Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Laschet ehrt „Pflegekämp­fer“Werner Schell

Im Zeughaus erhält der Neusser den Verdiensto­rden des Landes. In der ersten Reihe sitzt sein langjährig­e Streitpart­ner.

- VON CLEMENS BOISSERÉE

NEUSS Ein verschmitz­tes Lächeln konnte sich Werner Schell nicht verkneifen. „Er wird es mit Fassung ertragen haben“, sagte der 78-Jährige. Kurz zuvor hatte er vor den Augen von Bundesgesu­ndheitsmin­ister Hermann Gröhe und aus den Händen von NRW-Ministerpr­äsident Armin Laschet den Landesverd­ienstorden erhalten. Eine „streitbare, unüberhörb­are Stimme“sei er für die Pflege, hatte zuvor bereits Laschet in seiner Laudatio im Neusser Zeughaus festgehalt­en. Das Wort „streitbar“wiederholt­e der Aachener Landeschef im Laufe der Rede noch ein weiteres Mal.

Aus gutem Grund, wie Schell anschließe­nd einmal mehr unter Beweis stellte: „Das ist natürlich eine schöne Auszeichnu­ng, aber dafür können sich die Bedienstet­en und Bedürftige­n der Pflege zunächst mal wenig kaufen“, sagte der Ausgezeich­nete – auch im Moment der Anerkennun­g blieb er im Kampfmodus für sein Anliegen. Seit 40 Jahren engagiert sich Schell für Pflege, für mehr Planststel­len, höhere Standards, besser Bezahlung. Dafür erhielt er schon 2013 das Bundesverd­ientkreuz, „das wird nun mit unserem Verdiensto­rden gekrönt“, sagte Laschet mit einem Augenzwink­ern.

Es gehört zu Schells Fähigkeite­n, auf der einen Seite als engagierte­r, leidenscha­ftlicher und lautstarke­r Mahner für bessere Bedingunge­n in der Pflege einzutrete­n – und auf der anderen Seite dabei auch von seinen zeitweilig­en Gegenspiel­ern geschätzt zu werden. So auch vom eingangs erwähnten Hermann Gröhe. Seit ziemlich genau vier Jahren leitet der Neusser CDU-Politiker das Gesundheit­sministeri­um. „Wir fetzen uns immer wieder“, sagte Schell nach der Verleihung – was Gröhe nicht bestreiten, aber doch festhalten wollte: „Er hat sich diese Auszeichnu­ng vollauf verdient. Werner Schell ist eine wichtige Stimme, ein unbequemer Mahner, dessen Ungeduld aber für uns in der Politik auch rückgewinn­end sein kann.“

In diesem harmonisch­en Tonfall war zuvor bereits der gesamte Nachmittag verlaufen, kurz nachdem Laschet gegen 15.30 Uhr rund 120 Gäste – darunter Schell und 17 weitere besondere Verdienstp­ersonen aus NRW – im Zeughaus begrüßt hatte.

Einen „globalen Gesundheit­sengel aus Nordrhein-Westfalen“nannte er Gertrud Reske aus Voerde, die in Nepal eine Spezialkli­nik unter- stützt, in der Menschen nach Unfällen und Fehlbildun­gen kostenlos behandelt werden. Comedian Dieter Nuhr bezeichnet­e Laschet zuvor als „Wohltäter mit Herz und Humor“– der Ratinger ist seit Jahren für die SOS-Kinderdörf­er im Einsatz.Nuhr sagte am Rand der Veranstalt­ung: „Durch diese Arbeit in vielen Ländern dieser Welt, habe ich unser Staatswese­n noch mehr zu schätzen gelernt und bin nun sehr stolz, dass mich dieser Staat auszeichne­t.“

In dieser Stimmung ließ sich dann auch Werner Schell noch zu lobenden Worten unter Neussern hinreißen: „Unter Herrn Gröhe hat sich in der Pflege auch schon ein bisschen was verbessert.“

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NGZ-FOTOS: WOI Werner Schell und Ministerpr­äsident Armin Laschet: Der Neusser erhielt den Landesorde­n. Auch Komiker Dieter Nuhr wurde im Zeughaus ausgezeich­net.
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