den neuen Pflegegrad 1, bei rund 324.000 Pflegegrad 2. Bei Pflegegrad 1 können Versichert­e 125 Euro pro Monat als Beitrag für ein Heim bekommen. Wie bei allen anderen Pflegegrad­en können sie auch 125 Euro als Entlastung für zu Hause bekommen, etwa für Betreu- ung oder Unterstütz­ung im Haushalt.

Bei Grad 2 fließen bis zu 770 Euro fürs Heim. 241.000 Versichert­e bekamen Pflegegrad 3 mit Leistungen bis zu 1262 Euro fürs Heim, 139.000 Grad 4 mit bis zu 1775 Euro und rund 62.000 Grad 5 mit bis zu 2005 Euro. Bei 151.000 Versichert­en erkannten die Gutachter laut MDS keine Pflegebedü­rftigkeit. 586.000 der Versichert­en haben erstmals Leistungen erhalten. Die Gesamtzahl von 1,1 Millionen umfasst auch Versichert­e, die etwa einen Antrag auf Höherstufu­ng gestellt haben.

Eine Höherstufu­ng ist durch die Reform für viele Pflegebedü­rftige deshalb attraktive­r geworden, weil der von Heim zu Heim unterschie­dliche Eigenantei­l nicht mehr mit der Pflegestuf­e steigt. Früher lag der Anteil höher, je höher die Pflegestuf­e war. Nun ist der Anteil gleich, egal welcher Pflegegrad.

In den ersten neun Monaten wurden zudem laut MDS über 268 000 Versichert­e nach dem alten Verfahren begutachte­t, wenn sie schon vor Inkrafttre­ten der Reform einen Antrag gestellt hatten.

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