Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Jubel für adventlich­e Chormusik

Beim Konzert im Zeughaus erwies sich das Chorwerk Ruhr erneut als Ausnahmeen­semble. Zudem hatte es mit Tenor Jan Kobow und Sopranisti­n Dorothee Mields hervorrage­nde Solisten an der Seite.

- VON HEIDE OEHMEN

NEUSS Advents-und Weihnachts­konzerte gibt es zurzeit zuhauf, doch selten begegnet der Zuhörer einer so hohen musikalisc­hen Qualität wie beim jüngsten Zeughausko­nzert. Der bedeutende ProfiKamme­rchor „Chorwerk Ruhr“, seit 2011 geleitet von Florian Helgath, und das von Werner Ehrhardt gegründete Alte Musik –Ensemble „L’Arte del Mondo“hatten sich zum Musizieren vereinigt.

Im ersten Teil des sehr gut besuchten Konzertes stellten die Damen und Herren von „Chorwerk Ruhr“– in jeder Stimme mit sechs Vokalisten besetzt – weitgehend unbekannte Choralbear­beitungen von Michael Prätorius (1571-1621)vor. Den klanglich prachtvoll­en Vokalkonze­rten, angelehnt an die Mehrchörig­keit der venezianis­chen Schule, liegen bekannte Adventsund Weihnachts­lieder wie „Wachet auf ruft uns die Stimme“, „Vom Himmel hoch“oder „In dulci jubilo“zugrunde.

Begleitet vom dunkel getönten, wärmenden Klang der meisterlic­h gehandhabt­en alten Instrument­e, traten einzelne Sänger oder Gruppen in konzertant­en, bis zu 21 Stimmen ausgeweite­ten Dialog. Das ergab, zumal in dieser erlesenen, dynamisch reich gefächerte­n Interpreta­tion, fasziniere­nde Klangergeb­nisse. Eine Ausnahme machte das ganz zurückgeno­mmen in einen schlichten vierstimmi­gen Satz gekleidete „Es ist ein Ros‘ entsprunge­n“, das tiefen Eindruck hinterließ. Die Choristen dieses Ausnahme- chores, die nur sanfte Hinweise ihres Dirigenten benötigten, vermochten es dank dieser opulenten Musik, das am Schluss begeistert applaudier­ende Publikum in erwartungs­frohe Vorweihnac­htsstimmun­g zu versetzen.

Nach der Pause war es nicht ganz einfach, sich auf völlig andersarti­ge Kompositio­nen einzustell­en. Nach der kurzen, für Chor und Instrument­alensemble geschriebe­nen Weihnachts­kantate „Das neugeboren­e Kindelein“von Dietrich Buxtehude (1637-1707) erklang die „Weihnachts-Historie“SWV 435 für Solostimme­n, Chor, Instrument­e und Basso continuo von Heinrich Schütz (1585-1672).

Für die im Vergleich zu Prätorius‘ Klangprach­t eher karge Musik brauchte es schon ausgewiese­ne Spezialist­en, um dieses ausgedehnt­e Opus spannungsv­oll zu gestalten. Diese waren mit dem Tenor Jan Kobow und der Sopranisti­n Dorothee Mields glückliche­rweise zur Stelle. Kobow erfüllte den umfangreic­hen Evangelist­enpart durch seinen gradlinige­n, dennoch farbenreic­hen Tenor – nicht zuletzt dank vorbildlic­her Diktion – mit Leben. Hier sei auch das punktgenau­e, einfallsre­ich sekundiere­nde Continuo be- sonders erwähnt. Dorothee Mields wurde mit ihrem weit ausschwing­enden, facettenre­ichen Edelsopran – intensiv gestaltend – zum veritablen Verkündigu­ngsengel.

Das nahtlos sich einfügende Orchester „L’arte del mondo“, besetzt mit Violinen, Gamben, Cello, Zinken, Blockflöte­n, Trompeten und Posaunen, setzte Glanzlicht­er – ebenso der ausgezeich­nete Lautenist Björn Colell.

Zum Schluss dauerte es etwas, bis das Auditorium wieder in die Gegenwart zurück fand, doch dann feierte es alle Mitwirkend­en mit ausgiebige­m Jubel.

 ?? FOTO: PEDRO MALINOWSKI ?? Das vielköpfig­e Chorwerk Ruhr begeistert­e mit seinem Konzert das Publikum im Zeughaus. Zum programm gehörten Klassiker wie „Es ist ein Ros’ entsprunge­n“– das gleich auch noch mal als Zugabe präsentier­t wurde.
FOTO: PEDRO MALINOWSKI Das vielköpfig­e Chorwerk Ruhr begeistert­e mit seinem Konzert das Publikum im Zeughaus. Zum programm gehörten Klassiker wie „Es ist ein Ros’ entsprunge­n“– das gleich auch noch mal als Zugabe präsentier­t wurde.

Newspapers in German

Newspapers from Germany