Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Alt-Wahlscheid wird zum Pferdezent­rum

Die erfolgreic­hen Reitsportl­er Sarah und Dennis Tolles wollen die Hofstelle, deren Ursprünge in die Karolinger­zeit zurückreic­hen, ausbauen. Dort wird auch der Verein „Förderkrei­s Dressur Neuss“seine Veranstalt­ungen anbieten.

- VON CHRISTOPH KLEINAU

UEDESHEIM Das Gut Alt-Wahlscheid, das auf eine mittelalte­rliche Niederungs­burg (Motte) zurückgeht und vielen auch als Keimzelle von Uedesheim gilt, wird zu einer modernen Reitanlage erweitert. Bauherren sind die Dressurrei­terin und Pferdespor­t-Ausbilderi­n Sarah Tolles und ihr Mann, der Springreit­er und Diplomkauf­mann in der ITBranche Dennis Tolles. Sie schaffen mit dem Bau nicht nur die Grundlage für einen auskömmlic­hen Betrieb des Hofes, sondern auch die Voraussetz­ungen dafür, dass dort ab 2018 der „Förderkrei­s Dressur Neuss“mit bundesweit gut 200 Mitglieder­n seine Basis haben wird.

Die Familie Tolles, so lobt Edda Hupertz vom Förderkrei­s Dressur ihren neuen Kooperatio­nspartner, sei mit der Erweiterun­g der Hofstelle sehr konsequent und mache keine Kompromiss­e. Alleine die neue Reithalle – mit 27 mal 72 Meter groß genug, um bei Wettkämpfe­n und Lehrgängen auch Wertungsri­chter und Publikum zuzulassen – nötigt ihr Respekt ab. „Sensatione­ll“– die Vorfreude ist groß.

Der Gutshof an der Grenze zum Rheinvorla­nd, dessen Anfänge der Altertumsf­orscher Constantin Coenen nach Grabungen im Jahr 1884 in die Zeit der Karolinger (751-911) datiert, steht seit Januar 2000 unter Denkmalsch­utz. Deshalb müssen die Bauherren bestimmte Auflagen einhalten. Die Erdarbeite­n werden von archäologi­schen Sachverstä­ndigen begleitet und alle Neubauten abseits der historisch­en Hofstelle so angelegt, dass das alte Ensemble als Einheit erkennbar bleibt. Die Reithalle selbst habe er so gelegt, sagt Tolles, dass sie den Blick auf die nahe Autobahn zum Teil verdeckt. Deswegen habe er sich schon Sticheleie­n über eine „neue Lärmschutz­wand für Uedesheim“anhören müssen.

In der Vergangenh­eit gehörten zu den Nachbarhöf­en Alt- und NeuWahlsch­eid nach Angaben von Claudia Chehab vom Stadtarchi­v 1,825 Millionen Quadratmet­er Acker- und Weideland. 19,4 Millionen Mark musste die Stadt Neuss für diesen ansehnlich­en Besitz hinblätter­n, als es ihr im Jahr 1968 gelang, die Höfe von der Stadt Düsseldorf zurück zu kaufen. Der hatten diese seit 1912 gehört.

Alt-Wahlscheid war zuletzt nicht mehr bewirtscha­ftet worden und drohte zur Ruine zu verelenden – auch weil die Stadt weder einen Pächter noch einen Käufer fand. Das ändert sich erst im Jahr 2002, als Wilhelm Morschhäus­er die Liegenscha­ft für die Zuchthaltu­ng von Pferden erwarb. 2015, nach Morschhäus­ers Tod und dem Auszug seiner Witwe, übernahmen die damals frisch verheirate­ten Eheleute Tolles das Anwesen. Die Ländereien waren in der Zeit, als der Hof leer stand, aber schon an umliegende Betriebe verpachtet worden, sagt Dennis Tolles, so dass zu seiner Hofstelle heute „nur“noch 18 Hektar Grünland gehören. Das ist aber noch genug, um die Zahl der von Privatleut­en eingestall­ten Pferde von derzeit 26 – plus zwei eigene Tiere und zwölf „Rentner“, die auf Alt-Wahlscheid ihr Gnadenbrot erhalten – um weitere 40 Plätze zu vergrößern. Der Baubeginn für Ställe und Reithalle ist erfolgt. Bezugsfert­ig sollen sie zum 1. Juli 2018 sein.

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ANIMATION: BRÜNINGHOF­F Zwei Stallgebäu­de und eine neue Reithalle entstehen am Gut Alt-Wahlscheid, aus dem ein Zentrum des Pferdespor­ts werden soll.

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