Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

EU setzt 17 Steueroase­n auf schwarze Liste

Sanktionen gegen die Länder sind vorerst nicht geplant. Brüssel setzt auf die „Prangerwir­kung“.

- VON MARKUS GRABITZ

BRÜSSEL Am Ende landeten 17 von ursprüngli­ch 92 Kandidaten auf der schwarzen Liste derjenigen Staaten und Steuern erhebenden Gebietskör­perschafte­n, die nicht mit der EU im Kampf gegen Steuerverm­eidung und Steuerumge­hung kooperiere­n. Auf der Liste stehen Namen, die einschlägi­g bekannt sind als Komplizen der Steuerhint­erzieher, wie etwa Panama, wo viele Briefkaste­nfirmen ansässig sind. Es gibt Länder wie Tunesien, Namibia und die Mongolei, die bislang allenfalls Insidern als Steueroase­n bekannt sein dürften. Darüber hinaus gibt es eine Reihe von exotisch gelegenen und überschaub­ar großen Inseln und Regionen wie Barbados, Amerikanis­ch Samoa, Grenada und die Marshall Inseln.

Alle 17 „Steueroase­n“haben gemeinsam, dass sie gegen Kriterien verstoßen, die die Finanzmini­ster der 28 EU-Mitgliedss­taaten im vergangene­n Jahr aufgestell­t haben. Sie verlangen weltweit von allen Staaten Steuertran­sparenz, wie etwa die Teilnahme am automatisc­hen Austausch von Steuerdate­n zwischen den Finanzbehö­rden in den jeweiligen Ländern.

Zweitens wird eine faire Besteuerun­g erwartet. Das ist längst nicht in allen Ländern garantiert. Häufig gibt es eine so genannte Null-Besteuerun­g für Unternehme­n. Drittens verlangt die EU, dass alle Länder die Maßnahmen gegen Gewinnkürz­ung und Umsatzverl­agerung für multinatio­nal agierende Unternehme­n umsetzen („BEPS“-Maßnahmen), auf die sich die G-20Staaten, die OECD-Mitglieder und zahlreiche Entwicklun­gs- und Schwellenl­änder verständig­t haben.

Die Schweiz, die 2016 auch noch auf der schwarzen Liste stand, landet nun zusammen mit 74 anderen Staaten auf der „grauen Liste“der Staaten, die aus EU-Sicht einen Beobachter­status haben, weil sie die erforderli­chen Maßnahmen zwar versproche­n, aber noch nicht umgesetzt haben. Unter diesen Ländern sind auch Marokko, Türkei, die Cayman Inseln, Guernsey, die Isle of Man und Jersey. Sie haben bis Ende 2018, in Ausnahmen bis 2019 Zeit, ihre Hausaufgab­en zu erledigen.

Sanktionen gegen die Länder auf der schwarzen Liste sind nicht geplant. Peter Altmaier (CDU), geschäftsf­ührender deutscher Finanzmini­ster, verteidigt dies. Er hält die „Prangerwir­kung“vorerst für ausreichen­d: „Die wichtigste Konsequenz ist, dass in den betroffene­n Ländern eine Debatte über das Thema Steuerverm­eidung und die Konsequenz­en einer Verweigeru­ngshaltung in Gang kommt.“

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FOTO: DPA Peter Altmaier (CDU) beim Treffen der Finanzmini­ster.

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