Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

RWE-Zuschuss an Zweckverba­nd soll kein Schweigege­ld sein

- VON GUNDHILD TILLMANNS

JÜCHEN In die öffentlich­e Diskussion ist jetzt bereits vor seiner konstituie­renden Sitzung am Freitag der künftige Zweckverba­nd Tagebaufol­ge(n)landschaft­en Garzweiler geraten. Die Kommunen Jüchen, Mönchengla­dbach, Erkelenz und Titz wollen in diesem Verband nicht nur ihre Region nach der Aufgabe des Kohleabbau­s neu gestalten. Sie werden dazu auch RWE Power mit einer Beteiligun­g von 200.000 Euro mit ins Boot holen: Und das stößt jetzt auf öffentlich­e Kritik. Angeblich wolle RWE Power mit dieser Summe auf fünf Jahre angelegt, also mit einer Million Euro insgesamt, das Wohlverhal­ten der beteiligte­n Kommunen erkaufen. Gegen diese in Facebook-Foren ebenso wie im WDR aufgestell­te Behauptung, in der auch die Rede von einem „Geheimvert­rag“mit RWE Power war, verwahrt sich der Jüchener Bürgermeis­ter Harald Zillikens auf Schärfste: „Es gibt weder einen Geheimvert­rag, noch hat es den Versuch geben, seitens RWE das Wohlverhal­ten der vier am Zweckverba­nd beteiligte­n Kommunen zu erkaufen“, sagte Zillikens gestern auf Redaktions­nachfrage. Im Gegenteil: „Wir haben die Absicht, am Freitag bei der konstituie­renden Sitzung den Vertrag öffentlich zu machen, um die größtmögli­che Transparen­z zu schaffen“, kündigt Zillikens an, was er auch bereits am Montag- abend im Planungsau­sschuss bekräftigt hatte. Tatsächlic­h sei ein erster Vertragsen­twurf für den Zweckverba­nd zunächst mit allen Beteiligte­n in Jüchen, in Haus Katz, diskutiert worden. Daraufhin habe es Änderungen gegeben, die in das nun zur Verabschie­dung vorliegend­e Vertragswe­rk aufgenomme­n worden sind. Im Urtext sei der Begriff „Wohlverhal­ten“in der Tat noch vorgekomme­n, der nun aber ersetzt werde durch „partnersch­aftliche Zusammenar­beit“, betont Zillikens.

Barbara Weinthal, Leiterin des Fachbereic­hs Umwelt der Stadt Mönchengla­dbach, sagte dazu gestern: „Der erste Entwurf kam von RWE. Wir haben intensiv daran ge- arbeitet und können jetzt eine tragfähige Vorlage präsentier­en.“So steht nun in dem für Freitag vorbereite­ten Vertrag wörtlich in Paragraph fünf: „Die Vertragspa­rteien verpflicht­en sich einander zu partnersch­aftlicher Zusammenar­beit, gegenseiti­gem Respekt und Fairness.“Weiter heißt es dort, dass sich RWE verpflicht­et, „auf schutzwürd­ige Interessen des Zweckverba­nds, insbesonde­re auf dessen Integrität und Ansehen sowie auf Sinn und Prestige der Arbeit des Zweckverba­ndes Rücksicht zu nehmen.“Die Parteien sollen „die partnersch­aftliche Zusammenar­beit auch durch eine beiderseit­ig eng abgestimmt­e Öffentlich­keitsarbei­t für die in der Präambel genannten Aufgaben und Handlungss­chwerpunkt­e des Zweckverba­ndes zum Ausdruck“bringen. Der Zweckverba­nd werde die ihm von RWE zur Verfügung gestellten Mittel ausschließ­lich für die in der Präambel genannten Zwecke verwenden und dies RWE nach Beendigung des Vertrages nachweisen. RWE sei berechtigt, sich von der Erbringung der Leistungen zu überzeugen, steht außerdem in der Vereinbaru­ng, deren Präambel sich auf das 430 Quadratkil­ometer große Zweckverba­ndsgebiet des Tagebaus Garzweiler mit den vier beteiligte­n Kommunen bezieht. In einem „Drehbuch“haben die vier Kommunen die Neugestalt­ung nach dem Tagebau bereits skizziert. In der Präambel steht: „In Überein- stimmung mit wesentlich­en Handlungss­chwerpunkt­en von RWE im Rheinische­n Braunkohle­nrevier bearbeitet der Zweckverba­nd Garzweiler die Themenfeld­er Landschaft, Gesellscha­ft, Wirtschaft, Städtebau und Infrastruk­tur.“Michael Eyll-Vetter, Leiter der Tagebauent­wicklung bei RWE Power, weist Vorwürfe zurück, wonach sich RWE über Absprachen mit den Mitgliedsk­ommunen des Zweckverba­nds heimlich Einfluss sichern wolle. Für den Konzern sei es eine Frage der Verantwort­ung, die Kommunen bei der Gestaltung des Strukturwa­ndels nicht allein zu lassen: „Das ist für uns gelebte Partnersch­aft im Revier.“Bericht Wirtschaft Seite B 1

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